Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wenn Kekse Daten speichern
Schüler aus Wilhelmsdorf wissen schon viel über Gefahren im Internet – Drei Experten haben ihnen Tipps gegeben
WILHELMSDORF - Mit Freunden chatten, Fotos teilen, Klamotten kaufen – das Internet bietet viele tolle Möglichkeiten. Dass dort aber auch persönliche Daten gespeichert werden und vielleicht sogar Gefahren lauern, das haben Siebtklässler des Wilhelmsdorfer Gymnasiums am Donnerstag aus erster Hand erfahren: Medienexperten einer Berliner Agentur leiteten einen Workshop zum Thema Sicherheit im Netz. Und die Schüler wussten schon ziemlich genau, auf was man achten sollte. Dass man Kekse nicht nur essen kann, sondern dass sie unter ihrem englischen Namen „Cookies“auch allerhand anstellen, das kann der zwölfjährige Felix Gittinger ohne nachzudenken erklären: „Cookies sind persönliche Daten, die von Webseiten gespeichert werden, und Google kann sich mit diesen Informationen dann auf den Nutzer spezialisieren. Wenn man zum Beispiel ein paar mal Flüge gebucht hat, die nicht ganz billig waren, dann bekommt man bei der nächsten Internetsuche teurere Flüge angeboten als andere Leute, die öfter billige Flüge buchen.“Deshalb, so weiß Felix, sollte man Cookies regelmäßig löschen. Felix und seine Mitschüler nutzen das Internet oft, am wichtigsten ist für sie WhatsApp. Mit diesem Programm auf ihren Handys können sie Textnachrichten, Bilder, Videos und Sprachnachrichten sowie Standortinformationen mit einzelnen Freunden oder in Gruppen austauschen. Gerade auf weitere Distanzen ist das praktisch: Eine Freundin von Sarah Mutter wohnt in Augsburg, ein Freund von Simon Hund ist nach Russland gezogen. „Über WhatsApp kann Google aber auch auf Nachrichten und Kontakte zugreifen“, sagt Sarah. „Da sind aber private Dinge drauf “, ergänzt ihre Freundin Catlina Zeuner. Und Simon empfiehlt: „Deshalb sollte man im Internet nicht alles preisgeben.“Es gibt auch Alternativen zu Whats App, aber die kosten teilweise ein paar Euro im Monat, weiß Felix. Wobei WhatsApp vielleicht genau genommen auch nicht „kostenlos“ist, wie Sarah ergänzt: „Daten sind die Währung des Internets“, hat sie gelernt.
„Thema gehört in den Unterricht“Dass die Siebtklässler in Wilhelmsdorf so viel über das Internet und soziale Medien wissen, finden die drei Workshop-Leiter der Berliner Agentur TLGG beachtlich: „Wir müssen nicht mehr erklären, was das ist, sondern wie man damit umgeht“, sagt Nina Hutzel. Sie hat mit ihren Kollegen Larissa Greth und Benjamin Seidel das Seminar organisiert.
Die Idee war entstanden, weil die Mutter von Nina, Beate Hutzel, Lehrerin am Wilhelmsdorfer Gymnasium ist. „Ich finde, dass dieses Thema unbedingt in den Unterricht gehört, und von den Eltern kam dieser Wunsch auch“, sagt sie. So lud sie ihre Tochter samt Kollegen als Gastlehrer ein. Die Selbstverantwortung der Schüler in der digitalen Welt sei auch Thema im neuen Bildungsplan, sagt Beate Hutzel. „Um dieses Thema kommen wir nicht mehr drumrum“, ergänzt ihre Tochter Nina. „Man muss den Kindern und Jugendlichen zeigen, wie’s geht, wie sie sich schützen können.“
Und dass es im Netz durchaus schlimme Situationen gibt, das wissen die Schüler auch: So hat Sarah die Geschichte von einem Mädchen gehört, die ein „Oben ohne“-Foto von sich per WhatsApp an ihren Freund verschickte – Letztendlich hatten alle Mitschüler das Bild auf dem Smartphone, und das Mädchen musste die Schule wechseln.
Über Fotos geärgert An ihrer Schule habe es solch ernste Fälle noch nicht gegeben, berichten die vier Wilhelmsdorfer. Sarah und Catlina haben sich aber auch schon über Fotos geärgert, die ohne ihr Einverständnis in der WhatsApp-Klassengruppe geteilt wurden. Und Simon ist Administrator seiner Klassengruppe und berichtet, dass der eine oder andere schon mal Blödsinn mache. „Ich bin aus der Gruppe ausgetreten, das war mir zu viel, ich brauche das nicht“, sagt Felix.
Welche persönlichen Informationen hat Google von mir gespeichert? Wer das einsehen möchte, braucht nur ein paar Klicks: Voraussetzung ist, man hat einen Google-Account. Wie man sich seine Daten aus den verwendeten Google-Produkten wie zum Beispiel G-Mail, GoogleKalender und Google-Fotos, exportieren und herunterladen kann, zeigt Larissa von der Digital-Agentur TLGG im Video, zu sehen unter www.schwaebische.de/ googledaten