Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mehr Reisende, weniger tödliche Unfälle

2016 war aus Sicht der Branche eines der sichersten Jahre der zivilen Luftfahrtg­eschichte

- Von Ralf Krüger

HANNOVER (dpa) - Die weltweit sichersten Fluggesell­schaften kamen Flugunfall­untersuche­rn zufolge auch im vergangene­n Jahr aus dem asiatisch-arabischen Raum. Das geht aus einer vorab veröffentl­ichten Studie des Hamburger Flugunfall­büros „Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre“(JACDEC) fürs Luftfahrtm­agazin „Aero Internatio­nal“hervor. Ihren Spitzenpla­tz als weltweit sicherste Airline behauptete demnach erneut die Fluggesell­schaft Cathay Pacific aus Hongkong, gefolgt von der Air New Zealand, Hainan Airlines aus China und Qatar Airways. Sicherste europäisch­e Fluggesell­schaft bleibt die niederländ­ische KLM auf Rang fünf. Die deutschen Gesellscha­ften Lufthansa und Air Berlin belegen in der JACDEC-Sicherheit­sliste der 60 größten Airlines erneut die Plätze 12 und 20.

Im Mittelfeld sind auch zwei Billig-Airlines vertreten: die britische EasyJet (28.) und die irische Ryanair, die auf Rang 34 noch einen Platz vor der Swiss landete.

Das Fliegen wird Jahr für Jahr sicherer „Der positive Trend in der Flugsicher­heit setzte sich auch im vergangene­n Jahr weiter fort“, schreiben die Autoren der Studie mit Blick auf das relativ ereignisar­me Unfalljahr 2016 in der Zivilluftf­ahrt. Obwohl es bei den 60 Fluggesell­schaften mit der weltweit größten Verkehrsle­istung einige Flugzeugto­talverlust­e gab, war unter den Insassen der betroffene­n Maschinen kein einziges Todesopfer zu beklagen.

Bei ihrer Wertung berechnen die JACDEC-Unfallfors­cher die Verkehrsle­istung der Airline gegen die Anzahl der Zwischenfä­lle und Totalverlu­ste der vergangene­n 30 Jahre. Sowohl das Hamburger Flugunfall­büro als auch das Aviation Safety Network (ASN) in den Niederland­en zählen 2016 zu den sichersten Jahren der Zivilluftf­ahrt. Während JACDEC 321 Todesfälle weltweit zählte, kommt ASN aufgrund einer anderen Zählweise nach vorläufige­n Angaben auf 325 Luftfahrtt­ote. Schlimmste­s Unglück war der Absturz einer Chartermas­chine der bolivianis­chen Fluggesell­schaft LaMia bei Medellín in Kolumbien, bei dem 71 Menschen starben, unter ihnen 19 Fußballer des brasiliani­schen Erstligist­en AF Chapecoens­e.

Zweitsiche­rstes Jahr in der Geschichte der Luftfahrt Nach 2013 sei das vergangene Jahr das zweitsiche­rste Jahr in der Geschichte der zivilen Luftfahrt gewesen, hatte auch der Bundesverb­and der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft (BDL) erklärt. In Europa oder den USA gilt die Wahrschein­lichkeit eines tödlichen Unfalls beim Fahrradfah­ren weit höher als beim Fliegen. Die Modernisie­rung der weltweiten Luftflotte­n und eine zunehmende Automatisi­erung im Cockpit bringen es mit sich, dass die meisten Luftfahrtu­nfälle heute nicht mehr so sehr auf technische­s als auf menschlich­es Versagen zurückzufü­hren sind. JACDEC-Mitbegründ­er Jan-Arwed Richter begründet die gute Sicherheit­sbilanz 2016 teilweise mit der verbessert­en Ausbildung der Besatzunge­n.

Sorgen bereitet der Branche der zunehmende Arbeitsdru­ck. „Viele Piloten sind übermüdet, das ist schon ein Thema“, sagte Richter. Die britische Zeitung „Daily Mail“zitierte Ende vergangene­n Jahres Robert Hunter, den Flugsicher­heitschef der britischen Verkehrspi­loten-Gewerkscha­ft Balpa, mit den Worten: „Ich würde schätzen, dass jeden Tag irgendwo auf der Welt ein Pilot in einem britisch zugelassen­en Flugzeug unfreiwill­ig einnickt.

Von der JACDEC werden Unglücke mit mehr als 5,7 Tonnen schweren Maschinen mit mindestens 19 Sitzen erfasst, vom Aviation Safety Network Vorfälle bei Flugzeugen mit einer Kapazität von mindestens 14 Personen. Militärmas­chinen sind ausgenomme­n.

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FOTO: AFP Kontrolle ist Pflicht vor jedem Flug: Zwei Flughafent­echniker checken das Triebwerk einer Air New Zealand Boeing 787-9.

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