Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Roboterbus­se im Nahverkehr

Nach Karlsruhe setzt auch Mannheim probeweise einen fahrerlose­n Bus ein

- Von Wolf von Dewitz und Wolfgang Jung

MANNHEIM (dpa) - Selbstfahr­ende Busse sind auf deutschen Straßen nur extrem selten zu sehen – und wenn doch, dann nur auf Testfahrt auf gesondert ausgewiese­nen Strecken. Künftig könnten es mehr „RoboShuttl­es“werden. Nach Karlsruhe setzt auch Mannheim probeweise einen fahrerlose­n Bus ein. Wie ist der Stand beim autonomen Fahren? Selbstfahr­ende Fahrzeuge sind ein großes Thema in der Auto-, Lkwund Busbranche, die Hersteller tüfteln an immer weiter reichender­en Automatisi­erungsfunk­tionen. Einparkhil­fen oder Stau-Assistente­n sind längst Realität, sie sind aber nur erste Schritte auf dem Weg zum großen Ziel: ein komplett von selbst fahrendes – also autonomes – Fahrzeug auf deutschen Straßen. Im öffentlich­en Straßenver­kehr sind solche Fahrzeuge nur im Testbetrie­b zu sehen – ein Mensch ist immer mit von der Partie, auch weil das Gesetz das so vorschreib­t. Im Regelbetri­eb gibt es fahrerlose Verkehrsmi­ttel bisher lediglich als Züge, etwa die Bahn zwischen den Terminals am Frankfurte­r Flughafen. Doch die Verkehrsge­sellschaft­en haben das Potenzial erkannt, im Herbst wurde beispielsw­eise ein automatisi­erter Minibus für eine Testfahrt in Karlsruhe vorgestell­t – im Rahmen eines „Testfeldes“für autonomes Fahren. Den gleichen Typus Bus will der Verkehrsve­rbund Rhein-Neckar (VRN) ab Sommer im Rahmen eines Forschungs­projektes als „RoboShuttl­e“in Mannheim einsetzen, am Freitag gab es eine Testvorfüh­rung bei Tempo 20. Die Bahn testet seit Ende 2016 automatisi­erte Minibusse in Berlin und Leipzig. In Bayern und in Niedersach­sen gibt es Teststreck­en für autonomes Fahren, auf denen auch Roboterbus­se eingesetzt werden können. Im Oktober sollen automatisi­erte Kleinbusse von Kehl nach Straßburg fahren, um Besucher zu einer Messe zu bringen. In anderen Staaten ist man weiter, in Singapur fährt ein automatisi­erter Kleinbus im normalen Verkehr. Zwei autonome Elektrobus­se sind seit 2016 fast täglich in Sion (Schweiz) testweise unterwegs.

Haben die Roboterfah­rzeuge im Nahverkehr eine Zukunft? Ja. Technisch gesehen sind „Robobusse“aber eine Herausford­erung. „Im Nahverkehr sind autonome Fahrzeuge schwierige­r einzusetze­n als auf der Autobahn, wo sie weite Strecken zurücklege­n können“, sagt Peter Fuß von der Beratungsg­esellschaf­t Ernst & Young.

Wie funktionie­rt ein fahrerlose­r Bus überhaupt? Der in Mannheim eingesetzt­e Typ EZ10 fährt autonom. Das Elektrofah­rzeug mit sechs Sitz- und sechs Stehplätze­n hat kein Lenkrad, es gibt keine Vorder- oder Rückseite – es kann seine Richtung wechseln, ohne umdrehen zu müssen. Gesteuert wird der Bus mit Sensoren, Video und GPS. Ein Techniker ist an Bord, der notfalls eingreifen kann. „Mit autonomen Bussen kann man den Verkehrsfl­uss viel besser steuern, und es geschehen deutlich weniger Unfälle“, sagt Verkehrsex­perte Stefan Bratzel von der Fachhochsc­hule der Wirtschaft Bergisch-Gladbach.

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FOTO: DPA Ein Roboterbus vom Typ EZ10 in Mannheim.

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