Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zwei Niederlage­n, zwei Gefühle

Tommy Haas freut sich über sein Comeback nach 447 Tagen Pause, die Weltrangli­stenerste Angelique Kerber sucht weiter ihre Form

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MELBOURNE (SID/dpa) - Nur noch fünf Kilometer bis zum Melbourne Park: Tommy Haas ist nach 447-tägiger Tennis-Abstinenz seinem großen Ziel Australian Open sportlich und geografisc­h schon ganz nahe gekommen. Trotz einer Niederlage. „Es fühlt sich schön an, es ist viel Zeit vergangen“, sagte der ehemalige Weltrangli­stenzweite nach dem 7:5, 4:6, 4:10 im ersten Gruppenspi­el des Einladungs­turniers im nahen Kooyong Tennis and Lawn Club gegen den Polen Jerzy Janowicz.

Für den ehemaligen Weltrangli­stenzweite­n Haas war es das erste Spiel seit dem 21. Oktober 2015, als er in Wien gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga verlor. Und die gute Nachricht: Die seit vielen Jahren lädierte und bereits viermal operierte Schulter hielt.

Als Haas den Platz betrat, fühlte er wieder, wie sehr er seinen Sport vermisst hatte, der ihn 20 Jahre lang durch zahlreiche Höhen und Tiefen geschickt hat. „Ich bin so glücklich, dass ich zurück bin“, meinte der gebürtige Hamburger, der in dem 78-minütigen Match gute Ansätze zeigte.

Haas traf den Ball gut, übte Druck aus, stand aber auch einem Mann gegenüber, der mit seinen gewaltigen Aufschläge­n punktete. Für Haas also ein richtig guter Test für das Highlight ab kommender Woche. „Immer wenn ich so ein Match wie dieses bekomme und du zurück in deinen Rhythmus findest vor so einer Kulisse, ist das sehr wichtig“, sagte der Olympiazwe­ite von Sydney 2000.

Die Australian Open sollen der Auftakt seiner großen Abschiedst­ournee werden. Nach dem verpassten Jahr 2016 will er „noch einmal meine Lieblingst­urniere spielen, insbesonde­re auch die deutschen Events“. Ansonsten sei es für ihn wichtig, „noch einmal bei den Grand Slams dabei zu sein“, sagte Haas. Mit dem Karriereen­de will er sich derzeit nicht beschäftig­en, obwohl er 2018 als Turnierdir­ektor beim ATP-Masters im kalifornis­chen Indian Wells fungieren wird. „Ich schulde es mir selber, noch einmal gutes Tennis zu spielen“, sagte er Ende Oktober. Kooyong war ein erster großer Schritt.

McEnroe glaubt nicht an Kerber Die Weltrangli­stenerste Angelique Kerber (28) sucht kurz vor den Australian Open noch ihre Form. Die zweimalige Grand-Slam-Siegerin musste sich in ihrem Auftaktmat­ch im Achtelfina­le des Turniers in Sydney überrasche­nd der Russin Daria Kasatkina mit 6:7 (5), 2:6 geschlagen geben.

„Die ersten Spiele des Jahres sind immer schwer. Ich bin noch nicht im Rhythmus, habe zu viele Fehler gemacht und hatte kein Gefühl für den Ball“, sagte Kerber: „Es ist hart, aber dennoch gut, vor den Australian Open noch ein Spiel bestritten zu haben.“Sie werde nun in Melbourne versuchen, „die positive Energie von letztem Jahr“wiederzufi­nden und „diese Niederlage so schnell wie möglich abzuhaken“. Kasatkina, 19 Jahre jung, ist die Nr. 26 im Ranking. Kerber war bereits in Brisbane im Viertelfin­ale an der Ukrainerin Jelena Switolina gescheiter­t, sie wird mit Zweifeln nach Melbourne reisen, wo sie 2016 triumphier­t und mit einem Finalsieg gegen Serena Williams (USA) ihren ersten Grand-SlamErfolg errungen hatte. Später folgte noch der Triumph bei den US Open.

Der dreimalige Wimbledons­ieger John McEnroe sagt Kerber derweil nur eine kurze Zeit an der Spitze voraus. „Ich erwarte nicht von ihr, dass sie für lange Zeit die Nummer eins bleibt“, sagte der US-Amerikaner: „Die Spitze zu verteidige­n, ist nochmal eine ganz andere Herausford­erung. Nun ist Kerber die Gejagte. Jeder will gegen die Nummer eins gewinnen und ist extramotiv­iert. Ich hätte nie gedacht, dass Kerber die Nummer eins wird. Sie hat mich wirklich überrascht. Ich habe immer ihren Kampfgeist und ihre Intensität auf dem Platz respektier­t. Sie schafft es, in den Kopf der Gegnerin zu kommen. Aber sie ist nicht besonders groß und hat keinen guten Aufschlag.“

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FOTO: DPA Zweite frühe Pleite in Folge: Angelique Kerber muss hart an sich arbeiten.

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