Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schwaben-Kampagne zündet in den Medien
Auch in den sozialen Netzwerken klicken Nutzer den Film der Stadt Biberach eifrig an
BIBERACH - Die Schwaben-Kampagne „Geh doch nach Biberach“der Stadtverwaltung Biberach ist medial voll aufgegangen: Oberbürgermeister Norbert Zeidler empfing in der vergangenen Woche einen überregionalen Medienvertreter nach dem anderen. „Ich freue mich, dass es so gut ankommt und bin selbst etwas von dem medialen Echo überrascht“, sagt Zeidler. Auch im Internet sei der siebenminütige Film ein viraler Hit. Bei Facebook zählte das Video bis dato mehr als eine halbe Million Aufrufe, bei Youtube knapp 30 000 Klicks.
Bundesweit berichteten Medien in der vergangenen Woche über die Stadt Biberach. „Vom großen B ins kleine B“– dieses Thema griffen unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“, „FAZ“, „Bild“, der SWR und am Freitag auch das ZDF auf. Gerechnet hatte Zeidler im Vorfeld nicht mit diesem Erfolg – im Gegenteil. „Als mir die Mitarbeiter die Idee vorgetragen hatten, war ich skeptisch“, sagte der OB. Im Nachhinein betrachtet, sei es gut gewesen, dass seine Mitarbeiter Überzeugungsarbeit bei ihm leisteten. „Manchmal ist es gut, wenn man nicht immer beratungsresistent ist.“
Videodreh dauert sechs Stunden Die Social-Media-Kampagne „Vom großen B zum kleinen B“ist eine Antwort auf eine Aktion der Berliner Verkehrs-Gesellschaft (BVG), die einige ihrer Busse mit der Aufschrift „Liebe Schwaben, wir bringen euch gerne zum Flughafen“versehen hatte. Spontan war die Idee jedoch nicht, schon seit Längerem feilte die Stadt zusammen mit der Werbeagentur „Pink Pony“aus Stuttgart an einer Kampagne für die sozialen Netzwerke. In „Geh doch nach Biberach“nimmt Kunstfigur Rainer Holzrück alias Bernd Gnann aus Reichenbach bei Bad Schussenried den „Schwabenhass“auf die Schippe und will Schwaben zum Umzug von Berlin nach Biberach bewegen. „Ich habe die Figur schon einmal für das Theater entwickelt. Es ist eine gute Möglichkeit, das Schwäbische überregional salonfähig zu machen“, sagte Gnann. Dass die Kampagne so fulminant gezündet hat, liege am perfekten Timing.
Die Sequenzen in Berlin drehte Gnann mit seinem Team kurz vor Weihnachten. Sechs Stunden an Drehzeit fielen an. Im Film spricht er mit einem Taxifahrer, mit Berlinern vor einer U-Bahn-Station oder an der Currywurstbude. Es sei einfach gewesen, mit ihnen in Kontakt zu kommen. „Nur haben sie nichts verstanden“, berichtet Gnann von seinen Erfahrungen. „Wenn ich bei einem Asiamarkt oder bei einem Döner in Berlin nach Schwaben frage, sagen sie: ,Nein, so etwas haben wir nicht zu essen.‘“
Bei all der Gaudi – die Kampagne hat einen ernsten Hintergrund. „Wir wollten einen etwas komödiantischen Beitrag machen, der sich mit Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung befasst“, erläutert Zeidler. Denn in manchen Wirtschaftszweigen sind die Biberacher Unternehmen mittlerweile dringend auf der Suche nach Fachkräften.
Fachkräftemangel bei der Stadt Auch die Stadtverwaltung hat mit diesem Problem zu kämpfen. „Wir haben einige unbesetzte Stellen innerhalb der Verwaltung“, sagt Zeidler. Das Thema des Fachkräftemangels sei in Biberach angekommen. Gratulation für die Kampagne gab es deshalb auch vom Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Otto Sälzle, schließlich habe die Kampagne Strahlkraft für die ganze IHK-Region Ulm-Oberschwaben.
Hat der OB mittlerweile genug vom Medien-Hype? So weit möchte er nicht gehen, aber: „Ich freue mich, mich jetzt wieder mit meinen Kernkompetenzen auseinandersetzen zu dürfen.“Und auch der Rest der Verwaltung habe genug zu tun: „Es ist auch nicht so, dass wir an einem Aufmerksamkeitsdefizit leiden“, hatte Zeidler bereits am Donnerstagabend im Hauptausschuss gesagt. Die Gabe, über sich selbst lachen zu können, dürfe ruhig hin und wieder zum Tragen kommen.
Zu Ende ist die Kampagne aber noch nicht ganz. Die Stadtwerke bekleben im Laufe dieser Woche einzelne Busse unter anderem mit dem Spruch „Bei uns bekommt man Knauzen, Fastenbrezel – und Berliner“.
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