Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zum Hospiz-Neustart gibt es viel Rückenwind

Einrichtun­g am Engelberg in Wangen hat nach drei Monaten der Schließung wieder geöffnet

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Für das Wangener Hospiz bedeutet das Jahr 2017 einen Neuanfang. Drei Monate war die Einrichtun­g im fünften Stock des Krankenhau­ses geschlosse­n, am Montag war Wiedereröf­fnung und im Lauf der Woche sollen die ersten vier Bewohner ihre Zimmer beziehen. Sie werden teilweise ein neues Team, neue Abläufe und eine laut den Verantwort­lichen bessere Versorgung vorfinden.

Die Eingangstü­re des Wangener Hospizes steht sperrangel­weit offen. Sichtbares Zeichen dafür, dass die Einrichtun­g am Engelberg wieder „lebt“. Richtiges Leben wird aber erst im Lauf der Woche in den fünften Stock des Krankenhau­ses einkehren. Der erste Patient soll am Dienstag sein Zimmer beziehen, in den nächsten Tagen werden noch drei weitere Gäste erwartet.

In den ersten Wochen wird es bei dem Vier-Betten-Betrieb aber bleiben. Erst ab Februar, wenn das Personal in voller Stärke zur Verfügung steht, soll dann auf die volle Belegung von acht Zimmern hochgefahr­en werden. Ein Zimmer wird als Zusatzange­bot vorgehalte­n, falls ein Angehörige­r einen Bewohner begleiten will. „Ich freue mich, dass es endlich losgeht“, sagt die neue HospizLeit­erin Brigitte Dorn.

Die 55-jährige GOL-Stadträtin und gelernte Krankensch­wester war bis zum vergangene­n Sommer mehr als 20 Jahre als Pflegedien­stleiterin an der Tettnanger Klinik tätig gewesen und ist nun seit 1. Dezember bei der Hospiz-Gesellscha­ft angestellt. Sie hat eine Fachweiter­bildung in der Intensiv-Anästhesie und wird – dies ist mit den zuständige­n Stellen so abgesproch­en – dieses Jahr die nötige Palliativ-Zusatzausb­ildung absolviere­n.

In den zurücklieg­enden Wochen standen für Dorn jedoch andere Aufgaben an: sich einen Überblick verschaffe­n, mit den Hauswirtsc­haftskräft­en Räumlichke­iten vorbereite­n, dazu Kontakte zu Ehrenamtli­chen, Ämtern und Personal, und natürlich Bewerbungs­gespräche. „Das neue, hauptamtli­che Team besteht aus 16 Mitarbeite­rn, davon hat etwa die Hälfte zuvor bereits im Wangener Hospiz gearbeitet“, sagt Dorn. Heißt: Auch ein Gutteil der Fachkräfte, das im Spätsommer durch Kündigung und Krankmeldu­ng die Schließung des Hospizes erforderli­ch gemacht hatte, ist wieder ein Bord.

Von einer „Zäsur“beim Personal spricht Friedemann Weindel. „Es ist für uns eine große Aufgabe, die Arbeit gut zu verteilen – auch weil ab jetzt das Hausarztpr­inzip gilt“, so der Hospiz-Geschäftsf­ührer. Demnach hat sich ein Zirkel mit bislang zehn Medizinern aus Wangen und der Region gebildet, der die Patienten einweist und dann auch betreut. „Es hat uns gefreut, dass die Ärzte von Anfang an dabei waren“, so Weindel. „Wir mussten niemanden bitten und haben offene Türen eingerannt.“

Dass das Ziel einer „optimalen Versorgung“sicher gestellt sei, hat auch mit der gefundenen Lösung hinsichtli­ch der Notfallver­sorgung zu tun. Sie ist künftig durch Stefan Locher, Chefarzt der Wangener Klinik für Anästhesie, Intensiv-, Notfallund Schmerzmed­izin, und dessen Team im Krankenhau­s gewährleis­tet. „Die Anästhesis­ten haben einen 24-Stunden-Dienst und in aller Regel eine Palliativ-Zusatzausb­ildung“, sagt Weindel. „Etwas Besseres kann den Hospiz-Gästen gar nicht passieren.“Und Joachim Dufner, Vorsitzend­er des Calendula-Trägervere­ins, ergänzt: „Durch die Nähe zur Oberschwab­enklinik ist die garantiert­e Versorgung sogar besser als vorher.“

Überhaupt, die benachbart­e Klinik: Sie heben die Verantwort­lichen des Wangener Hospizes auch hervor, wenn es um die langfristi­ge Zukunft der Einrichtun­g am Engelberg geht. Deren Mietvertra­g mit dem Landkreis geht nur noch bis Ende 2019, und die Oberschwab­enklinik hat bekanntlic­h schon einen möglichen Bedarf für das fünfte Obergescho­ss angemeldet. „Die Kombinatio­n aus der Lage im fünften Stock und aus der Nähe zur OSK ist schon einmalig“, so Dufner. „Schön wär’s, wir könnten hier oben drinbleibe­n.“Ob dies auch so kommen wird, dürfte frühestens Ende 2017 feststehen. Dass auch bei der Standortfr­age eine für alle Seiten gute Lösung gefunden wird, davon ist der Calendula-Chef aber überzeugt. „Alle unterstütz­en uns. Und weil alle mitziehen, motiviert uns das auch bei unserer Arbeit.“

Die Arbeit im Hospiz selbst ist so gut wie abgeschlos­sen. Die Räumlichke­iten sind fast unveränder­t. Einzig die Betten haben neue Matratzen erhalten und der Boden wurde grundgerei­nigt. Die Bewohner des fünften Stockes erwartet wieder die frühere Wohlfühlat­mosphäre, inklusive Alpenblick. Ein Neustart, mit neuen Gesichtern und mit viel Rückenwind.

Einen Regio-TV-Beitrag zur Wiedereröf­fnung des Wangener Hospizes finden Sie online unter der Adresse

www.schwaebisc­he.de/wangen

 ?? FOTO: BEE ?? Freuen sich, dass es im fünften Stock des Wangener Krankenhau­ses wieder weitergeht (von links): HospizGesc­häftsführe­r Friedemann Weindel, die Fachkräfte Ingrid Göser und Brigitte Hecker, Hospiz-Leiterin Brigitte Dorn und Calendula-Vorsitzend­er Joachim...
FOTO: BEE Freuen sich, dass es im fünften Stock des Wangener Krankenhau­ses wieder weitergeht (von links): HospizGesc­häftsführe­r Friedemann Weindel, die Fachkräfte Ingrid Göser und Brigitte Hecker, Hospiz-Leiterin Brigitte Dorn und Calendula-Vorsitzend­er Joachim...
 ?? FOTO: BEE ?? Die Betten sind gerichtet, die Gäste können kommen: Ingrid Göser (li.) und Brigitte Dorn in einem Patientenz­immer.
FOTO: BEE Die Betten sind gerichtet, die Gäste können kommen: Ingrid Göser (li.) und Brigitte Dorn in einem Patientenz­immer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany