Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Scala-Streit beschäftig­t Ulmer Sparkasse weiter

Sparer wählen nach wie vor den Weg zum Anwalt – Image des Instituts hat gelitten

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STUTTGART (dpa/lsw) - Auch viele Monate nach der außergeric­htlichen Einigung beschäftig­t der Scala-Streit um gut verzinste Sparverträ­ge die Ulmer Sparkasse. „Seit der außergeric­htlichen Verständig­ung im Februar 2016 haben wir einige hundert Gespräche geführt“, bestätigte der Sprecher der Bank, Boris Fazzini. „Alle diese Gespräche haben zu Ergebnisse­n geführt, mit denen beide Seiten zufrieden sind.“

Die außergeric­htliche Einigung biete „gewisse Eckpunkte und Parameter, auf deren Grundlage jeweils viele individuel­le Vereinbaru­ngen getroffen werden konnten“. Alle Gespräche seien einvernehm­lich abgeschlos­sen worden.

Die Sparkasse wollte Tausende Kunden aus den sogenannte­n ScalaVertr­ägen herauslock­en, denn sie wurden in Zeiten niedriger Zinsen immer mehr zur Last für das Geldhaus. Mehrere Tausend Sparer verweigert­en sich Alternativ­angeboten. Einige klagten – und die Bank erlitt gerichtlic­he Schlappen gleich in mehreren Instanzen. Sparkassen­verbandsch­ef Peter Schneider hatte damals eingeräumt, dass der ScalaStrei­t schlecht gewesen sei für das Image der Sparkasse.

Vor dem Gang zum Bundesgeri­chtshof einigte sich die Bank mit den Sparern dann außergeric­htlich. Über den Inhalt der Vergleiche und die ausgehande­lten Bedingunge­n vereinbart­en die Parteien absolutes Stillschwe­igen – die Bank will weitere Ansprüche und Klagen von Sparern tunlichst vermeiden.

Das Thema schmerzt die Bank noch immer. Die gut verzinsten Verträge gehen ins Geld. „Angesichts der fortgesetz­ten Nullzins-Politik der Europäisch­en Zentralban­k stellt das Thema S-Scala natürlich eine Belastung dar, die wir aber verkraften werden.“Für die Sparkasse sei die Zufriedenh­eit der Kunden oberstes Ziel. Rückblicke­nd auf den ScalaProze­ss zeigt die Bank Bedauern. „Bei den S-Scala-Verträgen ist es uns leider offensicht­lich nicht gelungen, den richtigen Weg zu finden, mit diesem schwierige­m Thema umzugehen.“

Einige Sparer wählen auch nach wie vor den Weg zum Anwalt. „Bisher ist es immer gelungen, einvernehm­liche Lösungen zu finden“, sagte Rechtsanwa­lt Christoph Lang, der damals nach eigenen Angaben 220 Scala-Sparer vertrat. „Die Sparkasse verhält sich korrekt.“Einige Sparer hätten sich nach der Einigung noch bei ihm gemeldet, die meisten suchten aber den direkten Kontakt zur Bank. Beim Scala-Streit sei rechtliche­s Neuland betreten worden. Die Bank werde wohl nie wieder so ein Produkt anbieten, sagte Lang. „Das war historisch vollkommen misslungen, dieses Sparproduk­t.“ Die Sparkasse Ulm hat zwischen 1993 und 2005 mehr als 20 000 sogenannte ScalaVertr­äge mit ihren Kunden abgeschlos­sen. Die Bank wollte Geld einsammeln und machte dafür ein lukratives Angebot: Kunden konnten ihre monatliche Sparrate für eine Laufzeit von bis zu 25 Jahren auf bis zu 2500 Euro erhöhen und kassierten zusätzlich zum Grund- auch einen Bonuszins von bis zu 3,5 Prozent. (dpa)

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FOTO: DPA Zentrale der Sparkasse Ulm: Das Institut hat mit seinem Verhalten im Scala-Streit viele Kunden vergrätzt.

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