Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kretschman­n wirbt in Indien für Zusammenar­beit

Bei Grundsatzr­ede kritisiert Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Nationalis­mus und Protektion­ismus

- Von Hendrik Groth

MUMBAI - Ohne US-Präsident Donald Trump beim Namen zu nennen, hat Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) eindringli­ch vor einem Rückfall in Nationalis­mus und Protektion­ismus gewarnt. „Wir erleben heute leider in Teilen der Welt die Tendenz zur Abschottun­g“, sagte Kretschman­n am Freitag in Mumbai vor der technische­n Universitä­t IIT Bombay, die als eine der renommiert­esten Hochschule­n Asiens gilt.

„Ich bin überzeugt, dass Protektion­ismus vielleicht ein lokales Strohfeuer auslösen kann, aber auf Dauer das Wachstum bremsen wird.“Deshalb sei das Gegenteil von Abschottun­g zwingend. Eine auf Regeln basierte internatio­nale Zusammenar­beit sei für die Zukunft die richtige Antwort auf wirtschaft­liche Probleme. Deutschlan­d und BadenWürtt­emberg könnten mit der sozialen Marktwirts­chaft dafür ein Leitbild anbieten. Das sei wichtig für den Frieden, den Schutz der Natur und die Gerechtigk­eit. „Wir müssen unsere Verschiede­nheiten kennen und schätzen“, fügte Kretschman­n hinzu.

In seiner Grundsatzr­ede vor indischen Professore­n und Studenten warb der Regierungs­chef aus Stuttgart für eine engere wissenscha­ftliche Zusammenar­beit zwischen Indien und Baden-Württember­g. „Die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie kommt nicht von selbst. Man muss etwas dafür tun, und das am besten gemeinsam.“Das gelte besonders für den Kampf gegen den Klimawande­l, bei dem Indien eine Vorreiterr­olle übernommen habe. „Ich freue mich sehr über die ehrgeizige­n Pläne Indiens zur Senkung der CO2-Emmissione­n.“

Kretschman­n beendet heute seine knapp einwöchige Indien-Reise in Bangalore, wo zahlreiche Unternehme­n Software und digitale Technik für den Weltmarkt entwickeln und produziere­n. Unter anderem betreibt der deutsche SAP-Konzern dort sein zweitgrößt­es Forschungs­zentrum. Zuvor hatte die Delegation, die vor allem aus Wirtschaft­svertreter­n und Wissenscha­ftlern bestand, Pune und Mumbai besucht. Im Mittelpunk­t der Reise stand die Landespart­nerschaft mit dem Bundesstaa­t Maharashtr­a, Möglichkei­ten für eine nachhaltig­e Stadtentwi­cklung auch mit Blick auf die Müll- und Abwasseren­tsorgung sowie Gespräche über den Automobil- wie Maschinenb­au. Baden-Württember­g will mit einem Kooperatio­nsbüro in Pune die Kontakte vor allem der mittelstän­dischen Wirtschaft mit Indien fördern.

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