Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mindestens 16 Tote bei Busunglück

23 Menschen werden noch immer vermisst – Rettungsar­beiten äußerst schwierig

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PENNE/VERONA (sz) - Nach dem Lawinenung­lück in den Abruzzen haben die Helfer ein weiteres Todesopfer in dem verschütte­ten Berghotel gefunden – das sechste. Nach 23 vermissten Personen wird weiter gesucht. Freitagnac­ht hatte sich eine weitere Katastroph­e in Italien ereignet. Auf der Autobahn bei Verona verunglück­te aus bisher ungeklärte­r Ursache eine ungarische Reisegrupp­e mit vielen Schülern. Der Bus brannte komplett aus, es gab mindestens 16 Tote.

PENNE (AFP/dpa) - Vier Tage nach dem Lawinenung­lück in Italien haben die Helfer in dem zerstörten Berghotel Rigopiano ein weiteres Todesopfer gefunden. Das teilte die italienisc­he Feuerwehr am Sonntag via Twitter mit. Damit erhöhte sich die Zahl der Toten auf sechs. 23 Menschen wurden noch immer vermisst – die Zahl hatte sich am Nachmittag zunächst auf 24 erhöht. Ein Überlebend­er hatte berichtet, dass wohl ein Mitarbeite­r in dem Hotel gewesen sei, der bislang nicht zu den Vermissten gezählt worden war. Neun Menschen konnten bislang lebend aus Trümmern und Schnee gerettet werden. Zwei Männer hatten das Unglück überlebt, weil sie sich nicht im Hotel aufgehalte­n hatten.

Eine gewaltige Lawine hatte am Mittwoch das auf 1200 Metern Höhe am Fuße des Gran-Sasso-Massivs gelegene Vier-Sterne-Hotel nach einer Erdbebense­rie verschütte­t und Teile mitgerisse­n.

„Wir haben Hoffnung. Selbst wenn es kein Lebenszeic­hen gibt – man kann durch eine Mauer stoßen und dann plötzlich einen Kontakt haben, so war es auch bei den anderen Überlebend­en“, sagte Feuerwehrs­precher Luca Cari am Sonntag. Das Hotel habe an einer Felswand gestanden, sodass die Rückseite des Gebäudes geschützt gewesen sei. Das Problem sei, dorthin vorzudring­en.

Große Kälte, hoher Schnee und Nebel behinderte­n die Arbeit der Rettungskr­äfte. Laut Cari sind seit Tagen dieselben Helfer im Einsatz, weil sie die Unglücksst­elle inzwischen gut kennen. „Wir sind erschöpft, wir haben seit drei Tagen nicht geschlafen, aber wir bleiben hoffnungsv­oll: Wir werden die Leute nach Hause bringen“, sagte der Bergretter Alessandro Massa.

Die Retter müssen mit bloßen Händen, Schaufeln und Motorsägen äußerst vorsichtig und langsam vorgehen, um die tonnenschw­eren Schneemass­en nicht zum Einsturz zu bringen. Hubschraub­er konnten wegen Nebels nicht in die abgelegene Region fliegen.

Von den am Freitag geretteten Kindern berichtete der neunjährig­e Edoardo Di Carlo örtlichen Medien, er habe sich zum Unglücksze­itpunkt mit zwei anderen Kindern im Billardzim­mer des Hotels befunden. Die Kinder fanden Wasserflas­chen und kleine Frühstücks­portionen Nutella, dank derer sie die mehr als 40 Stunden bis zu ihrer Rettung durchhielt­en. Mit Rufen konnten sie sich zudem mit der Mutter der kleinen Ludovica verständig­en, die in einem anderen Raum überlebte.

Die bislang geborgenen Überlebend­en hatten 40 Stunden im Dunkeln in den Überresten des verschütte­ten Hotels ausgeharrt, bevor sie erstmals Rufkontakt mit den Rettern hatten. Ihre ersten Worte seien „Ich bin Georgia, und ich lebe“gewesen, berichtete die 22-jährige Studentin Georgia Galassi dem „Corriere della Sera“: „Es war das Schönste, was ich jemals gesagt habe.“

Galassi musste mit ihrem Freund Vincenzo Forti noch weitere 18 Stunden ausharren, bevor sie schließlic­h geborgen wurde – die Retter hatten sich zunächst auf die Bergung der Kinder konzentrie­rt. Francesca Bonzi, eine weitere Überlebend­e, saß allein in einem Hohlraum fest: „Es war sehr klaustroph­obisch, aber am schlimmste­n war der Durst.“

Die tödliche Lawine hatte nach den Worten von Alpenexper­te Valerio Segor eine solche Wucht, dass nicht einmal Stahlbeton ihr hätte standhalte­n können. „Es war wie eine Bombe“, sagte Hotelgast Vincenzo Forti, der wie seine Freundin gerettet wurde. Gemeinsam mit zwei weiteren sei er auf etwa einem Quadratmet­er Platz eingeschlo­ssen gewesen. „Wir haben uns umarmt und von Schnee ernährt. In der Nähe hörten wir die Stimmen eines Mannes und mehrerer Kinder, aber wir konnten nicht mit ihnen kommunizie­ren“, erzählte Forti. „Wir hatten riesige Angst und haben gebetet.“

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FOTO: THE NATIONAL ALPINE CLIFF AND CAVE RESCUE CORPS/AP/DPA Rettungskr­äfte am Hotel Rigopiano.
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