Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Trainer Cramer verteidigt gesperrte Russen
Dopingproblematik sorgt bei Tour de Ski weiter für Gesprächsstoff – Tim Tscharnke als deutscher Lichtblick
OBERSTDORF (dpa/SID) - Markus Cramer ist vor der nächsten Etappe der Tour de Ski, die den Langlauftross ab heute nach Oberstdorf führt, wohl der gefragteste deutsche Interview-Partner im Lager der Ski-Langläufer. Und das nicht nur, weil der Sauerländer Trainer des Tour-Dominators Sergej Ustjugow ist. Auskunft zu seinem russischen Schützling, der in Val Müstair die beiden ersten Tour-Etappen gewann, gibt Cramer gern. Unangenehmer sind ihm die Fragen zu seinen Schützlingen Alexander Legkow und Jewgeni Below, die nach dem McLaren-Bericht wegen mutmaßlicher Dopingverstrickungen vom Weltverband FIS suspendiert sind.
„Was soll ich erzählen? Während der zur Disposition stehenden Zeiten war ich im Deutschen Skiverband beschäftigt. Ich kann nur das sagen, was ich von den Betroffenen höre und was ich mir nach meinen in Russland gemachten Erfahrungen zusammenreime“, sagt Cramer, der seit 2015 für Russland arbeitet.
Der Trainer verweist auf Legkows sauberen Anti-Doping-Pass. Von August 2013 bis Juli 2014, also in der Zeit der Olympischen Winterspiele 2014, wurde Legkow 20-mal getestet, davon 16-mal im Ausland. Alle Proben waren negativ. Eine von Cramers ersten Ansprachen an die gemischte Gruppe war: „Kein Doping. Wir müssen durch Leistungen überzeugen. Nur die sind Argumente für einen sauberen Sport“, sagt er.
Umso schockierter war er nach dem McLaren-Bericht. Cramer hofft, dass sich bald vieles klären lässt und die Suspendierung aufgehoben wird. „Ich stehe ungern an vorderster Front. Mir wäre es lieber, die Athleten können bald wie Ustjugow wieder Sieger-Interviews geben.“
Davon ist Tim Tscharnke noch einiges entfernt, dennoch kann der Deutsche wieder lachen. Nachdem er am Sonntag von Startplatz 65 auf Rang 24 nach vorne gelaufen war, sagte er: „Darauf kann man aufbauen.“Tscharnke findet nach einem Jahr voller Krankheiten und Blessuren langsam wieder zurück in die Spur
Dass der 27-Jährige mit seiner Aufholjagd dennoch der Beste seiner Mannschaft war, zeigt deutlich, wie weit die Athleten des Deutschen Skiverbands (DSV) derzeit von der Weltspitze entfernt sind.