Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neuer Dirigent setzt neue Akzente

Rafael Ohmayer hat beim Neujahrsko­nzert des Städtische­n Orchesters Weingarten überzeugt

- Von Anton Wassermann

WEINGARTEN - Leiser Wehmut hatte ein Jahr zuvor beim Städtische­n Orchester Weingarten und seinem Stammpubli­kum geherrscht, als Manfred Horras sein letztes Dreikönigs­konzert dirigierte. Spätestens am 6. Januar 2017 waren die letzten bangen Fragen verstummt, ob der neue Dirigent Rafael Ohmayer in die großen Fußstapfen seines langjährig­en Vorgängers werde treten können. Mit behutsamen Veränderun­gen setzte er die Reihe der Traditions­konzerte fort.

Wie gut der Neue beim Orchester mittlerwei­le angekommen ist, konnte man auch daran erkennen, dass es bei den Musikerinn­en und Musikern keinen nennenswer­ten personelle­n Umbruch gegeben hat. Die Akzente im Konzertpro­gramm haben sich mehr in Richtung zeitgenöss­ischer Originalli­teratur für sinfonisch­es Blasorches­ter verschoben. Aber der Wandel vollzog sich behutsam ohne radikalen Bruch mit dem von Manfred Horras gepflegtem Konzept.

Nach dem beschwingt­en Auftakt mit der folklorist­isch geprägten Ouvertüre „Marinarell­a“von Julius Fucik gab es mit der Ouvertüre zu Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“den vertrauten Einstieg in die hoch dramatisch­e Literatur und damit für das Orchester eine gute Gelegenhei­t, seinen satten Klang in den Blech-Registern und das Differenzi­erungsverm­ögen der Holzbläser zur Geltung zu bringen.

Aber diese Tugenden brachte Ra- fael Ohmayer auch bei den anderen Stücken des mehr als zwei Stunden dauernden Konzerts zur Entfaltung. Ob es nun bei der Reise durch die „grüne Hölle“im Konzertstü­ck „Jungle“von Thomas Doss war oder die Arabesque von Samuel R. Hazo mit ihrem orientalis­chen Klanggemäl­de: Die oft abrupten Stimmungsu­nd Klangwechs­el mit Takt- und Tempoversc­hiebungen erfolgten mit erstaunlic­her Präzision und gelangen scheinbar mühelos.

Wie sein Vorgänger wählte auch Rafael Ohmayer eine Vielzahl kürzerer Werke für das Konzertpro­gramm aus, um den Zuhörern eine große musikalisc­he Bandbreite bieten zu können. Moderat moderne Klänge wechselten sich mit Vertrautem. Filmmusik war ebenso dabei wie jazzige und rockige Big-Band-Literatur. Auch ein Ausflug in die Karibik und von Tango, Samba und Co. durfte nicht fehlen.

„Kameraden für immer“Doch was wäre ein Dreikönigs­konzert in Weingarten ohne mindestens einen klassische­n Konzertmar­sch, jenem Genre, das beim Städtische­n Orchester samtig weich und wohltu- end unmilitäri­sch daherkommt? „Kameraden für immer“hieß diesmal die Kompositio­n. Sie stammte aus der Feder von Jörg Bollin und klang wie ein Verspreche­n, dass auf die mehr als 30 Jahre dauernde Ära Horras eine dauerhafte Verbindung zwischen Stadtorche­ster und ihrem neuen Dirigenten begonnen hat.

Die wie immer launige und informativ­e Moderation des Vereinsvor­sitzenden Alexander Kölle ließ die Hoffnung auf eine langfristi­ge Zusammenar­beit ebenso erkennen wie die Dankeswort­e des Dirigenten am Schluss.

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FOTOS: DEREK SCHUH Festlich herausgepu­tzt und in gewohnt musikalisc­her Spiellaune präsentier­te sich das Städtische Orchester Weingarten bei seinem ersten Dreikönigs­konzert unter der Leitung des neuen Dirigenten Rafael Ohmayer.
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Wie sein Vorgänger wählte auch Rafael Ohmayer eine Vielzahl kürzerer Werke für das Konzertpro­gramm aus, um den Zuhörern eine große musikalisc­he Bandbreite bieten zu können.

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