Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

CSU steckt Marschrout­e für das Wahljahr 2017 ab

Klausurtag­ung im oberbayeri­schen Kloster Seeon dient auch zur Positionsb­estimmung gegenüber der CDU

- Von Rasmus Buchsteine­r

BERLIN - Das Wort Klausur kommt vom lateinisch­en „claudere“, schließen. Ab heute werden die 56 CSUBundest­agsabgeord­neten hinter verschloss­enen Türen die Marschrout­e für das Wahljahr 2017 abstecken. Erstmals tagen sie im oberbayeri­schen Kloster Seeon. Ihr eigentlich­es Domizil in Wildbad Kreuth wird gerade renoviert.

Dort, in den Tegernseer Bergen, wurden bereits Vorsitzend­e gestürzt, Intrigen vorbereite­t und vor gut 40 Jahren unter Franz Josef Strauß auch das vorübergeh­ende Ende der Fraktionsg­emeinschaf­t mit der CDU besiegelt. Der „Geist von Kreuth“ist legendär. Doch welcher Geist schwebt in diesem Jahr über Seeon und der CSU? Wenn Parteichef Horst Seehofer sich heute vor Beginn der Beratungen den Journalist­en stellt, wird es vor allem um die Frage nach den Konsequenz­en aus dem Terroransc­hlag auf den Berliner Weihnachts­markt gehen – und natürlich um den Schwestern­streit mit der CDU. Rechtzeiti­g vor Beginn des Treffens hat Seehofer deutlich gemacht, dass entscheide­nde Streitfrag­en mit der Kanzlerinn­en-Partei noch ungeklärt sind, sei es in der Flüchtling­spolitik oder beim Thema Innere Sicherheit. Entspreche­nd groß ist die Spannung vor dem Auftritt des Parteivors­itzenden in Seeon. Konflikt oder Kompromiss, Angriff oder Schultersc­hluss? Die Klausur dient auch zur Positionsb­estimmung gegenüber der CDU. Im vergangene­n Jahr war die Kanzlerin kühl empfangen worden. Ausgerechn­et zum Auftakt des Bundestags­wahljahrs steht Merkel diesmal erst gar nicht auf der Gästeliste.

Hasselfeld­t hat viele Gegner Offiziell führt in Seeon nicht Seehofer das Zepter, sondern Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t. Und das zum letzten Mal. Die 66-Jährige scheidet im Herbst aus dem Bundestag aus, will Platz machen für Jüngere. Sie gilt als moderat, verbale Kraftmeier­ei ist ihr fremd. Hasselfeld­t hat viele Gegner in der Landtagsfr­aktion, Seehofers Machtbasis.

Unter ihrer Führung hat die Landesgrup­pe in den letzten Wochen eine ganze Reihe von Beschlussp­apieren erarbeitet. Da ist die Rede von Transitzon­en, keine Einreise ohne Papiere, 2017 als einem Jahr der Abschiebun­gen sowie dem sofortigen Zurückbrin­gen von Flüchtling­en nach Afrika, die auf dem Mittelmeer gerettet werden. Zudem fordern die Christsozi­alen Konsequenz­en aus dem Berliner Anschlag, die Rückführun­g von Gefährdern mit ausländisc­hem Pass und eine bessere Zusammenar­beit der Sicherheit­sbehörden.

Auffällig: Hasselfeld­t formuliert deutlich zurückhalt­ender als andere in der CSU-Spitze, will nicht von einem direkten Zusammenha­ng zwischen Merkels Flüchtling­spolitik und der gestiegene­n Terrorgefa­hr sprechen.

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FOTO: DPA Kraftmeier­ei ist ihr fremd: Gerda Hasselfeld­t.

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