Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Von der Leyens Scherbenhaufen
Immer noch schwere Mängel bei der Ausrüstung und Sorgen um gutes Personal belasten die Bundeswehr: So schreibt es der Wehrbeauftragte in seinem Bericht, den er in dieser Woche vorgelegt hat. Die zahlreichen Wenden, von denen Ministerin von der Leyen dauernd spricht, seien nicht umgesetzt.
Und nun gibt es auch noch einen handfesten Skandal in einer der angeblichen Vorzeige-Einrichtungen der Bundeswehr: Denn in Pfullendorf werden Elite-Soldaten aus ganz Europa ausgebildet. Fachlich hörte man bisher nur Gutes, menschlich dagegen hat sich anscheinend der Geist einer Truppe von Machos, Chauvinisten und gewöhnlichen Sadisten wenigstens an einigen Stellen gehalten. Dass die Missstände seit zwei Jahren „ganz oben“bekannt sind, sich aber nichts änderte, wirft Fragen auf: Warum griff die Führung nicht viel früher ein?
Ministerin von der Leyen steht acht Monate vor der Bundestagswahl vor einem Scherbenhaufen. Angesichts der aktuell 13 Auslandseinsätze und der Äußerungen des neuen US-Präsidenten, die die amerikanische Sicherheitsgarantie infrage stellen aufwerfen, ist ein Sex-Skandal das letzte, was die Bundeswehr braucht.
Nicht nur in Pfullendorf ist ein Neubeginn nötig. Weniger Bürokratie, mehr Ehrlichkeit, mehr Tempo und mehr Mut sind angezeigt, Frau Ministerin!
l.moellers@schwaebische.de