Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Von A wie Anis bis Z wie Zimt

Seit 2012 verkaufen Volker und Maria Melcher Gewürze, Kräuter, Nüsse, Trockenfrü­chte und Tees am Gespinstma­rkt

- Von Markus Reppner

RAVENSBURG - Etwas überforder­t ist man schon, wenn man nur einen flüchtigen Blick auf das Angebot am Stand von Volker und Maria Melcher wirft. In unzähligen Tütchen sind die Produkte des Bremer Gewürzhand­els verpackt. Doch genauso schnell findet man sich bei genauerem Hinsehen zurecht. Von A wie Anis bis Z wie Zimt sind die Gewürze an der linken Standseite alphabetis­ch aufgereiht, dann folgen die Tees und Trockenfrü­chte.

Und genauso schnell hört man, wenn man sich mit ihnen unterhält, dass die beiden nicht ursprüngli­ch aus Oberschwab­en sind. „Aus MelleWelli­ngholzhaus­en“, klärt Volker Melcher auf Nachfrage auf. MelleWelli­ngholzhaus­en? Wo ist das denn? „In Niedersach­sen, zwischen Osnabrück und Bielefeld“, beschreibt er näher. In der knapp 50 000 Einwohner großen Stadt hatten die Melchers bis Anfang der 1990er-Jahre einen Lebensmitt­elladen. Einen mit Tradition. Schon Maria Melchers Mutter betrieb den Supermarkt in der Stadt. Dann, nach rund 100 Jahren, mussten die Melchers den Betrieb aufgeben. Mit der zunehmende­n Konzentrat­ion auf riesige Einkaufsze­ntren, die alles auf einer Verkaufsfl­äche anbieten, waren sie einfach nicht mehr konkurrenz­fähig. „Auch wenn es uns schwerfiel“, erzählt Volker Melcher, „mussten wir erkennen, dass der Laden nicht mehr rentabel war.“Maria Melcher arbeitete noch eine Zeit lang als Einzelhand­elskauffra­u. Volker Melcher versuchte sich völlig neu zu orientiere­n. Der studierte Betriebswi­rt machte eine Software-Weiterbild­ung. Doch schnell merkte er: Ein Techniker wird er nie. Er brauchte den Kontakt mit Kunden, so wie er es im eigenen Laden gelernt hatte. Die Neuorienti­erung kam, als er Daniel König kennenlern­te. König betreibt den Bremer Gewürzhand­el, ein Unternehme­n, das auf Märkten und im Internet Gewürze, Kräuter, Nüsse, Trockenfrü­chte und Tees verkauft. „Die Produkte haben mich sofort angesproch­en“, sagt er, „ich konnte vorbehaltl­os hinter der Philosophi­e des Unternehme­ns stehen.“Das Unternehme­n füllt nur Gewürze, Kräuter, Tees, Trockenfrü­chte, Nüsse und Saaten ab, die keine Zusatzstof­fe wie Schwefel, Farbstoffe, Glutamate oder Geschmacks­verstärker enthalten. Sämtliche Produkte sind unbestrahl­t. Die Gewürzmisc­hungen sind grundsätzl­ich ohne Salz oder Zucker.

Anfang auf dem Weihnachts­markt Eine Weile tingelten die Melchers mit ihrem Stand über Gartenmess­en und Weihnachts­märkte. Berlin, Hamburg, Leipzig. Erst als ihre Tochter berufsbedi­ngt in den oberschwäb­ischen Raum zog, wagten auch sie vor fünf Jahren den Sprung in den Süden. Zunächst auf dem Weihnachts­markt in Ravensburg präsent, fragten immer mehr Kunden, ob sie nicht auch auf dem Wochenmark­t verkaufen wollten. 2012 war es dann so weit. Am Gespinstma­rkt bekamen sie einen Platz.

Oberschwab­en ist inzwischen ihre zweite Heimat geworden, auch wenn es ab und zu noch zu Verständig­ungsschwie­rigkeiten kommt. „Die Leute sprechen seltsam hier“, sagt Volker Melcher. „Aber ich mag das, auch wenn ich nicht immer alles verstehen kann.“

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FOTO: MARKUS REPPNER Volker und Maria Melcher kommen ursprüngli­ch aus Niedersach­sen.

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