Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Beteiligung der Bürger findet nicht statt“
Liebe Leserinnen, liebe Leser, Ihre Redaktion
Zum Artikel „ Flüchtlingsunterkunft am Weststadt- Friedhof ist bezogen“(SZ vom 5. Januar):
„Verwaltung lebt im Wolkenkuckucksheim“
Die Unterkunft ist nun bezogen, o.k. So weit korrekt gemeldet. Was befremdet, ist der hämische Unterton, darüber, dass die „ach so wohlhabenden Leute“sich nicht erwehren konnten. Man sollte mal darüber nachdenken, wie Anlieger sich fühlen, wenn jahrzehntelange Bauvorschriften, an die die Anlieger sich penibelst zu halten hatten, so subito geändert werden. Sammelunterkünfte, die bestimmt auch aus berechtigtem Grund in bestimmten Wohngebieten nicht erlaubt waren, wurden in „soziale Einrichtungen“umgetauft, und schwupps geht alles, was bisher nicht erlaubt war. Dann werden die Bürger „informiert“. Eine Beteiligung findet schlichtweg nicht statt. So wurden zum Beispiel Vorschläge der Anwohner an der Unterkunft Springerstraße ignoriert. Einen Spielplatz für die dort in größerer Zahl vorhandenen Kinder sollte der Helferkreis gefälligst selbst erstellen usw. Den Anliegern wurde eine hässliche Baracke direkt vor die Haustüre erstellt. Der Helferkreis betreut dort, aber die Verwaltung ist in keiner Weise für berechtigte Beschwerden erreichbar. Diese Verwaltung lebt im Wolkenkuckucksheim, wie ein Brief von Bürgermeister Blümcke von Anfang Dezember an die Anlieger der Springerstraße belegt. Herr Blümcke erklärt auch, dass man sich Anregungen und Einwände gegen die neu anstehende Bebauung ersparen kann. Ist dies die so viel gelobte Bürgerbeteiligung? So erreicht man kein „Willkommen, Nachbar!“Ich persönlich habe es auch schon immer für richtig gehalten, wenn die „Macher“– gleich ob Politiker oder Verwalter - mit gutem Beispiel vorangehen. Meine Aufforderung an die Spitze von Ravensburg: Lassen Sie sich so eine Baracke vor die eigene Haustüre bauen. Dann können Sie mit Fug und Recht das Gleiche von dem Normalbürger erwarten.
Ludwig Seibert, Zum gleichen Thema:
„Wer hat die Mängel zu vertreten?“
Es wird geredet, der erste Stock dieser Unterkunft könne aus baulichen Gründen nicht belegt werden. Zutreffend oder nicht? Wenn ja, welche Mängel liegen vor, wer hat sie zu vertreten? Bis jetzt war nichts darüber zu lesen. Die Halbbelegung könnte auch ein heimliches Zugeständnis an die wohlhabenden Nachbarn „mit Porsche Cayennes und Swimmingpools“sein. Eine Erwähnung verdiente auch, dass die Nachbarn aus der Südstadt, die keine Cayennes und Swimmingpools besitzen, gegen die Gemeinschaftsunterkunft auf der Wiese, über die die Starkstromleitung führt und für die bisher angeblich eine Bebauungssperre galt, nicht protestierten. Immer häufiger wird über Pfusch am Bau geklagt. Bis vor Kurzem wurde in der Oberamteistraße das relativ neue, von renommierten Ravensburger Architekten geplante DHBW-Gebäude aufwendig saniert. Im Unterschied zum Schaden an der Tiefgarage stand darüber noch nichts in der „Schwäbischen“. Auch dabei geht es um Steuermittel.
Albert Hagn,
Ravensburg
Ravensburg
„Waren die Proteste wirklich nur Gerüchte?“
Obwohl schon viele Wochen fertig, konnte nun nach einem halben Jahr die Gemeinschaftsunterkunft bezogen werden. Allerdings nur mit 20 Flüchtlingen, obwohl die Unterkunft für wesentlich mehr Personen vorgesehen und auch gebaut worden war. Inzwischen haben die zuständigen Verantwortlichen des Landratsamtes festgestellt, möglicherweise nach Hinweisen der „wohlhabenden Nachbarn“, dass die obere Etage aus baurechtlichen Gründen nicht bewohnt werden kann. Auf einer InfoVeranstaltung der Kirchengemeinde hatte der Vertreter des Landratsamtes vorgetragen, dass die Zwischendecke des nagelneuen Wohncontainers nicht die erforderliche Tragfähigkeit hat. Insoweit kann nur eine beschränkte Belegung im Erdgeschoss erfolgen. Auf die Frage eines Bürgers nach der Verantwortlichkeit einer solchen Fehlleistung und den zu erwartenden Kosten einer Nachbesserung, erwiderte er ausweichend mit Personalmangel, zu starkem Flüchtlingsandrang. Nun, da der Andrang neuer Flüchtlinge nachgelassen hat und der Personalmangel sicher behoben ist, dürfte Normalität eingezogen sein und der Integration nichts mehr im Wege stehen.
Peter Hagelstein,
Ravensburg
Zum Artikel „Umstrittener 30- MeterMast steht“(SZ vom 4. Januar):
„Eine verpasste Chance für Ravensburg“
Wenn die Telekom sich in den asiatischen Ländern mit der wahrscheinlich höchsten Dichte an Funknetzversorgung umgeschaut hätte, wäre es ihr vielleicht eher vergönnt gewesen, den Weststadt-Funkturm zu installieren. In Südkorea zum Beispiel sind die meisten Funktürme als Bäume verkleidet, mit richtiger oder imitierter Borke und Zweigen, zumeist Modell „Kiefer“. Aber das ist natürlich verbesserungsfähig: Keine Frage, was schwäbische Tüftler und Künstler hätten zustande bringen, und welcher Lichterglanz die Weststadt zur Weihnachtszeit hätte erleuchten können. Bruno Preilowski, Ravensburg
Zum Artikel „ Konservativ durch und durch (SZ vom 17. Dezember) und zum Leserbrief „Gott liebt die Randgruppen genauso“(SZ vom 29. Dezember)
„Entscheidung ist gefragt“
Der Leserbriefschreiber scheint ein ziemlich weichgespülter Theologe zu sein, nach dem Motto: „Wir kommen alle, alle in den Himmel“, weil Gott ja, wie er sagt, ein barmherziger Vater aller Menschenkinder ist. Doch dies ist nicht die Aussage der Bibel. Vielmehr: Gott ist der Schöpfer aller Menschen, und er liebt sie alle unterschiedslos. Aber Vater ist er nur für die, die die Erlösung durch Jesus Christus annehmen und dadurch zu Kindern Gottes werden. Da gibt es keinen Automatismus - Entscheidung ist gefragt. Deshalb lautete die zentrale Botschaft erst von Johannes dem Täufer und dann auch von Jesus: „Kehret um, denn das Himmelreich ist nahe gekommen.“Jesus war eben kein Revoluzzer im herkömmlichen Sinn, sondern hat alle Menschen, ob religiös oder nicht, auch die sogenannten Randgruppen, zur Umkehr aufgerufen. Auch würde er sicher heute keiner Partei angehören, denn das Reich Gottes, das er verkündigte, ist überparteilich und überkonfessionell. Das Programm seines Lebens wurde schon vor seiner Geburt seinem Pflegevater Josef verkündet: „Sie wird einen Sohn gebären und du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“Dazu wurde er geboren, deshalb ist er am Kreuz gestorben und von den Toten auferstanden. Ihn auf seine Lehre zu reduzieren, greift zu kurz. Er ist und bleibt der Erlöser der Welt. Doch ist auch seine Lehre im guten Sinn konservativ, denn: Er hat die schon im alten Bund geoffenbarte Liebe Gottes und die daraus resultierenden Gebote Gottes bewahrt und daran festgehalten, aber neu und tiefer und lebendig interpretiert. Elfriede Geray, Bodnegg