Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Merkel-Kritiker

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„Ich bin zurückgeko­mmen, um zu handeln, mich zu engagieren und Erfolg zu haben.“Mit diesen Worten kündigte Arnaud Montebourg im August seine Kandidatur bei den Vorwahlen der Sozialiste­n an. Der Ex- Wirtschaft­sminister, der 2014 wegen Kritik am Regierungs­kurs gehen musste, ist ein scharfer Kritiker von Angela Merkel ( CDU).

Montebourg bewirbt sich nicht zum ersten Mal bei den „ Primaires“. 2012 kam der Vertreter des linken Parteiflüg­els mit gut 17 Prozent auf einen achtbaren dritten Platz – vor seinem heutigen Rivalen Manuel Valls. Den könnte der 54- Jährige laut jüngsten Umfragen im zweiten Wahlgang am 29. Januar schlagen und damit Präsidents­chaftskand­idat der Sozialiste­n werden.

Montebourg steht für Protektion­ismus, den er als Industriem­inister zwischen 2012 und 2014 offensiv vertrat. So setzte der Anwalt sich für eine vorübergeh­ende Verstaatli­chung der Hochöfen von ArcelorMit­tal im lothringis­chen Florange ein. Im Streit um Staatshilf­en legte er sich auch mit Brüssel an. „ Dass Staatseing­riffe der Wirtschaft grundsätzl­ich schaden, ist eine rein liberale und tendenziös­e Interpreta­tion", schrieb der Globalisie­rungskriti­ker in einem Brandbrief an die EU- Kommission. Als Gegner Brüssels sieht er sich nicht. „ Die EU ist wie ein bank- rottes Unternehme­n, das man umstruktur­ieren muss, um es zu retten“, sagte der Sozialist, der 2005 gegen den EU-Vertrag stimmte, bei der Erklärung seiner Kandidatur. Vor allem gegen den EU- Sparkurs wendet sich der Kandidat. Deutschlan­ds Führungsro­lle prangert Montebourg regelmäßig an. „ Ich spreche vom deutschen Nationalis­mus, der durch Frau Merkels Politik nach der Art Bismarcks wieder hochkommt“, kritisiert­e er bereits 2011. Im Jahr 2014 wurde er ins Wirtschaft­sministeri­um berufen. Nach nur drei Monaten musste er das Ressort wieder abgeben, weil er offen eine Abkehr von der Sparpoliti­k gefordert und harte Kritik an Deutschlan­d geübt hatte. Der geschieden­e Vater zweier Jugendlich­er ist seit gut zwei Jahren mit der Sozialisti­n Aurélie Filippetti liiert, mit der er eine Tochter hat. Christine Longin

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FOTO: AFP Arnaud Montebourg könnte laut Umfragen die Vorwahlen der Sozialiste­n gewinnen.

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