Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein einziges Kommen und Gehen
Die schwierige Suche der Ravensburg Towerstars nach ausländischen Stürmern
RAVENSBURG - Die Ravensburg Towerstars, letztjähriger Halbfinalist der Deutschen Eishockey-Liga 2, sind mit einem runderneuerten Kader in die Saison 2016/17 gestartet. Bislang fehlt beim Tabellensiebten die Konstanz, was auch am ständigen Wechsel auf den Ausländerpositionen liegt.
Von fünf verpflichteten ausländischen Stürmern sind drei (Cam Reid, Riley Brace und Zach O’Brien) schon wieder weg. Stattdessen stürmen nun Ivan Rachunek und Adam Lapsansky bei den Towerstars, die in diesem Jahr das Play-off-Finale als Ziel angegeben haben – und derzeit nach 32 Spielen auf Platz sieben liegen. „Man kann noch so viele Infos über die Spieler einholen“, sagt Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan. „Am Ende ist es doch immer ein bisschen Glücksspiel.“Denn Scouts leisten sich die Zweitligisten nicht.
Bei Reid zogen Ex-Trainer Dany Naud und Schan schon nach vier Pflichtspielen die Reißleine. Den Kanadier zog es weiter zum DEL-2Konkurrenten Heilbronner Falken, nach 16 Spielen war aber auch da Schluss. Mittlerweile spielt Reid in Nordamerika bei den Utah Grizzlies. Brace, wie Reid in der Sommerpause verpflichtet, stand bei Verantwortlichen und Fans schnell in der Kritik. Nach dem Rauswurf von Naud wollte ihm der neue Trainer Toni Krinner aber eine neue Chance geben. Doch Brace packte seine Sachen – er hatte in Cortina bereits einen neuen Ver- trag unterschrieben. „Er hat uns im Stich gelassen“, schimpfte Krinner, der plötzlich nur noch zwei Kontingentstürmer hatte. Der nächste in der Reihe der Ausländer war O’Brien. Nach 20 Spielen, sechs Toren und sechs Vorlagen wurde aber auch der Kanadier für nicht gut genug befunden. O’Brien spielt nun für Wichita Thunder in Nordamerika.
Kurios wurde es bei Ivan Rachunek. Der ehemalige tschechische Nationalspieler wurde trotz einjähriger Pause verpflichtet. Anfang Dezember wurde dem 35-Jährigen gesagt, dass man mit ihm in Ravensburg nicht mehr plane. Doch Rachunek trainierte und spielte weiter mit, während neue Stürmer gesucht wurden. „Das zeigt seinen Charakter“, lobte Trainer Krinner. Als Dank erhielt Rachunek dann doch noch einen Vertrag bis zum Saisonende. Der letzte Zugang war nach Weihnachten der Slowake Adam Lapsansky.
4500 Euro sind schnell weg Zwar beteuert Schan, dass sich der Saisonetat durch die Entlassungen und Nachverpflichtungen nicht ändern würde. Aber Geld kostet das alles dennoch. Für jeden neuen Spieler muss eine Transferkarte (rund 1000 Euro) organisiert werden, Flüge und Ausrüstung müssen bezahlt werden, dazu muss jeder DEL-2-Club pro Verpflichtung 2500 Euro in den sogenannten Reindl-Pool einzahlen. Das Geld aus diesem Nachwuchstopf kommt den Stammvereinen zugute. Rund 4500 Euro sind bei neuen Spielern also schnell weg. „Und auf diesem Geld bleiben die Clubs auch sitzen“, sagt Schan.
Probleme haben aber auch andere DEL-2-Vereine. Simon Olsson bat den ESV Kaufbeuren Mitte Dezember um Freigabe. Der Leistungsträger des ESV beendete mit 27 Jahren abrupt seine aktive Karriere, um Spielerberater zu werden. Greg Gibson spielte zunächst für die Starbulls Rosenheim, nach seinem Probevertrags wechselte der Stürmer zum Vizemeister Bietigheim Steelers – für vier Spiele, denn Gibson hatte schon in seiner Zeit in Rosenheim einen Anschlussvertrag beim dänischen Team Sonderiyske unterschrieben. „Der starke Dollarkurs ist eine Sache“, sagt Schan zu den erschwerten Bedingungen in dieser Saison. „Dazu sind weniger Spieler auf dem Markt, auch das treibt den Preis hoch.“