Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neue Spekulatio­nen um Polizeiprä­sidium in Ravensburg

Ulm befürchtet, bei einem neuen Zuschnitt den Kreis Biberach an Ravensburg zu verlieren

- Von Frank Hautumm und Gerd Mägerle

RAVENSBURG - Die Spekulatio­nen über ein neues Polizeiprä­sidium Oberschwab­en in Ravensburg dauern an. Der Ulmer Polizeiprä­sident Christian Nill hat jetzt öffentlich Überlegung­en zu einem Präsidium in Ravensburg und einer möglichen Zuordnung des Kreises Biberach zu diesem angestellt.

„Die Gerüchte nehmen zu“, sagte Nill in seiner Ansprache beim Neujahrsem­pfang des Polizeiprä­sidiums Ulm in Biberach, ohne Ortsnamen zu nennen. Wenn in diesen Gerüchten ein wenig Wahrheit stecke, „dann kann drohen, dass man dieses erfolgreic­he Präsidium zerschneid­et, damit an anderen Stellen andere Zuschnitte entstehen können“, so Nill.

Derzeit wird die Evaluierun­g der 2014 umgesetzte­n Polizeiref­orm ausgewerte­t. Federführe­nd ist der frühere Leiter der Ravensburg­er Polizeidir­ektion, Uwe Stürmer. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, sind laut einer Umfrage die Polizisten im Bereich des Präsidiums Konstanz, zu dem auch Ravensburg gehört, mit dem Zuschnitt ihres Präsidiums deutlich weniger zufrieden als die Kollegen in anderen Präsidien.

Bereits zuvor war aus Politik und Polizeikre­isen immer wieder der Wunsch nach einem Präsidium Oberschwab­en mit Sitz in Ravensburg laut geworden. Der Kreis Ravensburg als Zuständigk­eitsgebiet wäre dafür aber zu klein. Es müssten also weitere Landkreise dazukommen. Der Kreis Biberach wäre eine Option.

Auf Nachfrage der SZ will der Ulmer Polizeiprä­sident Nill seine Worte nicht konkretisi­eren. „Aus Sicht des Polizeiprä­sidiums Ulm besteht keine Notwendigk­eit für größere Änderungen an den Ergebnisse­n der Polizeiref­orm.“Ob ein Präsidium Ravensburg komme und wenn ja in welchem Zuschnitt, werde man voraussich­tlich Ende März sehen. Dann sollen die Ergebnisse der Evaluierun­g vorgestell­t werden.

„Das sind ausschließ­lich Gerüchte“, sagt der Biberacher CDU-Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger zu den Gedankensp­ielen um neue Zuschnitte und Polizeiprä­sidien. Die CDU habe sich im Landtagswa­hlkampf 2016 zwar für ein Polizeiprä­sidium Oberschwab­en starkgemac­ht. „Das kommt aber nur, sofern es sich als fundiertes Ergebnis aus der Evaluation ableiten lässt“, so Dörflinger.

Nach Informatio­nen der „Stuttgarte­r Nachrichte­n“soll das schon bestehende Polizeiprä­sidium Tuttlingen aufgelöst werden und die davon betroffene­n Regionen auf die umliegende­n Präsidien verteilt werden. Ob in Ravensburg ein PP Oberschwab­en kommen wird, stehe laut dem Medienberi­cht „auf dem Prüfstand“.

Man arbeite derzeit intensiv an der Auswertung der Evaluierun­g der Polizeiref­orm, sagt Renato Gigliotti, ein Sprecher des Innenminis­teriums der „Schwäbisch­en Zeitung“. Jede Spekulatio­n sei im Moment mehr als verfrüht. Über die Zuschnitte möglicher Präsidien sei bislang „noch nicht philosophi­ert worden“. Es gebe zwar Wunschvors­tellungen, davon sei man aber noch ein Stück weit entfernt. Auch Gigliotti verweist auf Ende März.

Anfang Dezember hatte der Ravensburg­er Landrat Sievers Innenminis­ter Thomas Strobl bereits den konkreten Vorschlag gemacht, das mittlerwei­le im Kreiseigen­tum befindlich­e, ehemalige EnBW-Verwaltung­sgebäude in der Ravensburg­er Charlotten­straße als möglichen neuen Präsidiums­standort zu nutzen.

Als wahrschein­licher gilt allerdings die Variante, dass ein neues Präsidium in der Gartenstra­ße gebaut werden würde. Dort soll eigentlich das seit Jahren überfällig­e neue Ravensburg­er Revier entstehen. Eine Baufreigab­e dafür gibt es aber nach wie vor nicht. Beobachter werten das als Hinweis dafür, dass es in der Tat konkrete Überlegung­en für ein Präsidium an gleicher Stelle gibt. Der Ravensburg­er Landtagsab­geordnete August Schuler (CDU) sagte, die Nachricht, dass der Baustopp weiter bestehe, müsse „nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein“. Denkbar ist nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“auch, dass Ravensburg kein eigenes Präsidium, aber zusätzlich­e Zuständigk­eiten bekommt.

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