Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Rätselraten um die Lindauer Therme
Am Mittwoch soll der Stadtrat über den Vertrag mit Investor Andreas Schauer entscheiden
LINDAU - Der Lindauer Stadtrat soll am Mittwoch über die Therme entscheiden. Wahrscheinlich fällt da endgültig die Entscheidung, ob die Therme kommt oder nicht. Dass diese Entscheidung laut Tagesordnung nicht öffentlich fallen soll und dass es dafür keine Vorlagen gibt, regt einige Räte auf. OB Gerhard Ecker verspricht eine zusätzliche Diskussion im öffentlichen Teil der Sitzung. Vorabinformationen seien nicht möglich, weil die entscheidende Gesprächsrunde erst am Dienstag stattfindet.
Der Stadtrat hatte im vergangenen Jahr Investor Andreas Schauer eine Frist gesetzt, bis zu der er die noch offenen Fragen klären soll (die SZ berichtete). Das betrifft vor allem das Grundstück nahe der Bahnlinie, das Schauer für den Parkplatz braucht. Ohne diese Parkplätze kann es für das Vorhaben keine Baugenehmigung geben. Damit würde es in Lindau keine Therme geben.
Bürgermeister Karl Schober führt für Lindau die Verhandlungen mit dem Investor und ist sehr zuversichtlich: „Es schaut nicht schlecht aus, ich schätze das 90:10 ein.“Aber das entscheidende Gespräch mit Investor, Anwälten und anderen Beteiligten komme erst am Dienstag zustande. Dann sind am Mittwochmorgen Absprachen in der Verwaltung nötig. Deshalb bekommen die Stadträte, anders als sonst üblich, die Unterlagen nicht schon Tage vorher, sondern erst während der Sitzung. Das gelte auch für noch offene steuerliche Fragen der Stadt. „Aber auch das scheint auf einem ganz guten Weg zu sein“, sagt Schober im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Auch Investor Schauer ist zuversichtlich. „Eine Lösung wäre da“, sagt er auf Anfrage der SZ und verweist auf die geplanten Parkplätze nahe der Bahn. Er verweist aber darauf, dass dies nur eine Zwischenlösung sein könne. Weiteres will er mit der Stadt noch verhandeln. Die Entscheidung falle in der kommenden Woche.
Vor diesem Hintergrund bestätigt OB Ecker, dass er die Stadträte zuerst hinter verschlossenen Türen über die Verhandlungen informieren will. Vorher sei das wegen der nötigen ausstehenden Gespräche nicht möglich.
Ecker hält die dann zu besprechenden Sachverhalte nicht für so kompliziert. Die Räte könnten deshalb sicher angemessen entscheiden. Ecker sagt zudem zu, dass er hinterher im öffentlichen Teil die „wesentlichen Ergebnisse“bekanntgeben werde. Dann werde es auch noch Gelegenheit geben, um darüber zu sprechen.
Damit kommt Ecker den Stadträten entgegen. Denn bei einer Umfrage der SZ unter Sprechern aller Fraktionen und Gruppen äußerten sich alle so, dass sie die eigentliche Diskussion und Entscheidung darüber, ob die Therme kommen kann oder nicht im Angesicht interessierte Lindauer Bürger treffen wollen. Jürgen Müller (LI) hat schriftlich bereits einen entsprechenden Antrag gestellt. Aber auch Schober (CSU), Uwe Birk (SPD), Max Strauß (BL), Mathias Hotz (JA), Günther Brombeiß (FB), Xaver Fichtl (ÖDP), Thomas Zipse (FW) und Ulrich Jöckel (FDP) sprechen sich für eine öffentliche Diskussion aus. Wobei ganz klar ist, dass es Grundstücksfragen und andere Details des Vertragswerks gibt, die da zum Schutz der Privatinteressen des Investors nicht zur Sprache kommen dürfen. Auch da sind sich alle einig.
Räte können sich kaum vorbereiten Als schwierig beurteilen die Stadträte, dass sie sich kaum auf die Sitzung vorbereiten können, weil sie nicht wissen, was genau auf sie zukommt. Da hätte sich manch einer eine andere Zeitplanung gewünscht. Jöckel kann sich auch vorstellen, dass die Räte die Entscheidung am Mittwoch noch mal um vier Wochen verschieben, damit sich jeder gründlich Gedanken machen kann. Immerhin geht es um eine Entscheidung, die Lindau auf Jahrzehnte bindet und die im Laufe dieser Jahre mindestens 50 Millionen Euro kosten dürfte.
Schober beruhigt aber, denn die meisten Fragen seien schon mehrfach diskutiert worden. Jetzt gehe es um die genannten Fragen hinsichtlich der Parkplätze und des steuerlichen Querverbunds. „Alles andere steht doch gar nicht mehr zur Debatte.“
Der Stadtrat muss sich am Mittwoch außerdem – und dies auf jeden Fall im öffentlichen Teil der Sitzung – mit den Forderungen der Bürgerversammlung befassen. Wie berichtet, hatten die Teilnehmer mehrheitlich den Forderungen der TSV-Schwimmer zugestimmt, die im Hallenbad eine sechste Bahn wollen und im 50Meter-Becken außen acht Bahnen.
Als Mehrkosten allein für das Hallenbad nennt Florian Schneider, Chef der Bäderbetriebe Lindau, deutlich mehr als eine Viertelmillion Euro. Allein die nötige Neuplanung werde mehr als 100 000 Euro kosten. Schneider lehnt das ab, denn das Hallenbad wäre künftig mit fünf Bahnen größer als heute mit vier Bahnen. Damit sich Badegäste, Sportler und Schulschwimmer nicht in die Quere kommen, werde es künftig zudem ein Mehrzweckbecken geben.
Auch außen lehnt Schneider laut Vorlage die zusätzlich geplanten Bahnen ab. In der Stadtratssitzung will er aber eine „Optimierung“des Außenbeckens in eine L-Form vorstellen. Wenn dadurch keine höheren Kosten entstehen, sei das möglich. Eine Abdeckung des Außenbeckens, damit das Wasser nicht unter 24 Grad kalt wird, bezeichnet Schneider als „sicherlich wünschenswert, aber mit zusätzlichen Investitions- und Betriebskosten verbunden“. Entscheiden sollen das die Stadträte.