Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kretschmann wirbt in Indien für Zusammenarbeit
Bei Grundsatzrede kritisiert Baden-Württembergs Ministerpräsident Nationalismus und Protektionismus
MUMBAI - Ohne US-Präsident Donald Trump beim Namen zu nennen, hat Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) eindringlich vor einem Rückfall in Nationalismus und Protektionismus gewarnt. „Wir erleben heute leider in Teilen der Welt die Tendenz zur Abschottung“, sagte Kretschmann am Freitag in Mumbai vor der technischen Universität IIT Bombay, die als eine der renommiertesten Hochschulen Asiens gilt.
„Ich bin überzeugt, dass Protektionismus vielleicht ein lokales Strohfeuer auslösen kann, aber auf Dauer das Wachstum bremsen wird.“Deshalb sei das Gegenteil von Abschottung zwingend. Eine auf Regeln basierte internationale Zusammenarbeit sei für die Zukunft die richtige Antwort auf wirtschaftliche Probleme. Deutschland und BadenWürttemberg könnten mit der sozialen Marktwirtschaft dafür ein Leitbild anbieten. Das sei wichtig für den Frieden, den Schutz der Natur und die Gerechtigkeit. „Wir müssen unsere Verschiedenheiten kennen und schätzen“, fügte Kretschmann hinzu.
In seiner Grundsatzrede vor indischen Professoren und Studenten warb der Regierungschef aus Stuttgart für eine engere wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Indien und Baden-Württemberg. „Die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie kommt nicht von selbst. Man muss etwas dafür tun, und das am besten gemeinsam.“Das gelte besonders für den Kampf gegen den Klimawandel, bei dem Indien eine Vorreiterrolle übernommen habe. „Ich freue mich sehr über die ehrgeizigen Pläne Indiens zur Senkung der CO2-Emmissionen.“
Kretschmann beendet heute seine knapp einwöchige Indien-Reise in Bangalore, wo zahlreiche Unternehmen Software und digitale Technik für den Weltmarkt entwickeln und produzieren. Unter anderem betreibt der deutsche SAP-Konzern dort sein zweitgrößtes Forschungszentrum. Zuvor hatte die Delegation, die vor allem aus Wirtschaftsvertretern und Wissenschaftlern bestand, Pune und Mumbai besucht. Im Mittelpunkt der Reise stand die Landespartnerschaft mit dem Bundesstaat Maharashtra, Möglichkeiten für eine nachhaltige Stadtentwicklung auch mit Blick auf die Müll- und Abwasserentsorgung sowie Gespräche über den Automobil- wie Maschinenbau. Baden-Württemberg will mit einem Kooperationsbüro in Pune die Kontakte vor allem der mittelständischen Wirtschaft mit Indien fördern.