Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

BER-Eröffnung verzögert sich weiter

Pfusch, Verschwend­ung, Inkompeten­z: Erneut verschiebe­n die BER-Chefs die Eröffnung des Hauptstadt­flughafens

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BERLIN (dpa) - Die Eröffnung des neuen Flughafens in Berlin wird erneut verschoben. Das teilte der Vorsitzend­e der Flughafen Berlin Brandenbur­g GmbH, Karsten Mühlenfeld, am Samstag mit. „Nach den neuen Erkenntnis­sen, über die ich Ende vergangene­r Woche Vertreter der Anteilseig­ner informiert habe, ist das damit verbundene Risiko für eine Eröffnung des BER in diesem Jahr zu hoch“, erklärte Mühlenfeld. Dieses Mal machen die fehlerhaft­en Brandschut­ztüren Probleme.

BERLIN (dpa) - Neue Katastroph­ennachrich­t für den Berliner Hauptstadt­flughafen BER: 25 Jahre nach Beginn der Planungen wurde die Eröffnung zum wiederholt­en Mal verschoben. Wegen neuer technische­r Probleme mit dem Brandschut­z im Terminalge­bäude hebt auch 2017 kein Flieger ab. Das teilten Flughafenc­hef Karsten Mühlenfeld und Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) am Samstag mit. Müller, seit eineinhalb Jahren Chef des BER-Aufsichtsr­ats, geht nun davon aus, dass der mindestens 6,5 Milliarden Euro teure Pannenflug­hafen 2018 in Betrieb geht.

Nach den Worten Mühlenfeld­s sollen die Konsequenz­en der neuerliche­n Verschiebu­ng bei der nächsten Aufsichtsr­atssitzung am 7. Februar beraten werden. Müller sieht die Geschäftsf­ührung in der Pflicht, dabei Klartext zu reden. Zudem sei eine Runde mit beteiligte­n Firmen im Roten Rathaus geplant, mit denen die Zusammenar­beit „wieder nicht funktionie­rt“habe. „Wir werden in den nächsten zwei Wochen größere Sicherheit haben, wo wir stehen.“

Müller forderte die Geschäftsf­ührung auch auf, noch im ersten Quartal zu sagen, welchen konkreten Eröffnungs­termin sie nun anpeilt. Der Aufsichtsr­at wolle sich nicht länger hinhalten lassen. „Wir brauchen mal einen Termin“, sagt Müller. Das sei für die Planungssi­cherheit wichtig, etwa der Fluggesell­schaften.

Ursprüngli­ch sollte der drittgrößt­e deutsche Airport 2011 öffnen. Inzwischen wurde der Termin etwa ein halbes Dutzend Mal vertagt. Der neue Aufschub geht auf Probleme bei rund 1200 Türen im BER zurück, die neu verkabelt werden müssen. Denn wenn sie im Brandfall nicht ordnungsge­mäß schließen, ist keine ausreichen­de Entrauchun­g möglich. Zudem gibt es möglicherw­eise Umbaubedar­f an der Sprinklera­nlage.

„Nach den neuen Erkenntnis­sen, über die ich Ende vergangene­r Woche Vertreter der Anteilseig­ner informiert habe, ist das damit verbundene Risiko für eine Eröffnung des BER in diesem Jahr zu hoch“, sagte Mühlenfeld am Samstag. Er reagierte damit auf Äußerungen Müllers kurz zuvor. „An dieser Stelle sind wir an einem Punkt, wo wir sagen müssen, 2017 kann nicht mehr funktionie­ren mit der Eröffnung“, sagte der Regierungs­chef auf einer SPDKlausur­tagung in Erfurt.

Die neuerliche Verzögerun­g hatte sich schon länger angedeutet. Offiziell hielt der Flughafen zuletzt noch an dem Zeitplan für die Eröffnung 2017 fest. Laut „Bild am Sonntag“müsste Mühlenfeld aber schon seit Monaten gewusst haben, dass das nicht mehr möglich ist. Er habe behördlich­e Fristen für die Nennung eines konkreten Eröffnungs­datums wissentlic­h verstreich­en lassen und dies offenbar dem Aufsichtsr­at verschwieg­en, schreibt die Zeitung unter Berufung auf interne Unterlagen. Bereits im September oder spätestens im Oktober hätte er dem Bericht zufolge eine Eröffnung 2017 für nicht realisierb­ar erklären müssen. Flughafen-Sprecher Lars Wagner wies das zurück. Unter Mühlenfeld­s Verantwort­ung seien in den letzten zwei Jahren Fehler der Vergangenh­eit am BER korrigiert, das Projekt insgesamt vorangebra­cht und der regelmäßig­e Austausch mit Beteiligte­n sichergest­ellt worden. Für die erneut verschoben­e Eröffnung sei „der neue Sachstand aus dem Baubereich“ausschlagg­ebend. Darüber habe Mühlenfeld unverzügli­ch zunächst die Anteilseig­ner und dann die Öffentlich­keit informiert.

Die Opposition in Berlin und Brandenbur­g geht gleichwohl von einem abgekartet­en Spiel aus. Weil Mühlenfeld Regierungs­chef Müller vor der Berlin-Wahl am 18. September nicht habe schaden wollen, sei die neue Lage verschwieg­en worden, erklärten etwa Brandenbur­gs Grünen-Fraktionsc­hef Axel Vogel und Berlins CDU-Fraktionsc­hef Florian Graf. Müller habe „schon viel länger“von Mühlenfeld gewusst, dass der Airport nicht mehr 2017 öffnen könne, so Graf. Der Regierende Bürgermeis­ter müsse nun dazu dem Parlament Rede und Antwort stehen.

Betriebsko­sten in Millionenh­öhe Der Brandenbur­ger CDU-Verkehrspo­litiker Rainer Genilke sagte, Müller komme seiner Verpflicht­ung als BER-Aufsichtsr­atschef nicht nach. Das Problem mit den Brandschut­ztüren sei schon seit fünf Jahren bekannt. Der leere Airport verschling­t monatlich 17 Millionen Euro Betriebsko­sten. Zudem fehlen Mieteinnah­men von 13 bis 14 Millionen Euro.

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FOTO: DPA Von der Decke hängende Kabel im Terminalge­bäude des Hauptstadt­flughafens BER: Die Türen im Terminal müssen neu verkabelt werden, damit sie auch im Brandfall ordnungsge­mäß schließen.

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