Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Genossenschaftliches K-Theater
Vom Kleinen auf das Große zu schließen, diese weitverbreitete Vorgehensweise nennt sich in der Philosophie Induktion – und zwar bereits seit Aristoteles. Gefühlt ähnlich lange her ist es, dass die SPD den Bundeskanzler stellte. Umso amüsanter ist das aktuelle genossenschaftlich aufgeführte K-Theater, wobei das „K“hierbei wahlweise für Kasperle oder Kanzler stehen kann.
Im Gegensatz zur „Bild“-Zeitung, die gestern bereits gewusst haben will, dass Sigmar Gabriel im September definitiv gegen Angela Merkel antritt, ist sich der Ober-Sozi selbst da noch nicht so sicher. Gabriel jedenfalls ließ sich am Dienstag nicht aus der Reserve locken, stattdessen versuchte er sich als Komiker. Vor dem Besuch der nordrhein-westfälischen Landtagsfraktion überspannte er den Bogen. „Jetzt sage ich was zur K-Frage“, verkündete er – und gratulierte direkt danach dem SPD-Spitzenkandidaten von 2013, Peer Steinbrück, zum 70. Geburtstag. Ansonsten meinte er nur: „Vergessen Sie’s!“Dies wiederum war dann wohl nicht an die K-Fragesteller gerichtet, sondern an Parteikollegin Hannelore Kraft. Sie hatte unlängst ähnlich kin- disch geantwortet: „Ich weiß, wer es wird, aber ich sage es Ihnen nicht.“
Damit zurück zur Induktion: In Baden-Württemberg haben die Genossen zuletzt 12,7 Prozent der Stimmen erhalten. Als Steinbrück 2013 im Bund 25,7 Prozent holte, waren es bei der Landtagswahl zuvor noch 23,1. Es ist unterm Strich somit völlig egal, ob Gabriel, Schulz oder vielleicht doch Schäfer-Gümbel antritt. Schafft Gennosse „K“erneut 2,6 Prozent mehr als im Südwesten, läuft es auf satte 15,3 Prozent für die SPD hinaus. (jos)