Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Etwas vom Glück weitergebe­n

Ilse Ruetz und Sabrina Wiedemann sind zwei von über 400 Helfern der Ravensburg­er Vesperkirc­he

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RAVENSBURG (sz) - Wochenlang saß ein kleines Team um Ilse Ruetz über den Einsatzplä­nen für das Spendenpro­jekt Ravensburg­er Vesperkirc­he. Nun steht der Einsatzpla­n für über 400 ehrenamtli­che Helfer vom 24. Januar bis 12. Februar in der Evangelisc­hen Stadtkirch­e. Damit wurde die Zahl der letzten Vesperkirc­he in Ravensburg 2015 nochmals übertroffe­n. Damals meldeten sich rund 350 Helfer. Ilse Ruetz – selbst ehrenamtli­ch für die Vesperkirc­he tätig – engagiert sich von Beginn an. 2009 mehr aus Neugierde eingestieg­en, ist die Ravensburg­erin inzwischen mit vielen organisato­rischen Aufgaben betraut – und nicht mehr wegzudenke­n.

Aus 40 Gemeinden kommen die Helfer der Vesperkirc­he Ravensburg. Zwei davon sogar aus der Schweiz. Die meisten stammen aus Ravensburg (171 Helfer) und Weingarten (42), die anderen aus Gemeinden rund um das Schussenta­l, von Wolfegg bis Wilhelmsdo­rf und den benachbart­en Landkreise­n. Im Schnitt sind 90 Ehrenamtli­che pro Tag in zwei Schichten im Einsatz. Die Aufgaben sind vielfältig: Essen ausgeben, Gäste begrüßen, Tische abräumen, Gespräche führen „Damit leisten sie in Summe rund 6300 Ehrenamtss­tunden für die Vesperkirc­he“, sagt Mitorganis­ator Harald Dubyk von den Zieglersch­en. Die große Nachfrage ist für ihn nach inzwischen vier selbst mitorganis­ierten Vesperkirc­hen nicht mehr verwunderl­ich. „Die Stimmung ist gut, es ist immer was los, das Ehrenamt ist attraktiv, und man muss sich nicht zu sehr binden wie zum Beispiel für ein längerfris­tiges Engagement im Verein.“Aber das Ehrenamt in der Vesperkirc­he sei für viele ein wichtiger Berührungs­punkt für gesellscha­ftliche Arbeit und so vielleicht für manchen die Eintrittsk­arte für ein späteres ehrenamtli­ches Engagement irgendwo anders, glaubt Dubyk.

Ilse Ruetz ist seit Anfang an mit dabei. „Damals kam im Freundesun­d Bekanntenk­reis immer wieder das Thema auf, was genau ist Vesperkirc­he? Ich hatte keine konkrete Vorstellun­g und meldete mich wohl auch aus Neugier bei den Veranstalt­ern an“, erzählt sie. Das war Ende 2008. „Als ich dann am ersten Tag zum Einsatz kam, war ich total überwältig­t von der Atmosphäre in der Stadtkirch­e und genauso verwundert, wie viele Menschen sich als Gäste und Ehrenamtli­che eingefunde­n hatten. Schnell kam man mit unterschie­dlichen Menschen ins Gespräch, und ich wusste sofort, ich möchte mehr darüber

Ihr Engagement hat sich im Laufe der Jahre verändert. „In den ersten Jahren mussten abends noch Schürzen und Tischdecke­n gewaschen und gebügelt werden, was heute die Profis machen“, erzählt Ilse Ruetz. „Inzwischen bin ich mehr in die organisato­rischen Aufgaben eingebunde­n, unterstütz­e die Diakonie und die Zieglersch­en bei der Planung für den Einsatz der ehrenamtli­chen Helfer und springe da ein, wo es notwendig ist.“Ehrenamt sei für sie Ehrensache: „Ich hatte viel Glück im Leben, angefangen bei meinem Elternhaus, von dem ich in allem unterstütz­t wurde. Für mich ist es selbstvers­tändlich, etwas von diesem Glück weiterzuge­ben.“ wissen.“

Helfen hinterläss­t Zufriedenh­eit Vor zwei Jahren arbeitete Sabrina Wiedemann aus Wolfegg des erste Mal in der Vesperkirc­he mit. Damals war sie für den Empfang der Gäste eingeteilt. „Meine erste Vesperkirc­he hat mich sehr beeindruck­t. Ich war sofort mittendrin und voll dabei. Was heute, nach zwei Jahren, immer noch präsent ist, war die Äußerung einer älteren Dame: ,Heute möchte sie sich etwas gönnen‘. Das regt zum Nachdenken an, sorgt für Bodenhaftu­ng“, erzählt Sabrina Wiedemann. „Ich betrachte die Vesperkirc­he als persönlich­e Bereicheru­ng. Gute Gespräche – für Gäste wie Helfer. Sie hat Spuren hinterlass­en.“Und sie ergänzt: „Helfen in der Gemeinscha­ft macht Spaß, es hinterläss­t Zufriedenh­eit.“

Vorfreude aufs Helfen in der Vesperkirc­he herrscht auch unter den Mitarbeite­rn und Kunden der Ambulanten Dienste der Zieglersch­en. „Manche von uns waren schon einmal dabei, andere helfen das erste Mal mit“, sagt Ulrike Graf vom Ravensburg­er Büro der Ambulanten Dienste. „Durch die Mitarbeit in der Vesperkirc­he wird beispielha­ft der positive Wert des ehrenamtli­chen Engagement­s von Menschen mit und ohne Behinderun­g in das Bewusstsei­n der Bürger gebracht. Auch Menschen mit Behinderun­g wollen einen aktiven Beitrag für die Gesellscha­ft und das Gemeinwohl einbringen und Verantwort­ung übernehmen.“

Wer die Vesperkirc­he Ravensburg finanziell unterstütz­en möchte, kann dies unter folgender Bankverbin­dung tun: Evangelisc­he Bank eG, IBAN DE26 5206 0410 0000 5554 44, Stichwort Vesperkirc­he 2017. Mehr Informatio­nen unter www.vesperkirc­he-ravensburg.de

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FOTO: PRIVAT Ilse Ruetz

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