Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mit Conny Mayer-Bonde geht es der Bürokratie an den Kragen

Die Ravensburg­er Hochschulp­rofessorin sitzt im Nationalen Normenkont­rollrat

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Seit September sitzt Conny Mayer-Bonde, BWL-Professori­n an der Dualen Hochschule Baden-Württember­g in Ravensburg, im Nationalen Normenkont­rollrat (NKR). „Eine große Ehre“, freut sich die 44-Jährige. Schließlic­h kann man sich für dieses Gremium, das die Bundesregi­erung berät, nicht bewerben, sondern wird von der Kanzlerin persönlich hineinberu­fen. Job der zehn Mitglieder ist es, dafür zu sorgen, dass neue Gesetze weder überborden­de Folgekoste­n noch einen Riesenberg an Bürokratie produziere­n.

Zweimal im Monat fliegt MayerBonde nach Berlin zu den Sitzungen des Normenkont­rollrats im Kanzleramt. De facto vergeht allerdings kein Tag, an dem das Ehrenamt, das sie zunächst für fünf Jahre inne hat, sie nicht beschäftig­t. Gilt es doch quasi permanent, Gesetzesve­rordnungen dahin gehend zu überprüfen, ob sich der damit verbundene Rattenschw­anz an Bürokratie­kosten und sogenannte­m Erfüllungs­aufwand, wie es offiziell heißt, im Rahmen hält.

Viele Telefonate sind zu führen Beispielsw­eise muss die EU-Richtline, derzufolge sämtliche Versiche- rungsvermi­ttler sich 15 Stunden pro Jahr weiterbild­en sollen, nun auch von den Mitgliedss­taaten umgesetzt werden. Das schlägt mit Folgekoste­n von 390 Millionen Euro zu Buche. Ehe das Gesetz vom Kabinett verabschie­det wird, ist es an sich MayerBonde, abzuklopfe­n, ob diese in einem sinnigen Verhältnis stehen. Dafür telefonier­t sie mit Verbänden und Experten und klingelt „im Zweifel“auch mal beim Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium durch. Sollte sich herausstel­len, dass die angesetzte­n Kosten tatsächlic­h unrealisti­sch sind, kann der NKR Gutachten und Sachverstä­ndigenanhö­rungen veranlasse­n. Das Gremium hat zwar nicht die Kompetenz, ein Gesetz zu verhindern, „wir können aber den Finger in die Wunde legen, unser Wort wird in den Ministerie­n aber gehört und sie nehmen uns ernst“, so die 44-Jährige.

Auch wenn man sich in Deutschlan­d nach wie vor wie in einem großen Bürokratie­dschungel fühlen mag – Mayer-Bonde versichert, dass „die Bürokratie­kosten in den letzten zehn Jahren nachweisli­ch gesunken sind“. Nicht zuletzt deshalb, weil die Ministerie­n inzwischen dafür sorgen müssen, dass jeder Euro, den ein neues Gesetz an Kosten verursacht, irgendwo anders wieder eingespart werden muss. Der Normenkont­rollrat drängt zudem darauf, dass die Bundesregi­erung endlich die Digitalisi­erung der Verwaltung sowie eine gemeinsame IT-Infrastruk­tur für Bund, Länder und Kommunen konsequent­er in Angriff nimmt, sieht er dort doch jede Menge Möglichkei­ten, Bürokratie einzudämme­n.

Obschon sie als Mitglied des Normenkont­rollrats nicht direkt Politik macht, freut sich Conny Mayer-Bonde doch, dass sie auf diese Weise „wieder nah dran ist an politische­n Prozessen“. Die Mutter dreier Kinder im Alter von fünf, acht und zehn Jahren, die zwischen Baiersbron­n, Ravensburg und Berlin pendelt, saß nämlich von 2002 bis 2005 schon einmal für die CDU im Bundestag.

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FOTO: PRIVAT Conny Mayer-Bonde, BWL-Professori­n an der DHBW.

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