Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Brillante Kost
Die seit 1921 stattfindenden Donaueschinger Musiktage haben sich längst als weltweit ausstrahlende Börse für zeitgenössische Kunstmusik etabliert. Fast 100 Jahre vor ihrer Gründung trat der aus Böhmen stammende Komponist und Geiger Johann Wenzel Kalliwoda (1801-1866) am selben Ort eine Stelle als fürstlicher Hofkapellmeister an. Der junge, in Prag ausgebildete Musiker wurde in Donaueschingen Nachfolger von Conradin Kreutzer. Trotz verlockender Angebote aus großen Städten blieb er 43 Jahre lang seinem Dienstherrn treu und machte sich von der Provinz aus einen Namen. Von seinen rund 500 Werken wurden vor allem seine sieben Sinfonien überregional bekannt. Schumann besprach sie lobend in seiner Musikzeitschrift.
Frieder Bernius hat vor zehn Jahren bereits Kalliwodas Fünfte und Sechste eingespielt (Orfeo). Jetzt ist bei Carus seine Aufnahme der Ersten mit der Stuttgarter Hofkapelle erschienen. Das Werk beerbt Haydn und Mozart, weist aber auch bereits Einflüsse von Spohr und Rossini auf. Der Finalsatz dürfte seinerseits auf den von Schumanns Vierter abgefärbt haben.
Das verdienstvolle Album enthält zudem das virtuose Violinkonzert Nr. 1 und die späten Variationen für Klarinette und Orchester op. 128 mit brillanten Solisten. (wmg)
Johann Wenzel Kalliwoda: Orchesterwerke; Daniel Sepec (Violine), Pierre-André Taillard (Klarinette), Hofkapelle Stuttgart, Frieder Bernius; Carus 83.289 (Vertrieb: Note 1)