Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kröten, Moneten, Zaster
Den Ravensburger Münzsammler-Verein gibt es seit 50 Jahren
RAVENSBURG - Mit dem bloßen Auge ist kaum zu erkennen, was auf dem fingernagelgroßen Metallstück abgebildet ist. Die Zeichen der Zeit haben ihr Übriges getan und eine dunkelgraue Patina über das Material gelegt. Erst unter der Lupe erkennt man schemenhaft den Kopf von Kaiser Konstantin. „300 nach Christus“, antwortet Heinz Hübner auf die Frage, wie alt das Geldstück sei. Ihr Wert beträgt rund 60 Euro. Allerdings, so betont er, habe die Münze nur in diesem Zustand diesen Wert. Falls sie in irgendeiner Weise poliert oder gereinigt worden wäre, wäre sie wertlos. Bei einem Betrag von 60 Euro mag man das noch verschmerzen können. Verheerender wäre eine Reinigung beispielweise bei einem Ravensburger Regimentstalers aus dem Jahr 1624, den Experten bei guter Erhaltung auf 60 000 Euro schätzen.
Leidenschaft gilt Crown-Größe Münzen und Geld sind das Leben von Heinz Hübner. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete der 74-Jährige als Revisor bei der Sparkasse, seit 1968 sammelt er Münzen und war seit 1975 mehrfach Vorsitzender des Oberschwäbischen Münzsammlervereins Ravensburg e.V., der im Dezember sein 50-jähriges Bestehen feierte. Angefangen hat es bei Hübner mit FünfMark-Gedenkmünzen, die der Staat jährlich in verschiedenen Geldfabriken prägen lässt. Einige davon sind sehr wertvoll, weil sie in nur geringer Stückzahl existieren. Doch seine große Leidenschaft gilt den sogenannten Münzen in Crown-Größe.
Die Bezeichnung „Crown“geht auf die englische Crown-Münze zurück, die Heinrich der VIII im 16. Jahrhundert einführte. Im Laufe der Zeit fand sie zahlreiche Nachahmer auf der ganzen Welt. Dazu zählt auch der Silberdollar. Wie viele Münzen in Crown-Größe es gibt, kann man nicht genau sagen. Heinz Hübner besitzt etwa 200 Stück.
Die Bereiche in denen die Numismatiker – wie die Münzsammler auch genannt werden – ihrer Leidenschaft nachgehen, sind fast unüberschaubar. Einige sammeln offizielle Währungen aus einer bestimmten Zeit, wie die Kaiserzeit oder der Weimarer Republik, andere hingegen haben sich auf einzelne Länder spezialisiert oder auf Gedenkmünzen, die zu bestimmten Anlässen geprägt werden. Was das Hobby zusätzlich spannend macht, sind die Geschichten, die jede einzelne Münze zu erzählen vermag. Für kaum einen anderen Gegenstand gibt es so viele verschiedene Namen wie für das Geld: Zaster, Kröten oder Moneten sind jedem ein Begriff, dass sie aber auf die Bezeichnungen für ehemalige Zahlungsmittel zurückgehen, weiß hingegen kaum einer. Auch der berühmte „Obolus“, mit dem im heutigen Sprachgebrauch ein kleiner Geldbetrag oder eine Spende gemeint ist, geht auf den Namen einer Münze im antiken Griechenland zurück. Allerdings scheint das ehemals beliebte Hobby in den letzten Jahrzehnten ins Hintertreffen geraten zu sein. Das merkt auch der Ravensburger Münzsammlerverein. Mittlerweile sind noch 21 Mitglieder aktiv, die sich einmal im Monat in der „Goldenen Uhr“treffen, um zu tauschen oder zu plaudern. Dabei hat das Hobby auch einen praktischen Sinn. „Wenn sie in 15 Jahren jeden Monat eine Goldmünze kaufen“, erklärt Heinz Hübner, „dann haben sie eine gute Wertsteigerung. Doch muss es für einen Sammler nicht immer Gold sein. Eine Gedenkprägung für Heinrich dem Löwen aus dem Jahr 1923 ist aus Porzellan.