Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wenn Kekse Daten speichern

Schüler aus Wilhelmsdo­rf wissen schon viel über Gefahren im Internet – Drei Experten haben ihnen Tipps gegeben

- Von Katrin Neef

WILHELMSDO­RF - Mit Freunden chatten, Fotos teilen, Klamotten kaufen – das Internet bietet viele tolle Möglichkei­ten. Dass dort aber auch persönlich­e Daten gespeicher­t werden und vielleicht sogar Gefahren lauern, das haben Siebtkläss­ler des Wilhelmsdo­rfer Gymnasiums am Donnerstag aus erster Hand erfahren: Medienexpe­rten einer Berliner Agentur leiteten einen Workshop zum Thema Sicherheit im Netz. Und die Schüler wussten schon ziemlich genau, auf was man achten sollte. Dass man Kekse nicht nur essen kann, sondern dass sie unter ihrem englischen Namen „Cookies“auch allerhand anstellen, das kann der zwölfjähri­ge Felix Gittinger ohne nachzudenk­en erklären: „Cookies sind persönlich­e Daten, die von Webseiten gespeicher­t werden, und Google kann sich mit diesen Informatio­nen dann auf den Nutzer spezialisi­eren. Wenn man zum Beispiel ein paar mal Flüge gebucht hat, die nicht ganz billig waren, dann bekommt man bei der nächsten Internetsu­che teurere Flüge angeboten als andere Leute, die öfter billige Flüge buchen.“Deshalb, so weiß Felix, sollte man Cookies regelmäßig löschen. Felix und seine Mitschüler nutzen das Internet oft, am wichtigste­n ist für sie WhatsApp. Mit diesem Programm auf ihren Handys können sie Textnachri­chten, Bilder, Videos und Sprachnach­richten sowie Standortin­formatione­n mit einzelnen Freunden oder in Gruppen austausche­n. Gerade auf weitere Distanzen ist das praktisch: Eine Freundin von Sarah Mutter wohnt in Augsburg, ein Freund von Simon Hund ist nach Russland gezogen. „Über WhatsApp kann Google aber auch auf Nachrichte­n und Kontakte zugreifen“, sagt Sarah. „Da sind aber private Dinge drauf “, ergänzt ihre Freundin Catlina Zeuner. Und Simon empfiehlt: „Deshalb sollte man im Internet nicht alles preisgeben.“Es gibt auch Alternativ­en zu Whats App, aber die kosten teilweise ein paar Euro im Monat, weiß Felix. Wobei WhatsApp vielleicht genau genommen auch nicht „kostenlos“ist, wie Sarah ergänzt: „Daten sind die Währung des Internets“, hat sie gelernt.

„Thema gehört in den Unterricht“Dass die Siebtkläss­ler in Wilhelmsdo­rf so viel über das Internet und soziale Medien wissen, finden die drei Workshop-Leiter der Berliner Agentur TLGG beachtlich: „Wir müssen nicht mehr erklären, was das ist, sondern wie man damit umgeht“, sagt Nina Hutzel. Sie hat mit ihren Kollegen Larissa Greth und Benjamin Seidel das Seminar organisier­t.

Die Idee war entstanden, weil die Mutter von Nina, Beate Hutzel, Lehrerin am Wilhelmsdo­rfer Gymnasium ist. „Ich finde, dass dieses Thema unbedingt in den Unterricht gehört, und von den Eltern kam dieser Wunsch auch“, sagt sie. So lud sie ihre Tochter samt Kollegen als Gastlehrer ein. Die Selbstvera­ntwortung der Schüler in der digitalen Welt sei auch Thema im neuen Bildungspl­an, sagt Beate Hutzel. „Um dieses Thema kommen wir nicht mehr drumrum“, ergänzt ihre Tochter Nina. „Man muss den Kindern und Jugendlich­en zeigen, wie’s geht, wie sie sich schützen können.“

Und dass es im Netz durchaus schlimme Situatione­n gibt, das wissen die Schüler auch: So hat Sarah die Geschichte von einem Mädchen gehört, die ein „Oben ohne“-Foto von sich per WhatsApp an ihren Freund verschickt­e – Letztendli­ch hatten alle Mitschüler das Bild auf dem Smartphone, und das Mädchen musste die Schule wechseln.

Über Fotos geärgert An ihrer Schule habe es solch ernste Fälle noch nicht gegeben, berichten die vier Wilhelmsdo­rfer. Sarah und Catlina haben sich aber auch schon über Fotos geärgert, die ohne ihr Einverstän­dnis in der WhatsApp-Klassengru­ppe geteilt wurden. Und Simon ist Administra­tor seiner Klassengru­ppe und berichtet, dass der eine oder andere schon mal Blödsinn mache. „Ich bin aus der Gruppe ausgetrete­n, das war mir zu viel, ich brauche das nicht“, sagt Felix.

Welche persönlich­en Informatio­nen hat Google von mir gespeicher­t? Wer das einsehen möchte, braucht nur ein paar Klicks: Voraussetz­ung ist, man hat einen Google-Account. Wie man sich seine Daten aus den verwendete­n Google-Produkten wie zum Beispiel G-Mail, GoogleKale­nder und Google-Fotos, exportiere­n und herunterla­den kann, zeigt Larissa von der Digital-Agentur TLGG im Video, zu sehen unter www.schwaebisc­he.de/ googledate­n

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FOTO: DPA Wie man sein Handy vor Datenmissb­rauch schützen kann, haben Wilhelmsdo­rfer Schüler bei einem Workshop gelernt.
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FOTOS: KNF Sarah und Catlina verfolgen über die WhatsApp-Gruppe ihrer Klasse, was es Neues gibt.
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Auch Felix und Simon sind gern online, empfinden einige Dinge aber auch als „Blödsinn“.

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