Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Aufbauhilf­e für den Lieblingss­chüler

Pep Guardiola bestätigt Interesse von Manchester City an Bayerns Holger Badstuber

- Von Filippo Cataldo

ep Guardiola hat in seinen drei Münchner Jahren viele Spieler gelobt, ach was, glorifizie­rt. So ausdauernd, dass man vor lauter „supersuper“und „toptoptop“manchmal nicht mehr wusste, was wirklich so gemeint oder nur der recht hilflose Versuch war, einem Spieler möglichst sanft nahezubrin­gen, dass er ihn zwar gern habe, aber unter ihm eben kaum mehr spielen werde.

Über den Verteidige­r Dante sagte Guardiola etwa im April 2015, er hätte am liebsten „1000 Dantes in meinem Team“. Der sei „ein toller Spieler“. So toll, dass der sonst so fröhliche Dante in jener Saison so wenig spielte, dass er wenig später so traurig war, dass er nach Wolfsburg wechselte. Sein Lachen fand Dante erst in dieser Saison nach einem weiteren Wechsel nach Nizza wieder, doch das ist eine andere Geschichte.

Über Holger Badstuber, mit dem sich die Wege nun wieder verbinden könnten, sagte Guardiola im Juli 2014 sogar: „Er ist der beste Spieler, den ich je hatte.“Badstuber brachte es unter Guardiola zwar auch nur auf wettbewerb­sübergreif­ende 25 Spiele (und damit auf 63 Partien weniger als Dante), doch das lag vor allem daran, dass der aus Rot an der Rot stammende Verteidige­r der größte Pechvogel im deutschen Fußball ist und den Großteil von Guardiolas Münchner Episode in der Rehaabteil­ung des Rekordmeis­ters erlebte. Wenn Badstuber aber fit war, stellte ihn Guardiola auf; manchmal auch, wenn der mittlerwei­le 27-jährige noch nicht so richtig fit war, doch auch das ist eine andere Geschichte.

Man muss jedenfalls davon ausgehen, dass Guardiola die Wertschätz­ung für Badstuber schon damals genauso meinte, wie er sie formuliert­e. Denn Guardiolas Huldigung des Oberschwab­en geschah nicht in der Öffentlich­keit, sondern während eines Trainings. Das fand zwar, wie so viele Übungseinh­eiten der Bayern, unter Ausschluss der Öffentlich­keit statt, doch ein Kamerateam des Clubsender­s FCB.tv fing dabei ein leidenscha­ftliches Gespräch Guardiolas mit Co-Trainer Hermann Gerland auf. „Hermann, Hermann! Wir haben zwei überragend­e Spieler, Innenverte­idiger, immer in der Saison gehabt. Aber Badstuber ist besser. Er ist der beste Spieler, den ich je hatte!“, sagte der Katalane zum Bayern- Faktotum, der sich über diese Einschätzu­ng seines Chefs nicht allzusehr gewundert haben dürfte: Gerland hatte Badstuber schließlic­h schon bei den Amateuren der Münchner trainiert und mit einem kleinen Tipp an den damaligen Cheftraine­r Louis van Gaal im Sommer 2009 Badstubers Bundesliga­karriere ins Rollen gebracht.

Surreales könnte real werden Als der Sender ESPN an Silvester als Erstes von einem Interesse von Guardiolas neuem Club Manchester City an Badstuber berichtete, musste man dennoch davon ausgehen, dass dies nur eines der üblichen Gerüchte auf dem wie üblich überdrehte­n Transferge­rüchtemark­t war. Die Citizens können einen spielstark­en Verteidige­r wie den Bayern durchaus gebrauchen. Doch dass ein Spieler mit einem so fragilen Körper wie Badstuber wirklich der Königstran­sfer des Tabellenvi­erten der Premier League, in der es rauer zugeht als in der Bundesliga, werden könnte? Dass der mit seiner Art zu spielen noch nicht ganz in England angekommen­e, zuletzt ein wenig in die Kritik geratene und zunehmend dünnhäutig agierende Guardiola wirklich zum Aufbauhelf­er eines Profis werden würde, der dringend Spielpraxi­s benötigt, aber im Sommer wieder nach München zurückkehr­en würde? Wenn, dann würden die Bayern, wie Guardiolas Nachfolger Carlo Ancelotti dieser Tage erklärte, Badstuber, wenn er denn unbedingt woanders Spielpraxi­s sammeln wollte, nur auf Leihbasis abgeben. Davor müsste aber auch noch Badstubers im Sommer auslaufend­er Vertrag verlängert werden.

Das klang dann alles doch irgendwie zu surreal.

Doch das Surreale könnte zur ganz realen Win-win-Lösung zu werden. Offenbar möchte Guardiola noch ein paar Monate seine These überprüfen und mit dem Besten, den er je hatte, zusammenar­beiten. Nach dem 5:0-Sieg Citys gegen West Ham im FA-Cup sagte Guardiola am Samstag: „Wir prüfen, ob es eine Chance, eine Möglichkei­t gibt, jemanden zu holen.“Und auf Badstuber angesproch­en: „Ich kenne Holger, er ist ein fantastisc­her Spieler, ein fantastisc­her Junge, aber er ist ein Spieler von Bayern München. Wir sollten zunächst mit ihnen sprechen, dann mit ihm.“

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FOTO: IMAGO Schon beim FC Bayern München verstanden sich Pep Guardiola und Verteidige­r Holger Badstuber gut. Nun könnten sie auch bei Manchester City wieder zusammenar­beiten.

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