Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gelöste Stimmung vorm Plastico
Ungeschlagene Hoffenheimer gegen Bayern-Verfolger Leipzig – Trainer nehmens mit Humor
LEIPZIG (dpa/SID/sz) - Ob Duell der Plastik-Clubs, Aufeinandertreffen der beiden deutschen Stürmer oder einfach das Match der Erfolgstrainer – egal aus welcher Sicht man es auch betrachtet, wenn die TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf RB Leipzig trifft, ist es auf jeden Fall das Bundesliga-Spitzenspiel des Wochenendes. Sowohl Trainer Julian Nagelsmann als auch sein Leipziger Pendant Ralph Hasenhüttl genießen die Position sichtlich und sind bereits voll auf Betriebstemperatur. So nimmt Nagelsmann die steigende Aufregung um seine Mannschaft mit Humor, scherzte über die Spekulationen, wonach er beim FC Bayern
München eines Tages Nachfolger von Carlo Ancelotti werden könnte. „Ich bin in ganz engem Austausch mit Ralph Hasenhüttl und Thomas Tuchel. Wir einigen uns noch, wer Co-Trainer und wer Cheftrainer wird nächstes Jahr“, sagte er und bezog dabei seine beiden Kollegen bei Leipzig und bei Borussia Dortmund mit ein, die ebenfalls als natürliche Kandidaten gehandelt werden.
Darauf angesprochen konnte sich Hasenhüttl ein Lachen nicht verkneifen. „Der Spruch ist richtig gut, den lasse ich einfach mal so stehen. Passt“, sagte er mit einem breiten Grinsen. Bayern-Präsident Uli Hoeneß hatte zuletzt öffentlich seine Wertschätzung für Nagelsmann, den er schon einmal als Jugendtrainer zu Bayern holen wollte, und Hasenhüttl, den früheren Stürmer der BayernAmateure, zum Ausdruck gebracht. Und Tuchel gilt ohnehin schon seit Jahren als Kandidat in München. Nur Schalkes Markus Weinzierl, von Hoeneß ebenfalls hochgeschätzt, vergaß Nagelsmann in seiner Aufzählung.
Auch die Lästereien von Fans über das Duell der Emporkömmlinge mit ihren finanzstarken Mäzenen lassen Nagelsmann schmunzeln. In Anspielung an „El Clasico“im spanischen Fußball zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona bezeichnete manch einer das bevorstehende Duell nun als „El Plastico“. „Ob es ,El Plastico’ oder ,El Gigantisimo’ heißt, ist mir völlig wurscht.“
Auch Hasenhüttl schert sich nicht um die Lästereien. „Ich glaube, euch ist es auch lieber, ihr seht ein Spiel, das ein bisschen anders genannt wird, aber wo viel drinsteckt, als ein Spiel, das toll genannt wird, aber nur heiße Luft drin ist“, sagte er.
Nagelsmann fiebert der Begegnung jedenfalls entgegen und hält viel von der Leipziger Spielstärke. „Ich traue ihnen schon zu, dass sie den Bayern Paroli bieten können.“Der Aufsteiger habe eine außergewöhnliche Art zu verteidigen und Bälle wieder zu erobern: „Das löst Stress und Chaos aus beim Gegner.“Hoffenheim und Leipzig hätten große Unterschiede in der Spieleröffnung: „Bei RB ist das eher per langem Ball, sie spielen weniger hinten raus.“Hasenhüttl habe großen Anteil am Leipziger Spielstil, glaubt der Hoffenheimer.
Im Blickpunkt der Partie stehen auch TSG-Stürmer Sandro Wagner und sein Gegenüber Timo Werner. Beide haben bis zum 18. Spieltag jeweils zehn Treffer erzielt und sind damit die erfolgreichsten deutschen Stürmer. „Die Frage, wer der bessere ist, kann man kaum beantworten. Sie sind zu unterschiedlich“, sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff der „Fußball Bild“: „Sandro ist eher der klassische Strafraumstürmer wie Mario Gomez. Gewandt trotz seiner Größe, torgefährlich. Timo kommt mit seiner Schnelligkeit mehr aus dem Raum.“Nagelsmann findet einen Vergleich der beiden Torjäger dagegen generell eher abstrus: „Das ist, als ob man zwei Mittelklasse-Autos miteinander vergleicht. Der eine hat eine Sitzheizung, der andere eine Sitzlüftung. Es kommt darauf an, was man lieber hat: Der eine mag es kühl, der andere lieber heiß.“
Mit breitem Kreuz kann auch Oliver Baumann in das Duell gehen. Der Torhüter hat seinen Vertrag um drei Jahre bis zum 30. Juni 2021 verlängert. „Er ist einer, der medial immer schlechter gesehen wird, als er ist. Er ist einer der Top-Torhüter in der Bundesliga“, sagte Nagelsmann über seinen 26 Jahre alten Stammkeeper, der 2014 vom SC Freiburg zur TSG gekommen war.
Doch egal wer im Duell dann wirklich im Mittelpunkt steht, es wird laut Hasenhüttl eine „Riesenherausforderung“, schon deshalb, weil die drittplatzierten Hoffenheimer als einzige Mannschaft in der Liga noch unbesiegt sind. Hasenhüttl betonte aber auch: „Wir sind acht Punkte vor einer Mannschaft, die ungeschlagen ist.“Er erwartet eine mutige Hoffenheimer Mannschaft und ein hochklassiges Spiel.
Und auf jeden Fall auch zwei Trainer mit Betriebstemperatur an der Seitenlinie.
„Ich bin im Austausch mit Ralph Hasenhüttl und Thomas Tuchel. Wir einigen uns gerade, wer Trainer und wer Co-Trainer wird.“Julian Nagelsmann auf die Evergreen-Frage, ob er irgendwann gerne Carlo Ancelotti beim FC Bayern beerben wolle