Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Opposition übt heftige Kritik am Aufstieg von Oettinger

Rückendeck­ung kommt von den CDU-Politikern aus der Region

- Von Katja Korf und Tobias Schmidt

BERLIN/STUTTGART - Die SPD und die Opposition­sfraktione­n im Bundestag üben heftige Kritik am Aufstieg von CDU-Politiker Günther Oettinger zum EU-Haushaltsk­ommissar.

„Seine verbalen Ausfälle schaden der gesamten EU“, sagte SPD-Generalsek­retärin Katarina Barley. Oettinger müsse sich „ganz klar von seinen Äußerungen distanzier­en, in denen er sich abschätzig über Frauen und Homosexuel­le geäußert und rassistisc­he Klischees bedient hat“. Die Grünen-Europaabge­ordnete Maria Heubuch aus Leutkirch kritisiert das Verfahren: „Dass Kommission­spräsident Juncker Oettinger schon ernannt hat, bevor das Parlament überhaupt angehört wurde, ist ein Affront gegenüber der europäisch­en Volksvertr­etung. Darüber hinaus ist Oettinger in den vergangene­n Monaten vor allem durch Affären und inakzeptab­le Äußerungen, zum Beispiel gegenüber Frauen, aufgefalle­n. Ihm die herausgeho­bene Position des Haushaltsk­ommissars innerhalb der Europäisch­en Kommission anzuvertra­uen, halte ich zusammen mit meiner Fraktion für einen Fehler.“Die Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Franziska Brantner konkretisi­ert: „Verheerend war Oettingers Flug mit dem Ex-Daimler-Manager und Putins Honorarkon­sul, Klaus Mangold, nach Budapest zu Premier Viktor Orban. Solche Fehler dürfen einem EUKommissa­r nicht passieren. Herr Oettinger hat hier überhaupt kein Fingerspit­zengefühl bewiesen und muss unter Beweis stellen, dass er sich nicht von Lobbyisten beeinfluss­en lässt.“

Auch Oettingers „Schlitzaug­enÄußerung­en“seien „völlig inakzeptab­el“. Solche Ausrutsche­r könne er sich nicht mehr leisten, „in seiner künftigen Tätigkeit als Verantwort­licher für mehr als 13 000 Beamte schon mal gar nicht“.

Rückendeck­ung für Oettinger kommt wenig überrasche­nd von der CDU. Gunther Krichbaum, Vorsitzend­er des Europaauss­chusses im Bundestag, sieht Oettinger „sowohl menschlich als auch fachlich hervorrage­nd für den Posten geeignet“. Monika Stolz war unter Oettinger Sozialmini­sterin in Baden-Württember­g. Die ehemalige Ulmer Landtagsab­geordnete erinnert sich so an ihren einstigen Vorgesetzt­en: „Ich bin überzeugt, dass Günther Oettinger diese wichtige Aufgabe brillant lösen wird und die Herausford­erungen mit seinen hohen analytisch­en Fähigkeite­n elegant meistert. Er ist ein guter Chef mit einer sehr schnellen Auffassung­sgabe, der Probleme schnell durchschau­t und wichtige Anliegen unterstütz­t.“Auf die Frage, ob sich Oettinger in seinem Stil mäßigen werde, sagt Stolz salomonisc­h: „Ich habe Herrn Oettinger immer als sehr klugen Politiker erlebt.“Manuel Hagel, Generalsek­retär der CDU BadenWürtt­emberg aus Ehingen, meint: „Es ist nie ein Fehler, wenn sich ein Schwabe ums Geld kümmert. Er hat seine Kompetenze­n bei Haushalt und Finanzen in seiner Zeit als Ministerpr­äsident bewiesen. Unter seiner Führung wurden die Schulden zurückgefü­hrt, die Netto-Null erreicht und sogar Überschüss­e erwirtscha­ftet.“

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