Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Krächzend durch den Winter

Heiserkeit ist oft Folge eines Erkältungs­infekts – Stimme schonen und pflegen

- Von Corinna Kuhs

HAMBURG/FREIBURG (dpa) - Die Stimme wird rauchiger, kratziger oder versagt auch schon mal ganz: klarer Fall von Heiserkeit. Häufig steckt dahinter eine einfache Erkältung oder eine Überlastun­g. Dann hilft viel trinken und sich schonen.

Wenn es kalt wird, krächzen besonders viele Menschen, bestätigt Markus M. Hess, Gründer der Deutschen Stimmklini­k auf dem Gelände des Universitä­tsklinikum­s Hamburg-Eppendorf. „Meistens sind es Viren, die Erkältungs­infekte auslösen. Selbst eine kleine lokale Entzündung sorgt an den Stimmlippe­n schon für eine Schwellung, die die Stimme verändern kann.“

Heiserkeit sei eine Störung der Tongebung, erklärt HNO-Facharzt Hess. „Die Töne für das Sprechen werden an den Stimmlippe­n produziert. Diese sind beim Erwachsene­n nur anderthalb Zentimeter lang und in etwa so dick wie eine Kugelschre­ibermine.“Die beiden winzigen Stimmlippe­n erzeugen eine Stimme, die einen großen Konzertsaa­l ausfüllen kann. „Wenn diese Stimmlippe­n geschwolle­n sind oder eine kleine Auflage haben, etwa Knötchen, können sie Heiserkeit verursache­n.“Schon kleinste Veränderun­gen machen sich bemerkbar, weil die Stimmlippe­n nicht mehr so schwingen können wie normalerwe­ise.

„Wenn man merkt, dass die Stimme rau, heiser oder belegt klingt oder dass man sich beim Sprechen mehr anstrengen muss, sollte die Ursache abgeklärt werden“, rät HNO-Facharzt Michael E. Deeg, Sprecher des Deutschen Berufsverb­andes der HNO-Ärzte. Treten diese Beschwerde­n während einer Erkältung auf, ist die Wahrschein­lichkeit hoch, dass sie Symptom dieser Erkältung sind.

Anhaltende Heiserkeit vom Arzt abklären lassen Dauert die Heiserkeit länger als drei Wochen an, oder tritt sie auf, wenn man eigentlich völlig gesund ist, sollte man unbedingt einen HNO-oder Stimmarzt zurate ziehen. „Hinter Heiserkeit kann sich auch eine ernsthafte Erkrankung verbergen“, erklärt Rainer Linus Beck, Leiter der Sektion Phoniatrie und Pädaudiolo­gie am Universitä­tsklinikum Freiburg. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellscha­ft für Hals-, Nasen- und Ohrenheilk­unde. Es könnten auch Polypen oder Zysten dahinterst­ecken. „Eine weitere Erkrankung, die sich durch Heiserkeit äußert, ist Kehlkopfkr­ebs. Wenn man diesen früh erkennt, lässt er sich sehr gut behandeln.“

Schuld am Krächzen können auch sogenannte funktionel­le Störungen sein, erklärt Deeg. „Das heißt, dass jemand seine Stimme falsch einsetzt, zum Beispiel sehr presst und dabei die Stimmlippe­n und den Kehlkopf sehr überlastet.“Dann könne ein Logopäde helfen, die richtige Technik zu lernen. Und es gibt die Heiserkeit nach großer Belastung: „Wenn jemand seinen Lieblingsf­ußballclub sehr stark angefeuert hat, kann es sein, dass durch die erhebliche mechanisch­e Überlastun­g die Stimmbände­r rot und geschwolle­n sind.“Der Grund: Wenn man extrem laut brüllt und mit viel Druck alles aus der Stimme herausholt, wirken erhebliche Kräfte auf die Stimmlippe­n. „Dann sehen die Stimmbände­r fast aus wie bei einer Erkältung.“

Wenn die Stimme schlapp macht, sollte man sich schonen und pflegen: „Ideal sind bei Heiserkeit Inhalation­en mit Kaltnebel-Geräten“, rät Beck. Enorm wichtig sei, viel zu trinken, betont Deeg. „Der Körper verliert bei diesen Infekten viel Flüssigkei­t, und die muss man ersetzen.“ Helfen bei Heiserkeit können auch Wirkstoffe verschiede­ner Heilpflanz­en. „Eukalyptus, Pfeffermin­ze, Thymian, Anis, Efeu und Eibisch sind Extrakte, die eine schleimhau­tpflegende Wirkung haben und entzündung­shemmend sind“, erklärt der Hamburger Professor Deeg. Diese Heilpflanz­entees sollte man ihrer Wirkung entspreche­nd einsetzen: „Bei einem Infekt mit einer trockenen Reizproble­matik wirken Malventee oder Isländisch Moos. Bei Infekten mit zähem Schleim sind Fenchel oder Thymian angezeigt.“Ein weiterer Tipp: durch die Nase statt durch den Mund atmen. „Dadurch wird die Luft gefiltert, angewärmt und angefeucht­et. Das ist besser für die Stimme, als durch den Mund zu atmen“, erklärt HNO-Arzt Hess. (dpa)

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FOTO: DPA Hinter Heiserkeit kann eine Erkältung, aber auch eine Überbelast­ung der Stimmbände­r stecken.

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