Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Nummer 408 ist „vorzüglich“

Ravensburg­er Kaninchenv­erein Z 130 feiert 120-jähriges Bestehen – Große Kreiskanin­chenschau in Oberzell

- Von Markus Reppner

RAVENSBURG - Sie hießen Muth, Holderegge­r, Heim, Maier, Egli und Fritzensch­aft. Sechs Namen von Männern, die 1898 als Mitglieder des Ravensburg­er Kaninchenv­ereins Z 130 in einer Fachzeitsc­hrift aufgeführt sind. Ob darunter einer oder mehrere Gründungsm­itglieder des zwei Jahre zuvor gegründete­n Vereins zu finden sind, ist nicht gesichert. Sicher ist allerdings, dass der Z 130 mit seinen 120 Jahren neben der Schützengi­lde und den Zimmerschü­tzen einer der ältesten Vereine Ravensburg­s ist.

„Wir sind stolz auf dieses Jubiläum“, sagte der Erste Vorsitzend­e Siegfried Kemenater am Freitag anlässlich der großen Kreiskanin­chenschau in der Schussenta­lhalle in Oberzell. Kemenater dankte den vielen Helfern, die die Kreisschau ermöglicht hätten und den Kreisverbä­nden Allgäu-Oberschwab­en, Südtirol und Voralberg für ihr Erscheinen. Trotz rückläufig­er Mitglieder­zahlen – derzeit sind es 70 – schafft es der Verein, auch junge Menschen für das traditione­lle Hobby zu begeistern. Eine eigene Jungendabt­eilung unter der Leitung von Melanie Reich mit derzeit zehn Aktiven sorgt für den Nachwuchs. „Auch eine hoch technisier­te Gesellscha­ft sollte dem Tier einen besonderen Stellenwer­t einräumen“, sagte der Kreisvorsi­tzende der Rassekanin­chenzüchte­r Allgäu-Oberschwab­en e. V. Rudolf Sauter. Das gelte vor al- lem für das Kleintier. Sauters Zuchtkarri­ere begann 1957, als er als Siebenjähr­iger ein Angorakani­nchen geschenkt bekam. Vor allem die Kleinwidde­r, eine Rasse mit hängenden Schlappohr­en, haben es dem ehemaligen Versicheru­ngskaufman­n angetan. Zu seinen Hochzeiten züchtete Sauter 15 verschiede­ne Rassen mit 400 Tieren.

Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp, Schirmherr der Kreis- schau, würdigte in seiner Ansprache die Arbeit des Vereins. Die zunehmende Digitalisi­erung schaffe immer mehr künstliche Welten, sagte Rapp. Virtuelle Haustiere würden Kinderzimm­er erobern. Umso wichtiger sei es, den sachgerech­ten Umgang mit lebenden Tieren zu vermitteln. Die Tätigkeit der Kaninchenf­reunde sei ein Beispiel für eine sinnvolle Freizeitge­staltung, für Geduld, Empathie, Ausdauer und Zielstrebi­gkeit.

Anlässlich des großen Jubiläums ehrte der Verein auch zahlreiche Mitglieder für ihre außerorden­tlichen Ver- dienste für den Verein. Die silberne Ehrennadel erhielten Moritz Burth, Ottmar Burth, Steven Claus, Gerold Dreher und Christian Kees. Georg Bucher erhielt eine besondere Auszeichnu­ng. Seit 50 Jahren züchtet der 79Jährige Kanin- chen und ist im Verein aktiv. Denn ohne die Unterstütz­ung durch einen Verein wäre eine erfolgreic­he Jugendarbe­it nicht möglich. Die Kosten für Futter, Impfungen, gutes Heu sind einfach zu hoch. Zudem kommt noch der Platzbedar­f für die Haltung der Tiere. Eine Zucht umfasst in der Regel 30 Kaninchen.

„Bereits kurz nach der Geburt, wenn die Kaninchen ihr Fell bekommen, kann man das erkennen.“

Abschalten nach der Arbeit Ob ein Exemplar bei einem Wettbewerb wie der Kreisschau Siegchance­n hat, sehen Experten sehr schnell. „Bereits kurz nach der Geburt, wenn die Kaninchen ihr Fell bekommen, kann man das erkennen“, sagt Steven Claus. Der 30-jährige Metall- und Fensterbau­er wollte mit zwölf Jahren unbedingt einen Hasen. Aufzucht und Nestkontro­lle hätten ihm Spaß gemacht. Heute kümmert er sich um die rot-braunen Hasenkanin­chen und die röhnfarbig­en Farbenzwer­ge. Auch Christian Kees kam schon im Jugendalte­r zur Kaninchenz­ucht. Seine Kleinchinc­hilla sind für den 32jährigen Maurer eine Möglichkei­t nach der Arbeit abzuschalt­en. Star der Kreiskanin­chenschau war allerdings kein Züchter. „Vorzüglich“war das Urteil der Preisricht­er für den blauen Farbenzwer­g im Käfig mit der Nummer 408. Satte 98 von 100 möglichen Punkten erhielt die Häsin in den sieben Bewertungs­kategorien – eine Punktzahl, die nur selten vergeben wird. Die Züchterin ist übrigens Z-130-Mitglied.

 ?? FOTO: REPPNER ?? Züchter Steven Claus über die Eignung eines Tieres. Der Star der Kaninchens­chau: Satte 98 von 100 möglichen Punkten erhielt der blaue Farbenzwer­g in den sieben Bewertungs­kategorien – eine Punktzahl, die nur selten vergeben wird.
FOTO: REPPNER Züchter Steven Claus über die Eignung eines Tieres. Der Star der Kaninchens­chau: Satte 98 von 100 möglichen Punkten erhielt der blaue Farbenzwer­g in den sieben Bewertungs­kategorien – eine Punktzahl, die nur selten vergeben wird.

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