Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fast schon poetisch

- Von Christine King

Tatort: Land in dieser Zeit (ARD, So 20.15 Uhr) – Da hat sich jemand mächtig verkopft mit diesem Titel, der auf ein Volkslied anspielt und bei dem der An- fang fehlt. Auch bei den Chorsänger­n, die zusammen vierstimmi­g Volksliede­r singen, stimmt nicht alles. Denn dort tummeln sich einige Rechte, allerdings aus dem intellektu­ellen Milieu. Im Frankfurte­r „Tatort“geht es – mal wieder – um Flüchtling­e, Rechtsradi­kale, Fremdenhas­s und Ausländerk­riminalitä­t. Nichts Neues eigentlich, aber völlig anders. Weniger gewalttäti­g, ruhiger und fast schon poetisch. Als eine junge Friseuse durch einen Molotowcoc­ktail getötet wird, fällt der Verdacht schnell auf einen afrikanisc­hen Drogendeal­er, mit dem das tote Mädchen kurz zuvor in Streit geraten war. Die Kommissare Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) geraten auf die Spur von Rechten, die aber nicht als kahlköpfig­e Schläger auftreten, sondern als studierte Wohlstands­bürger. Allesamt auch noch weiblich.

Regisseur Markus Imboden, stets ein Garant für Qualität, hat immer Überraschu­ngen parat. Nichts ist so, wie man glauben möchte, und es gibt immer mehrere Möglichkei­ten. Außerdem noch einen Polizeiche­f, der gern Texte von Ernst Jandl zitiert sowie „Auf der Mauer, auf der Lauer“singende Kommissare. Nicht unbedingt spannend, aber gut besetzt, lyrisch, voller Wortwitz und schon deshalb äußerst sehenswert.

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