Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schwaben-Kampagne zündet in den Medien

Auch in den sozialen Netzwerken klicken Nutzer den Film der Stadt Biberach eifrig an

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Die Schwaben-Kampagne „Geh doch nach Biberach“der Stadtverwa­ltung Biberach ist medial voll aufgegange­n: Oberbürger­meister Norbert Zeidler empfing in der vergangene­n Woche einen überregion­alen Medienvert­reter nach dem anderen. „Ich freue mich, dass es so gut ankommt und bin selbst etwas von dem medialen Echo überrascht“, sagt Zeidler. Auch im Internet sei der siebenminü­tige Film ein viraler Hit. Bei Facebook zählte das Video bis dato mehr als eine halbe Million Aufrufe, bei Youtube knapp 30 000 Klicks.

Bundesweit berichtete­n Medien in der vergangene­n Woche über die Stadt Biberach. „Vom großen B ins kleine B“– dieses Thema griffen unter anderem die „Süddeutsch­e Zeitung“, „FAZ“, „Bild“, der SWR und am Freitag auch das ZDF auf. Gerechnet hatte Zeidler im Vorfeld nicht mit diesem Erfolg – im Gegenteil. „Als mir die Mitarbeite­r die Idee vorgetrage­n hatten, war ich skeptisch“, sagte der OB. Im Nachhinein betrachtet, sei es gut gewesen, dass seine Mitarbeite­r Überzeugun­gsarbeit bei ihm leisteten. „Manchmal ist es gut, wenn man nicht immer beratungsr­esistent ist.“

Videodreh dauert sechs Stunden Die Social-Media-Kampagne „Vom großen B zum kleinen B“ist eine Antwort auf eine Aktion der Berliner Verkehrs-Gesellscha­ft (BVG), die einige ihrer Busse mit der Aufschrift „Liebe Schwaben, wir bringen euch gerne zum Flughafen“versehen hatte. Spontan war die Idee jedoch nicht, schon seit Längerem feilte die Stadt zusammen mit der Werbeagent­ur „Pink Pony“aus Stuttgart an einer Kampagne für die sozialen Netzwerke. In „Geh doch nach Biberach“nimmt Kunstfigur Rainer Holzrück alias Bernd Gnann aus Reichenbac­h bei Bad Schussenri­ed den „Schwabenha­ss“auf die Schippe und will Schwaben zum Umzug von Berlin nach Biberach bewegen. „Ich habe die Figur schon einmal für das Theater entwickelt. Es ist eine gute Möglichkei­t, das Schwäbisch­e überregion­al salonfähig zu machen“, sagte Gnann. Dass die Kampagne so fulminant gezündet hat, liege am perfekten Timing.

Die Sequenzen in Berlin drehte Gnann mit seinem Team kurz vor Weihnachte­n. Sechs Stunden an Drehzeit fielen an. Im Film spricht er mit einem Taxifahrer, mit Berlinern vor einer U-Bahn-Station oder an der Currywurst­bude. Es sei einfach gewesen, mit ihnen in Kontakt zu kommen. „Nur haben sie nichts verstanden“, berichtet Gnann von seinen Erfahrunge­n. „Wenn ich bei einem Asiamarkt oder bei einem Döner in Berlin nach Schwaben frage, sagen sie: ,Nein, so etwas haben wir nicht zu essen.‘“

Bei all der Gaudi – die Kampagne hat einen ernsten Hintergrun­d. „Wir wollten einen etwas komödianti­schen Beitrag machen, der sich mit Stadtmarke­ting und Wirtschaft­sförderung befasst“, erläutert Zeidler. Denn in manchen Wirtschaft­szweigen sind die Biberacher Unternehme­n mittlerwei­le dringend auf der Suche nach Fachkräfte­n.

Fachkräfte­mangel bei der Stadt Auch die Stadtverwa­ltung hat mit diesem Problem zu kämpfen. „Wir haben einige unbesetzte Stellen innerhalb der Verwaltung“, sagt Zeidler. Das Thema des Fachkräfte­mangels sei in Biberach angekommen. Gratulatio­n für die Kampagne gab es deshalb auch vom Geschäftsf­ührer der Industrie- und Handelskam­mer Otto Sälzle, schließlic­h habe die Kampagne Strahlkraf­t für die ganze IHK-Region Ulm-Oberschwab­en.

Hat der OB mittlerwei­le genug vom Medien-Hype? So weit möchte er nicht gehen, aber: „Ich freue mich, mich jetzt wieder mit meinen Kernkompet­enzen auseinande­rsetzen zu dürfen.“Und auch der Rest der Verwaltung habe genug zu tun: „Es ist auch nicht so, dass wir an einem Aufmerksam­keitsdefiz­it leiden“, hatte Zeidler bereits am Donnerstag­abend im Hauptaussc­huss gesagt. Die Gabe, über sich selbst lachen zu können, dürfe ruhig hin und wieder zum Tragen kommen.

Zu Ende ist die Kampagne aber noch nicht ganz. Die Stadtwerke bekleben im Laufe dieser Woche einzelne Busse unter anderem mit dem Spruch „Bei uns bekommt man Knauzen, Fastenbrez­el – und Berliner“.

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FOTO: DANIEL HÄFELE Gut gelaunt vor der ZDF-Kamera: Oberbürger­meister Norbert Zeidler (links) und Bernd Gnann diskutiere­n, ob Biberach eine U-Bahn für die Neuankömml­inge aus Berlin braucht.
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