Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fast schon poetisch
Tatort: Land in dieser Zeit (ARD, So 20.15 Uhr) – Da hat sich jemand mächtig verkopft mit diesem Titel, der auf ein Volkslied anspielt und bei dem der An- fang fehlt. Auch bei den Chorsängern, die zusammen vierstimmig Volkslieder singen, stimmt nicht alles. Denn dort tummeln sich einige Rechte, allerdings aus dem intellektuellen Milieu. Im Frankfurter „Tatort“geht es – mal wieder – um Flüchtlinge, Rechtsradikale, Fremdenhass und Ausländerkriminalität. Nichts Neues eigentlich, aber völlig anders. Weniger gewalttätig, ruhiger und fast schon poetisch. Als eine junge Friseuse durch einen Molotowcocktail getötet wird, fällt der Verdacht schnell auf einen afrikanischen Drogendealer, mit dem das tote Mädchen kurz zuvor in Streit geraten war. Die Kommissare Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) geraten auf die Spur von Rechten, die aber nicht als kahlköpfige Schläger auftreten, sondern als studierte Wohlstandsbürger. Allesamt auch noch weiblich.
Regisseur Markus Imboden, stets ein Garant für Qualität, hat immer Überraschungen parat. Nichts ist so, wie man glauben möchte, und es gibt immer mehrere Möglichkeiten. Außerdem noch einen Polizeichef, der gern Texte von Ernst Jandl zitiert sowie „Auf der Mauer, auf der Lauer“singende Kommissare. Nicht unbedingt spannend, aber gut besetzt, lyrisch, voller Wortwitz und schon deshalb äußerst sehenswert.