Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stars gegen Trump
Prominente loben Meryl Streep für ihre kritische Rede bei den Golden Globes
Hollywood-Größen solidarisch mit Kollegin Streep
LONDON/LOS ANGELES (dpa) - Nach Meryl Streeps (67) gefeierter Rede bei der Verleihung der Golden Globes und der harschen Reaktion Donald Trumps haben sich Prominente auf die Seite der Schauspielerin gestellt. „Sollten Sie nicht das Land regieren?“, fragte US-Schauspielkollege George Clooney (55) als Reaktion auf Trumps Tweet, wie die britische Zeitung „The Guardian“berichtete. Trump hatte die vielfach ausgezeichnete Streep als eine der am meisten überschätzten Schauspielerinnen Hollywoods bezeichnet, nachdem sie ihn in ihrer Rede hart attackiert hatte.
Verzweifelt und hoffnungslos Clooney sagte, er habe Trump weder gewählt noch unterstützt und halte ihn nicht für die richtige Wahl. „An diesem Punkt unseres Lebens müssen wir hoffen, dass er nicht alles zerstört.“Damit die USA nicht scheiterten und fürchterliche Dinge passierten, müsse man hoffen, dass er einen vernünftigen Job mache. „Dafür sehe ich keinerlei Anzeichen“, ergänzte Clooney laut der Zeitung.
Noch während der Live-Übertragung der Preisverleihung am Sonntagabend in Los Angeles hatten Prominente zustimmende Tweets gesendet. Oscar-Gewinner Robert De Niro, 73, sagte in einem Statement, das dem "People Magazine" vorliegt: „Was du gesagt hast, war großartig. Es musste gesagt werden und du hast es wunderschön formuliert. (...) Ich teile deine Meinung zu Stuss und Tyrannen. Genug ist genug.“
Auch die Moderatoren der US-Late-Night-Shows und ihre Gäste verteidigten Streep gegen Trump. „Sehen Sie, Herr Trump. Sie können sich weigern, Ihre Steuererklärung zu veröffentlichen. Sie können die Verbannung einer ganzen Religion fordern. Sie können mit einem Diktator anbandeln. Aber Meryl Streep überschätzt nennen? Nein! Das geht zu weit!“sagte Stephen Colbert von der „Late Show“. In diesem Sinne äußerte sich auch der Schauspieler Ben Affleck bei der Show „Jimmy Kimmel Live“.
Der Schriftsteller Aaron Gillies schlug auf Twitter eine gemeinsame Strategie aller Prominenter vor: „Wenn alle berühmten Leute Trump in den nächsten vier Jahren permanent kritisieren, wäre er zu beschäftigt, auf Twitter zu schimpfen, um uns alle zu töten.“Diese Idee griff Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling auf und verbreitete sie in einem Retweet mit dem Kommentar „Wenn ein Vergnügen zur Pflicht wird“weiter. Die Warnung eines Followers, nachher werde Trump noch sie als überschätzt bezeichnen, ließ die Autorin kalt. „Vergesst niemals, dass die gute Meinung einiger Leute beleidigender wäre, als ihre Schmähungen“, schrieb Rowling.
Bei Musikern und Schauspielern ist Trump seit Beginn seiner Kandidatur größtenteils unbeliebt. So fällt es Trumps Team etwa schwer, Künstler für seine Vereidigungsfeier zu engagieren. Am Montagabend (Ortszeit) sagte auch DJ Moby ab. „Hahahahah, ich wurde gerade gefragt, ob ich beim Amtseinführungsball für Trump auflegen würde“, schrieb der Musiker auf Instagram. Er bot an, das Angebot anzunehmen, wenn Trump im Gegenzug seine Steuererklärung veröffentliche.
Das Weiße Haus hat sich in gemäßigter Weise zu dem verbalen Schlagabtausch zwischen Streep und Trump geäußert. Pressesprecher Josh Earnest sagte laut „The Washington Post": „Sie hat eindeutig eine durchdachte, sorgfältig überlegte Botschaft übermittelt, an die sie glaubt.“Die Schauspielerin habe damit als US-Bürgerin von ihrem Recht Gebrauch gemacht, das ihr die Verfassung der Vereinigten Staaten gewährleiste. Präsident Barack Obama werde sich nicht dazu äußern, meinte Earnest. Der noch amtierende Präsident habe „institutionelle Verantwortung“und fokussiere sich voll und ganz darauf, den Wechsel so effektiv wie möglich zu gestalten. Am 20. Januar wird Donald Trump als neuer US-Präsident vereidigt.
„Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle.“Meryl Streep bei der Verleihung der Golden Globes