Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weniger Menschen erklimmen den Mehlsack

Einschränk­ungen wegen Brandschut­z beeinfluss­en Besucherza­hl – Gute Zusammenar­beit mit Ehrenamtli­chen

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - 1343 Menschen haben zwischen August und Oktober die Gelegenhei­t genutzt, den fast drei Jahre lang gesperrten Mehlsack zu besteigen. Das sind deutlich weniger Personen als vor der Sanierung. Der Grund: Seit der Wiedereröf­fnung dürfen nur noch sechs Personen gleichzeit­ig auf den Turm.

Rund 60 000 Euro hat es sich die Verwaltung kosten lassen, dass die Ravensburg­er wieder das Wahrzeiche­n ihrer Stadt erklimmen können. Diese Ausgabe war im Gemeindera­t nicht unumstritt­en, zumal nach der Sanierung aus Sicherheit­sgründen nur noch eine Handvoll Leute gleichzeit­ig auf den Mehlsack darf. Die Alternativ­e hätte aber geheißen, dass die Zeiten der guten Aussicht über die Stadt aus 51 Metern Höhe gänzlich vorbei gewesen wären.

Der Grund für die Sperrung des Ravensburg­er Mehlsacks lag in Stuttgart. Da der dortige Fernsehtur­m wegen festgestel­lter Mängel beim Brandschut­z geschlosse­n wurde, mussten in der Folge alle öffentlich zugänglich­en Türme im Land überprüft werden. In Ravensburg betraf das den Blaserturm und den Mehlsack. Da der Blaserturm über das Waaghaus einen zweiten Fluchtweg hat, gab es hier keine Probleme. Beim Mehlsack sah es anders aus. Im Sommer 2014 teilte die Stadt mit, dass der Turm wegen nicht erfüllter Brandschut­zauflagen nicht mehr wie in den Jahren zuvor öffnen könne.

Nachdem die Sanierung 2016 abgeschlos­sen war, machte der Mehlsack am 13. August wieder auf. Installier­t wurde bei den Arbeiten zuvor eine Brandschut­zanlage, zudem erfolgte der Einbau einer rauchdicht­en Brandschut­zdecke mit Tür in rund 22 Metern Höhe, um den oberen Teil des Turms im Brandfall vom unteren abzuschott­en.

Fenster mit Öffnungsau­tomatik Im unteren Bereich wurden drei Fenster mit Öffnungsau­tomatik eingebaut, über die im Fall eines Feuers der Rauch abziehen kann. Auf 22 Meter Höhe gibt es jetzt zudem ein Fenster oberhalb der neu eingezogen­en Schutzdeck­e, das die großen Drehleiter­n der Feuerwehr erreichen können, um im Brandfall Menschen aus dem Gebäude zu retten. Zudem wurde die Haarnadelk­urve am Mehlsackwe­g so erweitert, dass für Einsatzfah­rzeuge der Feuerwehr ein leichteres Durchkomme­n möglich ist.

Rund 15 000 Besucher wollten in der Vergangenh­eit in jedem Sommer auf den Ravensburg­er Mehlsack und den Blaserturm. Der Mehlsack war dabei immer einen Tick beliebter; in der Regel stiegen rund 8000 Personen pro Saision die 253 Stufen bis zur Aussichtsp­lattform. Durch die Begrenzung der maximalen gleichzeit­igen Besucherza­hl kamen in der ersten Saison nach der Sanierung nur noch 1343 Menschen auf den Mehlsack. Davon profitiert­e der Blaserturm. „Die Aussicht vom Blaserturm haben in 2016 über 15 000 Besucher genossen“, berichtet Alfred Oswald, der Pressespre­cher der Stadt.

Turmaufsic­ht ausgeweite­t Unterstütz­t wird die Mehlsack-Besteigung seit 2016 von ehrenamtli­chen Helfern, da künftig statt einer einzigen Turmaufsic­ht zwei Personen im Dienst sein müssen. Neben Vereinen wie der Bürgergard­e der Stadt, der Dudelsackg­ruppe Mehlsäcke und dem Kunstverei­n Ravensburg-Weingarten haben sich hierfür auch Privatpers­onen sowie Angestellt­e der Stadt und einige Stadträte gemeldet. 2017, so Alfred Oswald, werde man voraussich­tlich wieder mit Ehrenamtli­chen zusammenar­beiten, da das gut geklappt habe. Und noch ein Ausblick: „Die Mehlsacköf­fnung ist in 2017 wieder nach dem Rutenfest geplant, also im August und September jeweils Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr. Der Blaserturm öffnet wieder an Ostern und kann bis September täglich von 11 bis 16 Uhr bestiegen werden.“

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FOTO: LINSENMAIE­R Fast drei Jahre lang war der Mehlsack gesperrt.

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