Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Cannabis ist bei Jugendlich­en beliebt

Cannabis und synthetisc­h hergestell­te Substanzen sind bei Jugendlich­en beliebt

- Von Karin Kiesel

Auch an Ravensburg­er Schulen werden Drogen konsumiert und verkauft.

RAVENSBURG - Auf den Schulhöfen im Land hat sich der Verkauf und der Konsum von Drogen fast verdreifac­ht. Das geht aus Zahlen von Landeskrim­inalamt und Innenminis­terium hervor. Auch im Kreis Ravensburg wird auf dem Pausenhof gekifft und mit Drogen gedealt. Allerdings sehen weder Polizei noch Schulleite­r eine Zunahme der Problemati­k im Schussenta­l. Schulsozia­larbeiter sprechen allerdings von vermehrtem Konsum von Cannabispr­odukten und sogenannte­n „Legal highs“.

An den drei Ravensburg­er Gymnasien gibt es kein Problem mit Drogen, sagt Wolfram Freitag, Geschäftsf­ührender Schulleite­r der Gymnasien. Zumindest seien ihm keine Fälle bekannt. „Ich kann keine Änderung feststelle­n.“

Anders sieht es Christian Schneider, stellvertr­etender Schulleite­r der Gewerblich­en Schule in Ravensburg. „Dass es bei uns Schüler gibt, die Drogen konsumiere­n, lässt sich nicht abstreiten. Das wäre auch blauäugig. Allerdings kann nicht von einem Problem oder einer massiven Zunahme gesprochen werden.“Die Annahme, dass auf dem Pausenhof permanent gekifft werde, sei grundlegen­d falsch. „Jugendlich­e, also Schüler, probieren aus, dazu gehören auch Drogen. Es ist naiv zu glauben, dass es das in Ravensburg nicht gibt. Und da unterschei­den sich unsere Schüler nicht von anderen.“

Das Polizeiprä­sidium Konstanz erklärt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass Drogendeli­kte (Verkauf oder Konsum) an Schulen nicht unmittelba­r mit der jeweiligen Schule oder den Schülern zu tun haben müssen. „Der Schulhof ist ein öffentlich zugänglich­er Raum, so ähnlich wie Spielplätz­e. Selbst wenn es an einer Schule mal einen Anstieg gibt, heißt das nicht, dass deswegen die Schüler selbst mehr konsumiere­n“, erläutert Präsidiums­sprecher Markus Sauter. Die Zahlen für den Kreis Ravensburg (siehe Kasten) lassen laut Sauter keine Rückschlüs­se auf eine Steigerung der Drogenprob­lematik an Schulen im Kreis zu.

Von einer „zunehmende­n Tendenz beim Konsum von illegalen Drogen“spricht Jugendrefe­rent Thomas Ritsche vom städtische­n Amt für Jugend, Schule und Sport, in dessen Zuständigk­eit auch die Schulsozia­larbeit gehört. Das gelte besonders für Cannabispr­odukte und synthetisc­h hergestell­te Drogen, sogenannte „Legal highs“, die „relativ einfach“über das Internet bestellt werden könnten. Dem gegenüber stehe eine eindeutige Abnahme beim Alkoholmis­sbrauch bei Jugendlich­en. „Es findet eine Verschiebu­ng vom Alkohol zu illegalen und noch legal erwerbbare­n Drogen statt.“Allerdings dürfe man das keinesfall­s überbewert­en: „Von dramatisch­en Situatione­n beim Konsum illegaler Drogen sind wir an allen unseren Schulen weit entfernt.“

„Cannabis an Schulen ist ein Thema, es gibt Gruppen, die das machen“, sagt der 17-jährige Gian-Luca Orecchioni von der Gewerblich­en Schule. Der ehemalige Vorsitzend­e des Schülerrat­s hält Cannabis für eine „Mainstream-Droge“, die schon immer beliebt gewesen sei bei einigen Jugendlich­en. „Wenn manche denken, sie müssten das machen, ist das ihr Problem.“

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FOTO: IMAGO

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