Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Verein will Vorurteile in der Gesellschaft abbauen
Bei „Ipera“setzen sich psychisch Erkrankte für Betroffene im Landkreis Ravensburg ein – Büroraum gesucht
RAVENSBURG - Eine psychische Erkrankung kann jeden Menschen treffen, ist sich Sönke Abels sicher. Und weil Betroffene von der Gesellschaft schnell „abgestempelt“werden, nicht in Entscheidungsgremien vertreten sind oder nicht wissen, wo sie unkomplizierte Hilfe finden, hat der Ravensburger mit weiteren Mitstreitern den Verein „Ipera“(Initiative Psychiatrie-Erfahrener im Landkreis Ravensburg) gegründet. Um als Anlaufstelle präsent zu sein, sucht der Verein nun nach einem geeigneten Büroraum.
Sönke Abels ist selbst Betroffener und weiß, was Menschen mit einer psychischen Erkrankung bewegt und in welchen Bereich Verbesserungspotenziale bestehen. Seit 1999 leidet er an Depressionen und Angststörungen. Im Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Weißenau arbeitet er in der Druckerei. Das ZfP unterstützt den Verein und hat Abels freigestellt, der zum Vorsitzenden des neuen Vereins gewählt wurde. 27 Mitglieder hat „Ipera“aktuell und arbeitet eng mit dem gleichgesinnten Verein „Ipebo“am Bodensee zusammen, der dort bereits seit vier Jahren besteht.
Ziel: die Hilfe verbessern Der neue Ravensburger Verein, der sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Zuschüsse und öffentliche Zuwendungen finanziert, hat das Ziel, sich aktiv für die Belange von psychisch kranken Menschen einzusetzen, Vorurteilen in der Öffentlichkeit Betroffene zahlen keinen Mitgliedsbeitrag. Fördermitglieder (Privatpersonen) können sich mit 25 Euro pro Jahr einbringen, Institutionen oder Firmen ab 120 Euro pro Jahr. Kontakt und Informationen über das Spendenkonto unter: info@iperaev.de, Telefon 0159/08195305. entgegenzutreten, über Menschenund Patientenrechte zu informieren, sich untereinander zu vernetzen, in Entscheidungsgremien vertreten zu sein und sich politisch zu psychiatrierelevanten Punkten zu positionieren, erläutert Abels. „Wir wollen keine Beratungsstelle sein, sondern Hilfestellung geben und uns international sowie national vernetzen.“Weil Fachdienste und Träger im Laufe der Jahre eine „gewisse Betriebsblindheit“entwickelt hätten, wolle der Verein sie darauf aufmerksam machen, wo Lücken bestehen und wo Betroffene Verbesserungsmöglichkeiten sehen.
Ganz wichtig sei, auch in Gremien wie beispielsweise der sogenannten „Hilfeplankonferenz“im Landkreis Ravensburg vertreten zu sein. Dort werden Entscheidungen über einzelne Menschen getroffen, die beispielsweise einen Antrag auf betreutes Wohnen gestellt haben. „Da geht es manchmal darum: Ist das für diesen Menschen das Richtige? Braucht er vielleicht noch etwas anderes“, erläutert Abels. Auch will sich der Verein für die Förderung sogenannter „Genesebegleiter“stark machen und als Beschwerde- und Beratungsstelle für den Gemeindepsychiatrischen Verbund im Landkreis Ravensburg fungieren.
Betroffene werden abgestempelt Für Abels, der gelernter Elektriker, Chemiefacharbeiter und Bürokaufmann ist, soll vor allem das Miteinander in der Gesellschaft gestärkt werden. „Wir sind normale Menschen mit einer Erkrankung. Aber besonders in aktuellen Zeiten von Amok und Terror werden Betroffene schnell abgestempelt und als gefährlich eingestuft.“Vorurteile abbauen und die Vernetzung untereinander stärken - für Abels sind dies zwei wichtige Themenfelder, mit den sich der neue Verein auseinandersetzen wird.