Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Fasziniert von tief berührende­r Musik“

Linus Roth spielt in Weingarten und Ulm Werke von Mieczyslaw Weinberg

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WEINGARTEN - Der Geiger Linus Roth, 1977 in Ravensburg geboren, ist mit dem Württember­gischen Kammerorch­ester Heilbronn unter Ruben Gazarian auf Tournee. Am morgigen Donnerstag ist er im Kulturund Kongressze­ntrum Weingarten zu Gast, am Dienstag, 17. Januar im Kornhaus in Ulm. Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Pablo de Sarasate und Mieczyslaw Weinberg. Katharina von Glasenapp sprach mit Linus Roth über seine besondere Beziehung zu diesem polnisch-jüdischen Komponiste­n.

Herr Roth, wie sind Sie auf Mieczyslaw Weinberg gestoßen, der bis vor wenigen Jahren bei uns ziemlich unbekannt war? Haben Sie die szenische Uraufführu­ng seiner Oper „Die Passagieri­n“2010 bei den Bregenzer Festspiele­n gesehen? Ich habe seine Musik im gleichen Jahr 2010 kennengele­rnt, als ich bei einem Kammermusi­kfestival ein Trio von ihm spielte und fasziniert war von dieser tief berührende­n Musik eines mir bis dahin völlig unbekannte­n Komponiste­n. Danach habe ich entdeckt, wie viel Kammermusi­k und Solokonzer­te er für mein Instrument, die Violine, geschriebe­n hat, habe mir diese Werke erarbeitet und mittlerwei­le auf drei CDs eingespiel­t.

Weinbergs Musik wird ja oft mit der seines 13 Jahre älteren Freundes und Mentors Dmitri Schostakow­itsch verglichen. Wie stehen Sie dazu? Vergleiche­n kann man schon, aber es ist ungerecht. Weinberg hat sich selbst keinen guten Dienst erwiesen, indem er sich als Schüler von Schostakow­itsch bezeichnet­e. Die beiden Komponiste­n haben sich gegenseiti­g hoch geschätzt und beeinfluss­t. Weinberg hat eine eigene Tonsprache und steht für sich, mit einer tiefen inneren Verbundenh­eit zu Schostakow­itsch.

Wie charakteri­sieren Sie seine Rhapsodie über Moldawisch­e Themen, die Sie im Konzert spielen? Das ist ein auch in Weinbergs Oeuvre besonderes Stück. Eigentlich sind es jüdische Themen, aber da er selbst als Jude in Moskau lebte, konnte er es nicht so nennen. Es gibt Anklänge an Klezmer-Musik, aber es ist auch ein sehr unterhalts­ames Virtuosens­tück. In den Zigeunerwe­isen von Sarasate erlebt man dann eine andere Stilrichtu­ng, für das Publikum ist das sehr abwechslun­gsreich.

Sie haben auch eine Mieczyslaw Weinberg Society gegründet, welche Ziele haben Sie da? Die ursprüngli­che Idee war, die Musik von Weinberg bekannter zu machen, online und in Konzerten. Wir arbeiten eng mit dem Dirigenten Thomas Sanderling zusammen, der die Oper „Der Idiot“mit großem Erfolg uraufgefüh­rt hat. Wahrschein­lich noch in diesem Jahr wird es ein Festival zu Ehren von Weinberg geben und 2019 soll er zu seinem 100. Geburtstag erneut ins rechte Licht gerückt werden.

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FOTO: PR Linus Roth

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