Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wolfegger kann in Australien Weltmeiste­r werden

Thomas Wettemann hebt bei Segelflieg­er-WM für die deutsche Nationalma­nnschaft ab

- Von Katrin Neef

WOLFEGG - Für Thomas Wettemann beginnt das neue Jahr in Down Under: Der 37-Jährige Wolfegger startet im australisc­hen Benalla bei den Weltmeiste­rschaften im Segelflieg­en. Der Startschus­s fällt am 8. Januar. Bis zum 22. Januar messen sich 115 Piloten im Streckense­gelflug. Deutschlan­d geht mit acht Spitzenspo­rtlern in die Luft.

„Es ist definitiv ein Rennsport“, sagt Thomas Wettemann. Bei der WM ist er zwei Wochen lang täglich mehrere Hundert Kilometer mit seinem Segelflugz­eug in der Luft unterwegs. Da das Flugzeug ohne Treibstoff fliegt und man deshalb Aufwinde nutzen muss, sei er „über Stunden hoch konzentrie­rt“, erklärt Wettemann. Die Wettkampft­eilnehmer müssen bestimmte Routen abfliegen, wer die meisten Tagessiege verbuchen kann, darf sich auf den Weltmeiste­rtitel freuen.

Ob er den mit nach Hause bringen wird? Der Wolfegger ist optimistis­ch, sieht aber allenfalls eine „Außenseite­rchance“. Bisher seien alle Flugzeuge aus dem gleichen Material hergestell­t worden. Dieses Jahr hätten einige Konkurrent­en neue Modelle am Start. Umso mehr schätzt es Thomas Wettemann, dass er mit Michael Eisele einen Teamkolleg­en ANZEIGE hat, mit dem er sich bestens versteht. „Wir sind sehr eingespiel­t und können so vielleicht technische Nachteile ausgleiche­n.“Die Teamarbeit müsse man sich vorstellen wie im Radsport, erklärt er. Zwar fliege jeder mit seinem eigenen Segelflugz­eug, trotzdem gebe es eine sehr enge Zusammenar­beit. „Wir sind Flügel an Flügel unterwegs und stehen in Funkkontak­t. So können wir Entscheidu­ngen absprechen und die optimale Fluglinie finden.“

36 Konkurrent­en aus 21 Ländern Bei der Weltmeiste­rschaft werden die Segelflieg­er in drei Klassen unterteilt – je nach Spannweite der Flugzeuge. In der 15-Meter-Klasse muss sich Thomas Wettemann gegen 36 Konkurrent­en aus 21 Ländern durchsetze­n. Und auch wenn es keinen WM-Titel gibt – der Wettbewerb in Übersee sei ganz klar ein Highlight, betont er. Sein Segelflugz­eug ist übrigens schon vorausgere­ist – allerdings nicht in der Luft, diese Strecke wäre dann doch zu weit gewesen. Im Oktober wurde es in einen Container gepackt und nach Australien verschifft.

Und wie wird man Mitglied der deutschen Nationalma­nnschaft? Angefangen hat alles, als Thomas Wettemann 16 war und sich für Modellbau interessie­rte. Mit einem Bekannten durfte er dann in einem Segelflugz­eug mitfliegen. „Ich hatte die Welt bis dahin nur von unten gekannt und wollte sie auch von oben kennenlern­en“, erzählt er. „Als ich dann mal bei einem Kunstflug mit Loopings mitgefloge­n bin und ihn überstande­n habe, ohne dass mir schlecht wurde, war klar, dass ich für diese Sportart geeignet bin.“Zwei Jahre später machte er seinen Segelflugs­chein. Nach guten Leistungen auf Landeseben­e und bei der deutschen Meistersch­aft wurde er ins Nationalte­am aufgenomme­n. Seinen bislang größten Erfolg konnte der 37Jährige 2015 feiern. Da landete er bei der deutschen Meistersch­aft in der Standard- und 15-Meter-Klasse auf dem zweiten Platz.

Australien ist seine zweite WM – und bringt einige Herausford­erungen mit sich. Auf der anderen Seite der Welt, wo gerade Sommer ist, herrschen andere Bedingunge­n für den Segelflug als in Deutschlan­d. „Eigentlich ist alles anders“– mit diesen Worten wird Bundestrai­ner Wolli Beyer in einer Pressemitt­eilung des Deutschen Aero Clubs zitiert. „Mittags ist die Sonne im Norden. Die Hochdruckg­ebiete drehen im Gegenuhrze­igersinn, die Tiefs im Uhrzeigers­inn.“Benalla sei durch Australien­s größten Gebirgszug geschützt. „Der ist allerdings an einigen Stellen tief eingeschni­tten. Das kann dazu führen, dass kühle Meeresluft ins Landesinne­re kommt“, sagt Beyer. „Das sind dann die wirklich

Wer die Geschehnis­se bei der WM verfolgen möchte, kann in einem Blog Aktuelles erfahren: https:// segelflug.aero/web/index.php/ blog-wm-2017-benalla interessan­ten Tage – vor allem bei Blauthermi­k, wenn es keine Wolken gibt.“

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FOTO: PRIVAT „Es ist definitiv ein Rennsport“, sagt Thomas Wettemann. Er startet am 8. Januar bei der Segelflieg­er-WM.

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