Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Krankenhäuser erwarten die Grippewelle
In den OSK-Kliniken bislang nur drei Fälle – Betten sind dennoch „außerordentlich“belegt
WANGEN/KREIS RAVENSBURG - Die Grippewelle dieses Jahres kommt bundesweit früher als gedacht. Auch die Krankenhäuser der Region bereiten sich darauf vor. Gleichwohl: In den hiesigen Kliniken ist die aktuelle Zahl an Fällen gering – noch. Im Landkreis Ravensburg wurden bis heute neun Fälle des gefürchteten Influenza-Virus festgestellt, im Bodenseekreis lediglich acht. Das geht aus dem Infektionsbericht des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg hervor. Dennoch sind viele Häuser in der Region bereits kurz vor der Belastungsgrenze.
Ob es sich um einen grippalen Infekt oder um das aggressive Influenza-Virus handle, lasse sich oft bereits daran feststellen, wie ausgeprägt die Symptome sind, erklärt Andreas Schaum, Leiter der Pneumologie des 14-Nothelfer in Weingarten. Sie seien in beiden Fällen meist ähnlich. Bei einer Infektion mit dem Influenza-Virus komme es aber vor allem zu starken Gelenk-, Kopf- und Knochenschmerzen. Da das Virus besonders die Lunge angreife, seien die Folge einer Ansteckung recht häufig starke Atembeschwerden oder eine Lungenentzündung.
Deswegen, so der Pneumologe, seien Asthmatiker, Diabetiker, Personen mit einem Nierenleiden oder jene, die aus anderen Gründen an einem schwachen Immunsystem leiden, besonders gefährdet. Unter 60-Jährige, die einen einigermaßen gesunden Lebensstil pflegen, könnten sich zwar auch mit dem Virus infizieren. Bei ihnen sei der Krankheitsverlauf aber oft lang nicht so schwer wie bei bereits vorbelasteten Personen.
Im Klinikum Westallgäu der Oberschwabenklinik (OSK) in Wangen liegt aktuell kein Patient mit Influenza-Symptomen. Auch am größten Haus des kommunalen Klinikverbunds, dem ElisabethenKrankenhaus (EK) in Ravensburg, und dem Krankenhaus in Bad Waldsee sind die Fallzahlen bis dato gering. Für das EK meldete OSK-Sprecher Winfried Leiprecht am Freitag zwei Fälle, für Bad Waldsee einen. Das Krankenhaus 14-Nothelfer in Weingarten konnte bis jetzt noch keinen einzigen Influenza-Fall feststellen, berichtet Andreas Schaum, Leiter der Pneumologie.
Allerdings: Alle drei OSK-Krankenhäuser haben laut Leiprecht derzeit „eine außerordentlich hohe Belegung“, so wie das 14-Nothelfer. Der Grund: Die sehr kalte und gleichzeitig sehr trockene Luft sowie der Temperaturwechsel haben dafür gesorgt, dass sich zahlreiche Menschen schwer erkältet haben oder unter Lungenentzündungen leiden.
Im Detail stellen sich die Belegungszahlen wie folgt dar: Im Wangener Krankenhaus waren am Freitagvormittag 189 von 205 Betten belegt. Das entspricht einer Auslastung von rund 92 Prozent – nach sogar 95 Prozent am Vortag. „Das heißt, das Haus ist voll“, so der OSK-Sprecher.
Ähnlich ist die Auslastungsquote am EK und in Bad Waldsee: In Ravensburg waren am Freitag rund 500 von 542 Betten belegt, und auch die 85 Betten in Bad Waldsee sind laut Leiprecht derzeit zu rund 90 Prozent ausgelastet. „Wir sind knapp an der Belastungsgrenze, aber die Kapazitäten reichen aus“, sagt Leiprecht.
Grundsätzlich ist dies für die OSK allerdings zu Jahresbeginn und in der Winterzeit nichts Ungewöhnliches: „Um diese Jahreszeit haben wir schon immer Belastungsspitzen gehabt“, erklärt der Sprecher. So zuletzt vor zwei Jahren, als die letzte Grippewelle die Region betraf. Damals waren in Wangen in Spitzenzeiten gar 200 der 205 Betten belegt. Mitarbeiter wurden wegen Erkrankungen aus freien Tagen zurückgeholt, und es gab gezielte Entlassvisiten. Dabei wurde seinerzeit intensiver als sonst geprüft, ob Patienten heimkonnten, damit schneller wieder Betten frei wurden.
So weit ist es heuer noch nicht. Allerdings bereitet sich die OSK auf einen verstärkten Zulauf an Grippepatienten „in den nächsten Tagen und Wochen vor“, so Leiprecht. Denn landesweite Erhebungen haben ergeben, dass Menschen in anderen Regionen vermehrt betroffen sind. In ganz Baden-Württemberg sind laut des Infektionsberichts bereits 1338 Fälle von Influenza bekannt. Zum Vergleich: Zur selben Zeit im Vorjahr waren es lediglich 256 Fälle. Deshalb sei auch im Landkreis Ravensburg vermehrt mit Erkrankungen zu rechnen.
Das gilt übrigens auch für die Mitarbeiter der OSK: Noch am Donnerstag ging, laut Leiprecht, ein hausinternes Rundschreiben rum. Inhalt: Die OSK-Beschäftigten wurden aufgefordert, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Will heißen: Es ist insgesamt noch nicht zu spät für rechtzeitigen Schutz.
„Wir sind knapp an der Belastungsgrenze, aber die Kapazitäten reichen aus.“OSK-Sprecher Winfried Leiprecht