Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eigene Buslinie durch die Hähnlehofstraße in weiter Ferne
Laut RAB und Stadt ist die Anbindung an den Ravensburger Bahnhof zu teuer – Linie 15 könnte verlängert werden
WEINGARTEN - Die vom Gemeinderat immer wieder geforderte Buslinie durch die Weingartener Hähnlehofstraße ist trotz eines erneuten Vorstoßes der SPD-Fraktion immer noch in weiter Ferne. Laut Auskunft von Stadt Weingarten und RAB ließe sich eine Anbindung der Hähnlehofstraße und der dortigen Unternehmen an das Busnetz durch eine neue Linie nie und nimmer kostendeckend betreiben. Dafür rückt nun eine Verlängerung der bestehenden Linie 15 in den Fokus – aber auch die wäre teuer und hätte einen weiteren gewaltigen Nachteil.
Es gibt Bushaltebuchten in der Hähnlehofstraße, direkt an der Kreuzung zur Sauterleutestraße, wo zahlreiche Unternehmen und Institutionen ihre Niederlassungen haben. Nur hat dort noch nie ein Linienbus gehalten. Wenn im kommenden Jahr der Kreisel an der Kreuzung zur Sauterleutestraße gebaut wird, werden die Bushaltebuchten beibehalten. Das war der ausdrückliche Wille im Gemeinderat, auch um ein Zeichen zu setzen, dass die neue Buslinie politisch gewollt ist. Doch nun zeigt sich erneut, dass eine eigene Buslinie kaum realisierbar ist. Die Idee ist alt. Vor Jahren war im Konzept der DB Zug-Bus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH (RAB) geplant, eine Linie 5 vom Ravensburger Bahnhof über das Eisstadion in die Hähnlehofstraße und weiter durch den Westen Weingartens bis nach Baienfurt zu führen. Doch aus Kostengründen wurde daraus nichts. Die jetzige Linie 5 ist fast eine reine Schulbuslinie und führt vom Ravensburger Bahnhof über die alte B 30 zum Weingartener Schulzentrum und weiter nach Baienfurt.
Die Weingartener SPD will das nicht hinnehmen, macht bei dem Thema schon seit Jahren Druck und hatte erst kürzlich dazu im Vorfeld der Haushaltsberatungen wieder eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt. Wortlaut: Sind für die Anbindung der Hähnlehofstraße Mittel beim ÖPNV enthalten? Wird diese seit Jahren beschlossene Haltestelle kommen? Die Antwort der Stadt: Da die Stadt nicht Betreiber der Buslinie ist, sind im städtischen Haushalt hierfür keine Mittel eingestellt.
100 000 Euro Mehrkosten Es war bereits in der Oktobersitzung des Weingartener Gemeinderats nicht mehr als eine Randnotiz: In den Sitzungsunterlagen finden sich in einer Erklärung der RAB zur Einrichtung der Linie düstere Aussichten: Je nach Variante würden für eine eigene Linie durch die Hähnlehofstraße mehrere Hunderttausend Euro auf den Betreiber zukommen. Weil die Mehrkosten dieser Linie die Kommunen – in diesem Fall Ravensburg, Weingarten und Baienfurt – tragen müssten, würden bis zu 100 000 Euro bei der Stadt Weingarten hängenbleiben. „Dafür ist einfach kein Geld da“, erklärt Bürgermeister Alexander Geiger auf Anfrage. Geiger hatte die Verhandlungen mit der RAB geführt. Obendrein sei es sehr unwahrscheinlich, dass Ravensburg und Baienfurt die weiteren Mehrkosten einfach so tragen würden. „Die Mehreinnahmen werden diese Mehrkosten voraussichtlich nie decken“, schreibt die RAB. Das bedeutet quasi das vorläufige Aus für die Hähnlehof-Buslinie.
Auch die beste Alternative zu einer neuen Linie, nämlich eine Verlegung der Weingartener Stadtbuslinie 15 durch Sauterleute- und Hähnlehofstraße, würde rund 10 000 Euro mehr kosten. Geld, das die Stadt bezahlen müsste und wohl auch könnte. Die Linie 15 ist die einzige RAB-Buslinie, die allein in Weingarten verkehrt und daher auch von der Stadt bezahlt wird. Diese Linie kreuzt vom Bahnhof Weingarten-Berg her kommend im Zickzack durch Weingarten und könnte im Weingartener Süden künftig einen Umweg durch die Sauterleuteund Hähnlehofstraße nehmen (siehe Kasten und Karte).
Doch diese Umleitung der Linie 15 hätte einen großen Nachteil: Sie bindet
zwar die Weingartener Innenstadt und den Bahnhof WeingartenBerg an, nicht aber den Bahnhof Ravensburg. Nicht nur die SPD verweist in ihren Vorstößen immer wieder auf das Interesse, das vor allem die Industrieund Handelskammer und die Gesundheitsakademie an einer Busanbindung in der Hähnlehofstraße hätten. Die Leiterin der Gesundheitsakademie, Christine Brock-Gerhardt, bestätigt das: „Vor einigen Jahren gab es eine Umfrage unter den Schülern dazu. Rund 50 Prozent haben damals angegeben, vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen, wenn es eine gute Busanbindung gäbe.“
IHK will Anschluss an Bahnhof Auch die IHK bestätigt den Bedarf. „Die IHK Bodensee-Oberschwaben würde mit ihrem öffentlichen Haus der Wirtschaft und als eine der größten Weiterbildungseinrichtungen in der Region grundsätzlich von einer verbesserten Verkehrsanbindung profitieren“, schreibt Pressesprecherin Nina Gerstenkorn. „Eine gut getaktete
Busanbindung – auch zu den Tagesrandzeiten – vor allem zum Bahnhof Ravensburg könnte mit Sicherheit für viele Besucher und Weiterbildungsteilnehmer, insbesondere aus den Landkreisen Ravensburg und aus dem Bodenseekreis, eine attraktive Alternative zum PKW sein.“Derzeit müssen die Schüler und Besucher von der Bushaltestelle der Linie 2 an der Gartenstraße rund 15 Minuten laufen.
Doch mit einer Linie 15 wäre das Problem kaum gelöst. Denn die Gäste und Schüler von IHK und Gesundheitsakademie kommen teils aus dem ganzen Bundesgebiet. Daher wäre hier nur eine Anbindung an den Ravensburger Bahnhof wirklich nützlich, weil hier die überregional verkehrenden Züge halten. Trotzdem scheint die Verlängerung der Linie 15 zur Zeit die einzige machbare Möglichkeit, um die Hähnlehofstraße ans Busnetz anzubinden. Diese Variante wird nun weiter verfolgt, noch im Laufe des Jahres sollen die Möglichkeiten im Gemeinderat diskutiert werden.