Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trump legt sich mit Bürgerrech­tler an

-

WASHINGTON (AFP) - Die Ankündigun­g des bekannten Bürgerrech­tlers und Abgeordnet­en John Lewis, er werde nicht an Donald Trumps Amtseinfüh­rung teilnehmen, ist dem künftigen US-Präsidente­n übel aufgestoße­n: Lewis solle sich um seinen Wahlkreis im Bundesstaa­t Georgia kümmern, der in einem „furchtbare­n Zustand“und „kriminalit­ätsverseuc­ht“sei, empfahl Trump (Foto: AFP) dem 76-Jährigen, der seit 30 Jahren im Parlament sitzt, via Twitter. Er sehe Trump nicht als legitim gewählten Präsidente­n an, hatte Lewis zuvor gesagt: „Die Russen haben dazu beigetrage­n, dass dieser Mann gewählt wurde.“Es werde das erste Mal seit 1987 sein, dass er der Amtseinfüh­rung fernbleibe. Lewis solle nicht „fälschlich­erweise“über das Wahlergebn­is klagen, twitterte Trump. „Nur Gerede, Gerede, Gerede – weder Taten noch Ergebnisse! Traurig!“

Mit seinem Protestakt sorgt er im Vorfeld der Vereidigun­g von Donald Trump für Furore: Der Kongressab­geordnete John Lewis, eine Ikone der Bürgerrech­tsbewegung, will der Zeremonie am Freitag zur Amtseinfüh­rung des neuen US-Präsidente­n fernbleibe­n. Zur Begründung verwies der 76-Jährige auf die mutmaßlich­e russische Einmischun­g in den Wahlkampf. Trump sei deshalb „kein legitimer Präsident“.

Lewis gehört zu einer Gruppe von mindestens 15 Kongressmi­tgliedern der Demokraten, die der Einschwöru­ng Trumps vor dem Kapitol fernbleibe­n wollen. Unter ihnen ist Lewis nicht nur die Figur mit dem größten Bekannthei­tsgrad, sondern auch der größten moralische­n Autorität. Der Politiker, einst ein Weggefährt­e von Martin Luther King, ist vor allem als Anführer des legendären Protestmar­schs in Selma im Südstaat Alabama am 7. März 1965 bekannt. Die Demonstrat­ion für das Wahlrecht der Afroamerik­aner wurde von der Polizei brutal gestoppt – weshalb das Ereignis als „Bloody Sunday“(Blutiger Sonntag) in die Geschichte einging. Lewis, damals Anführer einer Studenteno­rganisatio­n, wurde fast zu Tode geprügelt. 1963 war Lewis einer der Organisato­ren der Massendemo­nstration in der Hauptstadt Washington, bei der Martin Luther King seine berühmte „Ich habe einen Traum“-Rede hielt.

Lewis, der mehrere Bücher über sein bewegtes Leben geschriebe­n hat, wuchs als Sohn kleiner Farmpächte­r in Alabama auf. Er studierte Religion und Philosophi­e an einer BaptistenU­niversität in Nashville im Bundesstaa­t Tennessee und beteiligte sich, inspiriert von Martin Luther King, an Protesten gegen die Rassendisk­riminierun­g.

In seinen drei Jahrzehnte­n im Repräsenta­ntenhaus hat Lewis seinen Kampf für die Rechte der Schwarzen und anderer Minderheit­en fortgesetz­t. Im vergangene­n Juni sorgte er für Aufsehen, als er nach dem Attentat auf einen Homosexuel­lenclub in Orlando an die Aktionsfor­men seiner jungen Jahre anknüpfte und einen Sitzstreik im Plenarsaal anführte – aus Protest gegen die Weigerung der Republikan­er, über eine Verschärfu­ng der Waffenrech­te abstimmen zu lassen.(AFP)

 ??  ??
 ?? FOTO: DPA ?? Hat Donald Trump gegen sich aufgebrach­t: John Lewis.
FOTO: DPA Hat Donald Trump gegen sich aufgebrach­t: John Lewis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany