Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tüfteln und Freundschaften pflegen
Projektwoche mit israelischen Studenten an der Hochschule Ravensburg-Weingarten
WEINGARTEN (sz) - Gemeinsam an Konstruktionsentwürfen arbeiten, Rennwagen bauen und nebenbei Süddeutschland kennenlernen: Kürzlich sind zwölf Studenten aus Israel zu Gast bei Studenten des Rennteams der Hochschule Ravensburg-Weingarten gewesen. Was sie nach ihrem Besuch mit nach Hause nehmen: viele Eindrücke, Ideen und neue Freundschaften.
Im Projekt „Formula Atid“arbeiten deutsche und israelische Studenten über Ländergrenzen hinweg zusammen. Sie entwickeln, fertigen und testen Rennwagen für die Formula Student, einen internationalen Konstruktionswettbewerb. „Es mag sich komisch anhören, aber das Projekt hat mich als Person zum Besseren verändert: Ich habe gelernt, mehr Verantwortung für mich und andere zu übernehmen.“, sagt Muna Zoabi. „Formula Atid verbindet Menschen miteinander. Ich fühle mich sehr glücklich, ein Teil davon zu sein.“Die 26-Jährige studiert Bauingenieurwesen an der Universität Technion im israelischen Haifa.
In ihrer Freizeit arbeitet sie, genau wie die Studenten des Formula Student Teams Weingarten, jedes Jahr an einem neuen Rennwagen. Auf Rennstrecken in der ganzen Welt treten die Studenten dann im Wettkampf gegeneinander an. Begeistert erzählt Zoabi von warmherzigen Menschen, die sie während der zehntägigen Projektwoche in Weingarten getroffen habe, von der Gastfreundschaft der Weingartener Studenten und von den oberschwäbischen Naturlandschaften, die ihr während ihres Besuchs besonders aufgefallen sind.
Von Salem bis Stuttgart Bei Ausflügen zum Schloss Neuschwanstein, nach Lindau am Bodensee, nach Salem und nach Stuttgart hatten die Austauschstudenten Gelegenheit, sich ein Bild von Süddeutschland zu machen – und auch Bekanntschaft mit dem kalten deutschen Winter. Ein Bummel über den Christkindlesmarkt in Ravensburg mit Glühweinkostprobe machte die im Vergleich zu Israel niedrigen Temperaturen erträglich. Auch ein Ausflug in das Porsche Museum nach Stuttgart und gemeinsames GoKart-Fahren standen auf dem Programm. Führungen durch die Werkhallen regionaler Firmen brachten den Studenten die oberschwäbische Industrie näher. Neben allen Unternehmungen hatten die Studenten viel Zeit, ihre Rennwagen-Entwürfe zu diskutieren.
„Mir persönlich hat die gemeinsame Zeit in der Werkstatt der Hochschule die Augen geöffnet“, sagt Raz Mizrahi, der Maschinenbau in Israel studiert. „Wir können so viel voneinander lernen. Das Weingartener Team hat einen praktischeren Ansatz, an seinen Rennwagen heranzugehen. Ich nehme eine ganze Liste an Dingen mit nach Israel, die ich mit meinem ganzen Team besprechen will.“Dem 29-Jährigen gefällt vor allem, dass im Projekt zwei unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen und dass trotz aller Unterschiede in der Mentalität sofort Freundschaften entstehen.
„Wir alle haben die gleiche Leidenschaft, die uns verbindet. Wir können stundenlang über Ideen, Designentwürfe und technische Details sprechen. Es ist deshalb ganz leicht, offen aufeinander zuzugehen und kulturelle Vorurteile wegzuwischen.“
Dass durch das Projekt Freundschaften über Ländergrenzen hinweg entstehen, ist unbestritten. Um ihren israelischen Freunden auch das oberschwäbische Lebensgefühl ein wenig näher zu bringen, kochten die jungen Leute trotz unterschiedlicher Kulturen und Sprachen: Eine Seminaraufgabe brachte es mit sich, dass sie sich blind verständigen mussten und sich gegenseitig durch verschiedene Räume und über Hindernisse führten, ohne etwas zu sehen.
Bis zum Beginn der Rennsaison im Sommer soll die Felge, an der die Teams gemeinsam arbeiten, in beiden Rennwagen verbaut sein, die Autos damit schneller machen und den Teams auf diese Weise vordere Plätze im Wettbewerb sichern. Für das Frühjahr 2017 ist der Gegenbesuch des Weingartener Teams in Israel schon fest eingeplant. Dann wird es sicherlich wieder viele technische Details zu diskutieren geben.