Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Marathonmann
Thomas Eisele verkauft auf dem Ravensburger Markt hausgemachte Fleisch- und Wurstwaren
RAVENSBURG - Um kurz nach vier Uhr morgens beginnt für Thomas Eisele am Samstag der Arbeitstag. Dann besteigt er mit sechs bis sieben Mitarbeitern einen der beiden Kühltrucks und verlässt das Firmengelände in Ostrach in Richtung Ravensburg. Im Laster befinden sich Wurstund Fleischspezialitäten, die in der hauseigenen Metzgerei hergestellt wurden.
„Klasse statt Masse“hat sich der 43-Jährige auf die Firmenfahne geschrieben. Peinlichst genau wählt er seine regionalen Fleischlieferanten aus. Die müssen nicht nur eine artgerechte Haltung ihrer Tiere garantieren, sondern auch ihre Fütterung. Keine billige Silage, ein durch Milchsäuregärung konserviertes Futtermittel für Nutztiere, darf im Trog landen, nur der ein Euro pro Kilo teure Körnermais.
Meist endet sein Arbeitstag nicht vor 18 Uhr, und wenn es die Zeit erlaubt, schnürt Thomas Eisele die Laufschuhe. Marathon – seine große Leidenschaft. Vor zehn Jahren begann er mit dem Training, als er im Fernsehen eine Reportage gesehen hatte. Vor allem der Berlin-Marathon, den er schon in beachtlichen 3:45 Stunden geschafft hat, hat es ihm angetan. „Da sind Hunderttausende an der Strecke und feuern dich pausenlos an“, schwärmt er. „Die tragen dich bis ins Ziel, besonders in den schwierigen Phasen.“In der intensiven Vorbereitung, etwa zwölf Wochen vor dem Start, läuft er 60 bis 80 Kilometer in der Woche. Für ihn ist das Laufen auch ein bewährtes Mittel, um abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen.
1972 gründete sein Vater das Unternehmen. Sein Konzept: Die Kunden sollen nicht zum ihm kommen, sondern er geht zu den Kunden. Mittlerweile haben die Eiseles zwei Kühltrucks und verkaufen ihre Produkte auf neun Wochenmärkten an fünf Werktagen in der Bodenseeregion. Dass er einmal in den elterlichen Betrieb einsteigen würde, war für ihn überhaupt keine Frage. Auch seine Frau Christine arbeitet im Betrieb. Sie leitet die Feinkostherstellung, in der sie unter anderem auch für die Zubereitung des Fleischsalats zuständig ist – einem Verkaufshit der Eiseles. 300 Kilogramm pro Woche gehen davon pro Woche über die Ladentheke. Den Kunden scheint er zu schmecken.
Den Anspruch, Qualität und Frische zu bieten, hat Thomas Eisele von seinem Vater übernommen. Den Führungsstil allerdings nicht. „Mein Vater pflegte autoritär zu führen“, erzählt er. Das sei heute nicht mehr zeitgemäß. Der 43-Jährige führt dynamisch, bindet seine Mitarbeiter bei neuen Produkten mit ein und will vor allem eines: „Die Leute sollen Spaß an der Arbeit haben und gut gelaunt sein“, sagt er. „Das ist unsere Visitenkarte.“Auch beim Thema Stromsparen ging Thomas Eisele früh einen neuen Weg. Über Solaranlagen, die mit der Sonne wandern, und Speicheranlagen produziert er inzwischen 80 Prozent seines Bedarfs selbst.
Teamgeist ist dem 43-Jährigen sehr wichtig. Nur beim Laufen nicht – da ist er allein.