Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Provokateur
Über fehlende Kritiker kann sich Markus Söder (CSU) nicht beschweren. Genau wie über fehlende Aufmerksamkeit. Beides ist dem bayerischen Finanzund Heimatminister seit Jahren garantiert. Mal weil Söder die Flüchtlingspolitik beschimpft und etwa den „Heimatschutz“ausruft, mal weil er auch vor Kritik an Parteifreunden und den Kirchen nicht zurückschreckt.
Für seine Art feiern große Teile der CSU-Mitglieder und -Wähler Söder, der am Donnerstag 50 Jahre alt wird. Dagegen ist sein Image außerhalb des Freistaates umstritten: Er gilt als Scharfmacher, Populist, Provokateur. „Diese Kritik muss man wegstecken können. Wer mich kennt, weiß, dass mich diese Beschreibungen nicht richtig charakterisieren“, sagt er.
Der einstige Einserabiturient weiß, dass seine politische Karriere von diesem Spannungsfeld lebt. Als karrierebewusster Stratege hat Söder daraus ein Alleinstellungsmerkmal kreiert, einen bundesweit funktionierenden Markenkern, inklusive regelmäßiger Talkshow-Besuche. Dank sozialer Netzwerke ist Söder so gut wie immer online, ob mit Fotos seiner Weihnachtsgans oder politischen Botschaften – nur bei Twitter macht er wegen unkontrollierbarer Beschimpfungen eine Pause.
Viele seiner Unterstützer fürchten, dass dieser Habitus ihn das große Ziel kosten könnte: als Nachfolger von Horst Seehofer den CSU-Chefsessel und das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten übernehmen. Wo immer Söder hinkommt, wird er darauf angesprochen.
Dank Seehofer ist das CSUPersonalkarussell derzeit jedoch voll in Fahrt. Mit der ins Spiel gebrachten Koppelung des Parteivorsitzes an einen Ministerposten in Berlin sorgte Seehofer in der Partei für Unruhe. Söder will unter keinen Umständen nach Berlin: „Ich fühle mich in Bayern einfach wohl.“Mit Blick auf seinen 50. Geburtstag gibt er sich gelassen. „Mein 40. hat mir schon zu denken gegeben“, erinnert er sich. Die Jahre zwischen 40 und 50 seien wichtig, weil dann alle Weichen für die Zukunft gestellt würden. „Ab 50 beginnt im Leben eines Mannes die Zeit der Ernte“, zitiert er seinen Vater. (dpa)