Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neuer Dirigent setzt neue Akzente
Rafael Ohmayer hat beim Neujahrskonzert des Städtischen Orchesters Weingarten überzeugt
WEINGARTEN - Leiser Wehmut hatte ein Jahr zuvor beim Städtischen Orchester Weingarten und seinem Stammpublikum geherrscht, als Manfred Horras sein letztes Dreikönigskonzert dirigierte. Spätestens am 6. Januar 2017 waren die letzten bangen Fragen verstummt, ob der neue Dirigent Rafael Ohmayer in die großen Fußstapfen seines langjährigen Vorgängers werde treten können. Mit behutsamen Veränderungen setzte er die Reihe der Traditionskonzerte fort.
Wie gut der Neue beim Orchester mittlerweile angekommen ist, konnte man auch daran erkennen, dass es bei den Musikerinnen und Musikern keinen nennenswerten personellen Umbruch gegeben hat. Die Akzente im Konzertprogramm haben sich mehr in Richtung zeitgenössischer Originalliteratur für sinfonisches Blasorchester verschoben. Aber der Wandel vollzog sich behutsam ohne radikalen Bruch mit dem von Manfred Horras gepflegtem Konzept.
Nach dem beschwingten Auftakt mit der folkloristisch geprägten Ouvertüre „Marinarella“von Julius Fucik gab es mit der Ouvertüre zu Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“den vertrauten Einstieg in die hoch dramatische Literatur und damit für das Orchester eine gute Gelegenheit, seinen satten Klang in den Blech-Registern und das Differenzierungsvermögen der Holzbläser zur Geltung zu bringen.
Aber diese Tugenden brachte Ra- fael Ohmayer auch bei den anderen Stücken des mehr als zwei Stunden dauernden Konzerts zur Entfaltung. Ob es nun bei der Reise durch die „grüne Hölle“im Konzertstück „Jungle“von Thomas Doss war oder die Arabesque von Samuel R. Hazo mit ihrem orientalischen Klanggemälde: Die oft abrupten Stimmungsund Klangwechsel mit Takt- und Tempoverschiebungen erfolgten mit erstaunlicher Präzision und gelangen scheinbar mühelos.
Wie sein Vorgänger wählte auch Rafael Ohmayer eine Vielzahl kürzerer Werke für das Konzertprogramm aus, um den Zuhörern eine große musikalische Bandbreite bieten zu können. Moderat moderne Klänge wechselten sich mit Vertrautem. Filmmusik war ebenso dabei wie jazzige und rockige Big-Band-Literatur. Auch ein Ausflug in die Karibik und von Tango, Samba und Co. durfte nicht fehlen.
„Kameraden für immer“Doch was wäre ein Dreikönigskonzert in Weingarten ohne mindestens einen klassischen Konzertmarsch, jenem Genre, das beim Städtischen Orchester samtig weich und wohltu- end unmilitärisch daherkommt? „Kameraden für immer“hieß diesmal die Komposition. Sie stammte aus der Feder von Jörg Bollin und klang wie ein Versprechen, dass auf die mehr als 30 Jahre dauernde Ära Horras eine dauerhafte Verbindung zwischen Stadtorchester und ihrem neuen Dirigenten begonnen hat.
Die wie immer launige und informative Moderation des Vereinsvorsitzenden Alexander Kölle ließ die Hoffnung auf eine langfristige Zusammenarbeit ebenso erkennen wie die Dankesworte des Dirigenten am Schluss.