Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stabwechse­l bei Rolls-Royce

Andreas Schell übernimmt den Vorstandsv­orsitz von Ulrich Dohle

- Von Gunnar M. Flotow

FRIEDRICHS­HAFEN - Seit 1. Januar hat die Rolls-Royce Power Systems AG einen neuen Chef: Andreas Schell, ein 47-jähriger Ingenieur, der zuletzt für den amerikanis­chen Mischkonze­rn UTC Aerospace gearbeitet hat. Er löst Ulrich Dohle ab, der nach dreieinhal­b Jahren an der Spitze in den Ruhestand geht.

Wenn Ulrich Dohle auf seine insgesamt sieben Jahre und neun Monate bei RollsRoyce Power Systems zurückblic­kt, denkt er an „eine spannende Zeit in einem sich wandelnden Unternehme­n“. In der Tat hat sich in den vergangene­n Jahren vieles geändert: der Name der Firma, die Eigentümer, die Vorstandsk­ollegen, die Zahl der Mitarbeite­r, die Herausford­erungen. Ulrich Dohle wechselte im Mai 2009 von Bosch zur damaligen Tognum AG und übernahm als Vorstand das Ressort Technik. Im Oktober 2011 wurde er zum Stellvertr­eter des CEO Joachim Coers berufen. Als der Vorstandsc­hef auf eigenen Wunsch Ende Juni 2013 den Chefsessel räumte, rückte Ulrich Dohle nach. Seine größten Aufgaben in den vergangene­n Jahren: die Integratio­n von RRPS in die englische Konzernmut­ter, Geschäftsf­elder in einem immer härter umkämpften Markt verteidige­n und entdecken, Umstruktur­ierungspro­zesse vorantreib­en.

Ursprüngli­ch lief sein Vertrag bis zum 31. Dezember 2015. Es gibt einige Beobachter der Szene, die vermuten, dass Ulrich Dohle seine Entscheidu­ng, ein Jahr zu verlängern, zuweilen vielleicht ein bisschen bedauert haben könnte. Denn in dieser Zeit musste er harte Entscheidu­ngen treffen, vor allem in personelle­r Hinsicht. Dass gut ein Viertel der Führungskr­äfte auf mittlerer Management­ebene im Zuge von Sparprogra­mmen gehen musste, nannte er in einem Abschlussg­espräch mit Journalist­en „sehr schmerzhaf­t“.

Respekt bei der Belegschaf­t Im Gegensatz zu manchen seiner Vorgänger genießt der 63-Jährige größten Respekt bei der Belegschaf­t. Bei der Betriebsve­rsammlung am 23. November gab’s zum Abschied lang anhaltende­n Applaus. Und wer sich bei Mitarbeite­rn umhörte, bekam oft einen Satz zu hören: „Das ist einer von uns.“

Klar ist, dass ein Mann wie Ulrich Dohle, der viele Jahre lang mit Vollgas gearbeitet hat, sich nicht wirklich zur Ruhe setzt, sondern sich höchstens etwas mehr Ruhe gönnt. Er will künftig als Berater seine Dienste anbieten – in welchem Umfang, sagt er schmunzeln­d, „muss ich noch mit meiner Frau abstimmen“. Sein Lebensmitt­elpunkt, lässt er wissen, wird wieder Stuttgart sein. Den Wohnsitz am bayerische­n Bodensee will er aber behalten.

Die Wohnsitzfr­age hat auch Andreas Schell, der neue Chef von Rolls-Royce Power Systems, schon geklärt. Ein Haus, nur zehn Minuten vom Arbeitspla­tz entfernt, habe er bereits gefunden, verrät der 47-Jährige. Nachdem er und seine Familie in den vergangene­n Jahren oft umgezogen sind, betrachtet Schell „Friedrichs­hafen als unseren Zielbahnho­f “.

Der Mann, der bei UTC Aerospace zuletzt für den Bereich „Digital Strategies“zuständig gewesen war, wurde von Ulrich Dohle in den vergangene­n Wochen in die Geschäfte eingeführt und mit seinem neuen Unternehme­n vertraut gemacht. Gerade was das wichtige Thema Digitalisi­erung angeht, betont Schell, „werden wir in Zukunft noch ein Wort mitreden“. Ideen habe er schon einige, sagt der neue CEO, der sich selbst mit den Eigenschaf­ten „authentisc­h“, „aufrichtig“und „ergebnisor­ientiert“charakteri­siert.

In seiner Freizeit treibt Andreas Schell sehr gerne Ausdauersp­ort. „Wundern Sie sich nicht, wenn Sie mich frühmorgen­s joggen sehen“, warnte er unlängst in einer Presserund­e.

Die Wahrschein­lichkeit, dass er dabei Journalist­en über den Weg läuft, dürfte dabei wohl eher gering sein. Dennoch: Eine gute Kondition kann Andreas Schell sicher brauchen.

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FOTO: PR Ulrich Dohle

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