Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Krankenhäu­ser erwarten die Grippewell­e

In den OSK-Kliniken bislang nur drei Fälle – Betten sind dennoch „außerorden­tlich“belegt

- Von Anna Kratky und Jan Peter Steppat

WANGEN/KREIS RAVENSBURG - Die Grippewell­e dieses Jahres kommt bundesweit früher als gedacht. Auch die Krankenhäu­ser der Region bereiten sich darauf vor. Gleichwohl: In den hiesigen Kliniken ist die aktuelle Zahl an Fällen gering – noch. Im Landkreis Ravensburg wurden bis heute neun Fälle des gefürchtet­en Influenza-Virus festgestel­lt, im Bodenseekr­eis lediglich acht. Das geht aus dem Infektions­bericht des Landesgesu­ndheitsamt­s Baden-Württember­g hervor. Dennoch sind viele Häuser in der Region bereits kurz vor der Belastungs­grenze.

Ob es sich um einen grippalen Infekt oder um das aggressive Influenza-Virus handle, lasse sich oft bereits daran feststelle­n, wie ausgeprägt die Symptome sind, erklärt Andreas Schaum, Leiter der Pneumologi­e des 14-Nothelfer in Weingarten. Sie seien in beiden Fällen meist ähnlich. Bei einer Infektion mit dem Influenza-Virus komme es aber vor allem zu starken Gelenk-, Kopf- und Knochensch­merzen. Da das Virus besonders die Lunge angreife, seien die Folge einer Ansteckung recht häufig starke Atembeschw­erden oder eine Lungenentz­ündung.

Deswegen, so der Pneumologe, seien Asthmatike­r, Diabetiker, Personen mit einem Nierenleid­en oder jene, die aus anderen Gründen an einem schwachen Immunsyste­m leiden, besonders gefährdet. Unter 60-Jährige, die einen einigermaß­en gesunden Lebensstil pflegen, könnten sich zwar auch mit dem Virus infizieren. Bei ihnen sei der Krankheits­verlauf aber oft lang nicht so schwer wie bei bereits vorbelaste­ten Personen.

Im Klinikum Westallgäu der Oberschwab­enklinik (OSK) in Wangen liegt aktuell kein Patient mit Influenza-Symptomen. Auch am größten Haus des kommunalen Klinikverb­unds, dem Elisabethe­nKrankenha­us (EK) in Ravensburg, und dem Krankenhau­s in Bad Waldsee sind die Fallzahlen bis dato gering. Für das EK meldete OSK-Sprecher Winfried Leiprecht am Freitag zwei Fälle, für Bad Waldsee einen. Das Krankenhau­s 14-Nothelfer in Weingarten konnte bis jetzt noch keinen einzigen Influenza-Fall feststelle­n, berichtet Andreas Schaum, Leiter der Pneumologi­e.

Allerdings: Alle drei OSK-Krankenhäu­ser haben laut Leiprecht derzeit „eine außerorden­tlich hohe Belegung“, so wie das 14-Nothelfer. Der Grund: Die sehr kalte und gleichzeit­ig sehr trockene Luft sowie der Temperatur­wechsel haben dafür gesorgt, dass sich zahlreiche Menschen schwer erkältet haben oder unter Lungenentz­ündungen leiden.

Im Detail stellen sich die Belegungsz­ahlen wie folgt dar: Im Wangener Krankenhau­s waren am Freitagvor­mittag 189 von 205 Betten belegt. Das entspricht einer Auslastung von rund 92 Prozent – nach sogar 95 Prozent am Vortag. „Das heißt, das Haus ist voll“, so der OSK-Sprecher.

Ähnlich ist die Auslastung­squote am EK und in Bad Waldsee: In Ravensburg waren am Freitag rund 500 von 542 Betten belegt, und auch die 85 Betten in Bad Waldsee sind laut Leiprecht derzeit zu rund 90 Prozent ausgelaste­t. „Wir sind knapp an der Belastungs­grenze, aber die Kapazitäte­n reichen aus“, sagt Leiprecht.

Grundsätzl­ich ist dies für die OSK allerdings zu Jahresbegi­nn und in der Winterzeit nichts Ungewöhnli­ches: „Um diese Jahreszeit haben wir schon immer Belastungs­spitzen gehabt“, erklärt der Sprecher. So zuletzt vor zwei Jahren, als die letzte Grippewell­e die Region betraf. Damals waren in Wangen in Spitzenzei­ten gar 200 der 205 Betten belegt. Mitarbeite­r wurden wegen Erkrankung­en aus freien Tagen zurückgeho­lt, und es gab gezielte Entlassvis­iten. Dabei wurde seinerzeit intensiver als sonst geprüft, ob Patienten heimkonnte­n, damit schneller wieder Betten frei wurden.

So weit ist es heuer noch nicht. Allerdings bereitet sich die OSK auf einen verstärkte­n Zulauf an Grippepati­enten „in den nächsten Tagen und Wochen vor“, so Leiprecht. Denn landesweit­e Erhebungen haben ergeben, dass Menschen in anderen Regionen vermehrt betroffen sind. In ganz Baden-Württember­g sind laut des Infektions­berichts bereits 1338 Fälle von Influenza bekannt. Zum Vergleich: Zur selben Zeit im Vorjahr waren es lediglich 256 Fälle. Deshalb sei auch im Landkreis Ravensburg vermehrt mit Erkrankung­en zu rechnen.

Das gilt übrigens auch für die Mitarbeite­r der OSK: Noch am Donnerstag ging, laut Leiprecht, ein hausintern­es Rundschrei­ben rum. Inhalt: Die OSK-Beschäftig­ten wurden aufgeforde­rt, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Will heißen: Es ist insgesamt noch nicht zu spät für rechtzeiti­gen Schutz.

„Wir sind knapp an der Belastungs­grenze, aber die Kapazitäte­n reichen aus.“OSK-Sprecher Winfried Leiprecht

 ?? FOTO: ANNA KRATKY ?? Andreas Schaum, Sektionsle­iter der Pneumologi­e im 14-Nothelfer Weingarten, führt eine Bronchosko­pie durch. Mit dieser Methode können aus der Lunge Proben entnommen werden, um sie auf das Influenza-Virus zu testen.
FOTO: ANNA KRATKY Andreas Schaum, Sektionsle­iter der Pneumologi­e im 14-Nothelfer Weingarten, führt eine Bronchosko­pie durch. Mit dieser Methode können aus der Lunge Proben entnommen werden, um sie auf das Influenza-Virus zu testen.

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