Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Polens Regierung gegen neues Museum

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WARSCHAU/DANZIG (dpa) - Geladene Gäste haben einen Tag lang das neue Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig besichtige­n können. Ob das Haus aber nach rund neunjährig­en Arbeiten wie geplant im März eröffnen werde, sei ungewiss, teilte Museumsdir­ektor Pawel Machcewicz mit. Seit dem vergangene­n Jahr treibt Polens nationalko­nservative Regierung die Zusammenle­gung der Institutio­n mit dem deutlich kleineren Westerplat­te-Museum an. Damit könnten die Regierende­n von ihnen geforderte Änderungen durchsetze­n.

Die Hauptausst­ellung, die mehr als 2000 Exponate umfasst, sei zu „universali­stisch“, kritisiere­n sie. Ihrer Meinung nach sollte das Museum vor allem die polnische Perspektiv­e auf den Zweiten Weltkrieg zeigen: als Opfer der Nazis und als Kämpfer an allen Fronten und im Untergrund. Nach Meinung der Nationalko­nservative­n, die seit 2015 in Polen regieren, sollen Museen und Erinnerung­sorte vor allem nationale Identität und Patriotism­us pflegen.

Museumsdir­ektor Pawel Machcewicz baute seit 2008 das polnische Prestige-Projekt mit auf. Vor der Eröffnung wird er höchstwahr­scheinlich entlassen.

Denn zum Februar wird aus dem Haus ein nationales Kulturinst­itut. Damit gerät es unter Einfluss der nationalko­nservative­n Regierung, die seit einem Rechtsruck 2015 in Polens Geschichts­politik neue Akzente setzt. Sie propagiert Werte wie nationale Identität und Patriotism­us. Wiederholt hatten Warschauer Kulturpoli­tiker deren Mangel in dem neuen Museum beanstande­t, dessen Initiator der ehemalige Ministerpr­äsident Donald Tusk war.

Danzigs Bürgermeis­ter Pawel Adamowicz warnt: Würden in nächster Zeit Änderungen an der Ausstellun­g vorgenomme­n, wäre es eine Verschwend­ung von Steuergeld­ern. Im äußersten Fall droht er, das Grundstück zurückzuve­rlangen. „Wir werden Zeugen, wie das Museum noch vor seiner Eröffnung aufhört zu bestehen“, sagt er. Auch in der auswärtige­n Kulturpoli­tik läuteten die PiSPolitik­er eine Wende ein: Sie entließen zahlreiche Direktoren der polnischen Kulturinst­itute.

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