Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Begriff ist keine Diskrimini­erung

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Zum Artikel „Viel Lob für Kölner Silvestere­insatz“( 3.1.):

In unserer Umgangsspr­ache entstehen ständig neue Begriffe und Wörter, die meist abgekürzt, wenn nicht gar verstümmel­t, Eingang in unseren Sprachgebr­auch finden. Auch ein Großteil der Firmen- und Behördenna­men bestehen aus Abkürzunge­n, die im täglichen Umgang einfach und verständli­ch wahrgenomm­en werden. Wenn sich die Polizei diese Praxis aber zu eigen macht, indem sie die Nordafrika­ner als „Nafri“bezeichnet hat, geht ein Aufschrei durch das (meist linke) politische Klientel.

Während dieser Begriff sofort als nazistisch verurteilt wird, regt sich im Gegensatz über „Ossi“, die gängige und diffamiere­nde Bezeichnun­g für unsere Mitbürger der neuen Bundesländ­er, niemand auf. In unserer Demokratie gibt es zwar keine Tabugrenze­n mehr, sogar die radikale Satire von Charlie Hebdo wird ausgehalte­n, doch bei der kleinsten Abweichung vom politische­n Mainstream in der Flüchtling­spolitik wird der Akteur sofort in die rechte Ecke gestellt. Helmut Mock, Ravensburg

Einsatz war Freiheitsb­eraubung Von mir gibt es für diesen Einsatz kein Lob. Politkorre­kte Bezeichnun­gen von Minderheit­en sind mir zwar egal, nicht aber der reale Umgang mit ihnen, insbesonde­re die in Ihrem Leitartike­l als bewährte Polizeitak­tik angepriese­ne „Einkesselu­ng“. Was Sie verschweig­en, ist, dass solche Kessel regelmäßig als rechtswidr­ig bewertet werden. Versetzen Sie sich mal in die Lage eines jungen Mannes, der genau wie alle anderen auch an Silvester einfach in Köln feiern wollte und dann am Bahnhof von der Polizei herausgezo­gen wird.

Allein aufgrund Ihrer Staatsange­hörigkeit werden Sie für „gefährlich“befunden, und während alle anderen feiern gehen, stehen Sie stundenlan­g in der Kälte eingekesse­lt vor dem Bahnhof herum und schauen in der Masse nun wirklich bedrohlich aus. Die Menschen, die vorbeikomm­en, kriegen den Eindruck, dass in dem Kessel eine Hor- de gefährlich­er Tiere festgehalt­en wird, und sind der Polizei so dankbar, vor Ihnen beschützt zu werden; manche sagen das auch, und das schneidet noch mehr als die Kälte. Wie, glauben Sie, verändert sich durch so ein Erlebnis Ihre Haltung zum deutschen Staat und zu unserer Gesellscha­ft?

Wenn manche Leute nicht wissen, wo der Spaß aufhört, dann müssen uniformier­te Spaßbremse­n auf den Feiermeile­n anscheinen­d sein, so traurig das ist. Aber die persönlich­e Freiheit ist nicht ohne Grund einer der höchsten Werte unserer Verfassung und sollte deswegen nicht einfach so eingeschrä­nkt werden. Auch nicht für Minderheit­en. Uli Epple, Wasserburg

Verständni­s fällt schwer Zum Thema „Österreich kontra PkwMaut“( 2.1.): Ob eine Maut in Deutschlan­d sich finanziell rechnet und somit sinnvoll ist , kann ich aus den bisherigen Veröffentl­ichungen nicht beurteilen. Was mich aber ärgert, ist die Reaktion aus den Nachbarlän­dern.

Wenn ich meine Kusine einmal im Jahr in der Schweiz besuchen möchte, brauche ich eine Vignette in Österreich und eine in der Schweiz. Es kostet mich also ein Tag ungefähr 50 Euro nur für die Maut. Ist dies angemessen und gerechtfer­tigt? Da fällt mir das Verständni­s für die Reaktionen aus den Nachbarsta­aten eben schwer. Gernot Dettweiler, Wangen

Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen.

Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­hezeitung.de

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