Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

FDP fordert bereits 2017 mehr Amtstierär­zte

Die Fraktion will zwei Millionen Euro vom Naturschut­zetat für 30 zusätzlich­e Veterinäre abzwacken

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die FDP fordert eine Aufstockun­g der Amtstierär­zte im Land. Einen entspreche­nden Antrag hat die Fraktion nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“in die laufenden Haushaltsb­eratungen eingebrach­t. Das dafür nötige Geld soll beim Naturschut­zetat eingespart werden. Der Vorsitzend­e des Landesverb­ands der Amtstierär­zte Thomas Pfisterer nennt den Vorschlag „sachgerech­t und maßvoll“. Mit mehr Personal, so hatte er bereits im November gesagt, wäre ein Skandal wie zuletzt der um einen Schweinezu­chtbetrieb im Alb-Donau-Kreis vermeidbar gewesen.

Mitte Oktober hatte das Veterinära­mt des Alb-Donau-Kreises einen Schweinema­stbetrieb nach Hinweisen von Tierrechts­aktivisten und Medien kontrollie­rt. Der Stall war verkotet, die Abluftschä­chte verschmutz­t, die Buchten der Tiere zum Teil deutlich überbelegt. 100 der 1200 Tiere mussten eingeschlä­fert werden, weil sie krank oder verletzt waren. Das Veterinära­mt hat den Betreibern des Hofs inzwischen verboten, künftig Schweine zu halten – für einen Verantwort­lichen gilt ein generelles Tierhaltev­erbot.

199 Stellen fehlen Pfisterer hatte in diesem Zusammenha­ng auf die Personalno­t in den Veterinärä­mtern des Landes aufmerksam gemacht, die für die Kontrolle der Betriebe zuständig sind. Laut einer Analyse des Landkreist­ags fehlen den Ämtern landesweit 199 zusätzlich­e Stellen für Amtstierär­zte. Damit würde sich ihre Zahl fast verdoppeln – derzeit gibt es im Land rund 228 Stellen für Amtstierär­zte. Die FDP schlägt nun vor, in den kommenden fünf Jahren jeweils einen Aufwuchs von 30 Stellen zu schaffen, also insgesamt 150 bis Ende der Legislatur­periode. Bereits 2017 solle mit den ersten 30 Stellen begonnen werden, wie aus dem Änderungsa­ntrag zum Landeshaus­halt 2017 hervorgeht. Zur Gegenfinan­zierung schlägt die Fraktion vor, dass der Naturschut­zetat des Landes nicht um sieben Millionen Euro aufgestock­t werden soll, wie es die grün-schwarze Landesregi­erung vorsieht, sondern um fünf Millionen Euro. Mit den zwei Millionen Euro sollen die Stellen für weitere Amtstierär­zte geschaffen werden.

Zur Begründung sagte der FDPAbgeord­nete Friedrich Bullinger, dass derzeit kein Tag vergehe, ohne dass ein grüner, schwarzer oder roter Politiker – ohne jegliche Rücksicht auf die betrieblic­he Praxis – sein eigenes Modell für ein Tierwohlsi­egel präsentier­e. „Wenn es aber darum geht, den Vollzug rechtsstaa­tlicher Pflichtauf­gaben im Tier- und Verbrauche­rschutz zu gewährleis­ten, erledigen die zuständige­n Landesregi­erungen nicht einmal ihre grundlegen­dsten Hausaufgab­en. Diese Art von Showpoliti­k macht mich stocksauer.“Und auch der Sprecher der Amtstierär­zte Pfisterer betont: „Wenn der Verbrauche­rschutz bei dieser Landesregi­erung einen Stellenwer­t haben soll, dann ist es folgericht­ig, dass man diesen kleinen Betrag umsetzen kann.“

„Ich freue mich, dass sich die FDP um die Veterinäre und Lebensmitt­elkontroll­eure im Land sorgt“, sagt dazu Verbrauche­rschutzmin­ister Peter Hauk (CDU). „Wir wollen die Veterinärä­mter stärken“, so Hauk. Allerdings nicht schon im aktuellen Haushaltsj­ahr, sondern mit dem Doppelhaus­halt 2018/19.

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