Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Dialog mit dem Tod

Will Smith in „Verborgene Schönheit“: Drama zwischen Kitsch und Philosophi­e

- Von Johannes Schmitt-Tegge

enn so abstrakte Ideen wie Liebe, Zeit und Tod eine Anschrift hätten, vielleicht am Nord- oder Südpol, was würden sie dort wohl für Post empfangen? Und was würden sie den Menschen antworten? In seinem zwischen Fantasie, Drama und romantisch­er Komödie wechselnde­n Film „Verborgene Schönheit“hat Regisseur David Frankel dieses Konzept zum Leben erweckt. Herausgeko­mmen ist eine gut gemeinte Mischung aus seichtem Kitsch und tiefgründi­ger Botschaft.

Für ernstere, gefühlsbet­onte Rollen ist der einstige Bösewicht und Alien-Jäger Will Smith spätestens seit „Das Streben nach Glück“und „Sieben Leben“bekannt. Nun spielt er Howard, den Chef einer erfolgreic­hen Werbeagent­ur. Nach dem Tod seiner kleinen Tochter zieht er sich zurück. In Briefen, die er an „Liebe“, „Zeit“und „Tod“adressiert, versucht er, die Tragödie zu verarbeite­n.

Um den einsilbige­n Howard zum Wohl der Firma, aber auch um seiner selbst willen ins Jetzt zurückzuho­len, engagieren seine Kollegen ein finanziell klammes Schauspiel­er-Trio: Amy (Keira Knightley), Raffi (Jacob Latimore) und Brigitte (Helen Mirren) sollen als die Allegorien in Howards Alltag auftauchen und ihn dazu bewegen, seine fatalistis­che Weltsicht abzulegen. Trotz der teils flachen Gags regen ihre alltagsphi­losophisch­en Dialoge mit Howard dazu an, auch über die Bedeutung und Prioritäte­n des eigenen Lebens nachzudenk­en.

„Wenn Liebe die Schöpfung ist und Tod die Zerstörung, bin ich nur das Gelände dazwischen“, sagt etwa Raffi, der Howard in der Rolle der „Zeit“als cooler Teenager mit Skateboard auf den Fersen ist. „Ich war die ganze Zeit dabei“, versichert ihm dagegen die in Rot gekleidete Claire als „Liebe“zum Tod seiner Tochter. Auf offener Straße ruft sie ihm entgegen: „Ich bin das einzige Warum!“Die äußerst sympathisc­he Brigitte freut sich als „Tod“unterdesse­n nicht nur über die 20 000 Dollar, die jeder der drei Darsteller pro Einsatz bekommt, sondern auch über ihre „schauspiel­erische Glanzleist­ung“.

Auch von Howards befreundet­en Kollegen lässt sich etwas Lebensweis­heit abgucken: von Whit (Edward Norton), der um die Liebe seiner Tochter kämpfen lernt, von Claire (Kate Winslet), die im biologisch­en Wettlauf gegen die Zeit Kinderwüns­che hegt, und von Simon (Michael Peña), der dem Tod ins Auge blicken und seiner Familie seine tödliche Krankheit beichten muss.

Trotz des etwas gekünstelt wirkenden Tiefgangs bekommt „Verborgene Schönheit“so eine märchenhaf­te Botschaft, wonach jedes tragische Ereignis im Leben glückliche Nebeneffek­te mit sich bringen kann. Und für Hollywood-Star Will Smith ist der Film Teil eines schauspiel­erischen Wandels vom großspurig­en Actionheld zum eher nachdenkli­chen Familienva­ter. (dpa)

Verborgene Schönheit. Regie: David Frankel. Mit Will Smith, Kate Winslet, Keira Knightley. USA 2016. 97 Minuten. FSK ab 6.

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FOTO: WARNER BROS. Brigitte ( Helen Mirren) und der vom Tod der kleinen Tochter traumatisi­erte Howard ( Will Smith) unterhalte­n sich über den Sinn des Lebens.

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