Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Roboterbusse im Nahverkehr
Nach Karlsruhe setzt auch Mannheim probeweise einen fahrerlosen Bus ein
MANNHEIM (dpa) - Selbstfahrende Busse sind auf deutschen Straßen nur extrem selten zu sehen – und wenn doch, dann nur auf Testfahrt auf gesondert ausgewiesenen Strecken. Künftig könnten es mehr „RoboShuttles“werden. Nach Karlsruhe setzt auch Mannheim probeweise einen fahrerlosen Bus ein. Wie ist der Stand beim autonomen Fahren? Selbstfahrende Fahrzeuge sind ein großes Thema in der Auto-, Lkwund Busbranche, die Hersteller tüfteln an immer weiter reichenderen Automatisierungsfunktionen. Einparkhilfen oder Stau-Assistenten sind längst Realität, sie sind aber nur erste Schritte auf dem Weg zum großen Ziel: ein komplett von selbst fahrendes – also autonomes – Fahrzeug auf deutschen Straßen. Im öffentlichen Straßenverkehr sind solche Fahrzeuge nur im Testbetrieb zu sehen – ein Mensch ist immer mit von der Partie, auch weil das Gesetz das so vorschreibt. Im Regelbetrieb gibt es fahrerlose Verkehrsmittel bisher lediglich als Züge, etwa die Bahn zwischen den Terminals am Frankfurter Flughafen. Doch die Verkehrsgesellschaften haben das Potenzial erkannt, im Herbst wurde beispielsweise ein automatisierter Minibus für eine Testfahrt in Karlsruhe vorgestellt – im Rahmen eines „Testfeldes“für autonomes Fahren. Den gleichen Typus Bus will der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) ab Sommer im Rahmen eines Forschungsprojektes als „RoboShuttle“in Mannheim einsetzen, am Freitag gab es eine Testvorführung bei Tempo 20. Die Bahn testet seit Ende 2016 automatisierte Minibusse in Berlin und Leipzig. In Bayern und in Niedersachsen gibt es Teststrecken für autonomes Fahren, auf denen auch Roboterbusse eingesetzt werden können. Im Oktober sollen automatisierte Kleinbusse von Kehl nach Straßburg fahren, um Besucher zu einer Messe zu bringen. In anderen Staaten ist man weiter, in Singapur fährt ein automatisierter Kleinbus im normalen Verkehr. Zwei autonome Elektrobusse sind seit 2016 fast täglich in Sion (Schweiz) testweise unterwegs.
Haben die Roboterfahrzeuge im Nahverkehr eine Zukunft? Ja. Technisch gesehen sind „Robobusse“aber eine Herausforderung. „Im Nahverkehr sind autonome Fahrzeuge schwieriger einzusetzen als auf der Autobahn, wo sie weite Strecken zurücklegen können“, sagt Peter Fuß von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young.
Wie funktioniert ein fahrerloser Bus überhaupt? Der in Mannheim eingesetzte Typ EZ10 fährt autonom. Das Elektrofahrzeug mit sechs Sitz- und sechs Stehplätzen hat kein Lenkrad, es gibt keine Vorder- oder Rückseite – es kann seine Richtung wechseln, ohne umdrehen zu müssen. Gesteuert wird der Bus mit Sensoren, Video und GPS. Ein Techniker ist an Bord, der notfalls eingreifen kann. „Mit autonomen Bussen kann man den Verkehrsfluss viel besser steuern, und es geschehen deutlich weniger Unfälle“, sagt Verkehrsexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft Bergisch-Gladbach.