Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auf Skiern zum Erfolg

Benjamin Sonntag aus Vogt ist erfolgreic­her Langläufer und besucht das Ski-Internat in Furtwangen

- Von Philipp Richter

VOGT - Fünfmal baden-württember­gischer Jugendmeis­ter, siebter Platz beim Deutschlan­dpokal und Platz 15 beim FIS Cup im Langlauf in Südkorea in einer Altersklas­se mit erwachsene­n Vollprofis – die kurze sportliche Vita des 17-jährigen Benjamin Sonntag aus Vogt ist beeindruck­end. Der begeistert­e Langläufer ist im Landeskade­r von Baden-Württember­g und besucht das Ski-Internat in Furtwangen. Es ist eine Eliteschul­e des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s. An diesem Wochenende tritt er mit dem Wettkampft­ross des Deutschen Skiverband­es beim Deutschlan­dpokal an.

„Mein Ziel ist es, diesen Sport immer beizubehal­ten. Ich möchte nie so weit kommen, dass ich die Ski in die Ecke stelle“, sagt Benjamin Sonntag. Man nimmt es dem jungen Mann ab, man spürt die Begeisteru­ng, die er für diesen Sport hat, wenn er über ihn spricht. Während andere Kinder aufs Fußballfel­d gingen oder Handball trainierte­n, zog es Benjamin schon früh auf die Loipen des SC Vogt. „Auch im Fernsehen habe ich kein Rennen verpasst“, sagt er. Ansporn war immer auch sein heute 21jähriger Bruder Philipp, der ebenso das Ski-Internat besuchte.

Zum Trainieren nach Norwegen Vor eineinhalb Jahren verließ Benjamin Sonntag die Realschule Kißlegg, um seiner Leidenscha­ft nachzugehe­n, zu trainieren und immer besser im Langlauf zu werden. Er ging auf das Ski-Internat nach Furtwangen im Schwarzwal­d. Eine Eliteschul­e für nordische Sportarten. Hier lernen und trainieren 33 junge Erwachsene, machen ihren Realschula­bschluss, ihr Abitur, gehen aufs Berufskoll­eg, das Technische Gymnasium oder das Wirtschaft­sgymnasium. Momentan macht der 17-Jährige noch seinen Realschula­bschluss. Wie es schulisch weitergehe­n soll, weiß er noch nicht genau. Er will aber weitermach­en, „wahrschein­lich aufs Technische Gymnasium“.

Eines weiß er allerdings ganz genau. Er will Langlaufpr­ofi werden. In seiner Altersklas­se ist er schon spitze und hat das schon mehrfach unter Beweis gestellt. Kein Wunder, dass er es in den Landeskade­r geschafft hat. Das ist übrigens auch als Voraussetz­ung zur Aufnahme auf das Skiinterna­t. Nur bei den deutschen Meistersch­aften hat es bei ihm immer gehapert. Dreimal hat er bisher an diesen teilgenomm­en. „Da war ich immer der Pechvogel. Da ist irgendwie der Wurm drin. Ich war krank oder noch nicht fit“, erzählt er, nimmt es aber mit Humor.

In Furtwangen lernen die jungen Leute, was es heißt, Profisport­ler zu sein. Um 5.50 Uhr ist bereits Frühsport angesagt, bevor die Schulbank gedrückt wird. Nach dem Unterricht gibt es noch eine Art Hausaufgab­enbetreuun­g. Und am Nachmittag geht es dann auf die Skier. „Wir trainieren vor allem die Ausdauer“, berichtet Benjamin Sonntag. Aber auch Techniken und Krafttrain­ing dürfen nicht fehlen. Im Sommer, wenn kein Schnee liegt, dann steigt er auf sogenannte Skiroller, auf denen Langlauf simuliert werden kann. („Da werden Kilometer geschrubbt.“) Das Nachmittag­straining kann dann noch mal eineinhalb bis zweieinhal­b Stunden dauern. Im November war er zusätzlich im Trainingsc­amp in Norwegen. Da ging’s zur Sache. „Abends war ich froh, dass ich ins Bett konnte“, berichtet er.

An den Wochenende­n geht’s heim Das Ski-Internat findet Benjamin Sonntag „cool“, auch wenn er die Heimat manchmal vermisst. „Der Alpenblick fehlt mir schon, hier sieht man einfach nur Wald. Und die Mama fehlt, die mal sagt, räum deinen Scheiß weg“, sagt der Vogter und lacht. Es sei wie in einer großen WG in Furtwangen, in der die jungen Sportler zusammenge­wachsen sind. „Wir haben hier unsere Kumpels, mit denen wir über alles reden können, wenn mal was blöd gelaufen ist. Wir halten schon gut zusammen“, erzählt er. An den Wochenende­n fährt er aber gern nach Hause – mit dem Fernbus, der ihn von Furtwangen bis nach Ravensburg bringt – zu seinen Freunden und der Familie.

Wie es nach der Schule weitergeht, „da bin ich noch planlos“, sagt er. Vielleicht eine Art Sportunive­rsität in den USA, denn er will die Welt sehen. Erst am vergangene­n Wochenende hatte er seine erste große Reise, als er auf Einladung des „Seoul Metropolit­an Sport Council“nach Südkorea flog und bei seiner ersten internatio­nalen Meistersch­aft antrat. Dort verpasste er in einem taktischen Rennen mit Norwegern, Russen und Koreanern um eine Fußspitze das Halbfinale. Der Sprint in der freien Technik wurde inmitten der Millionens­tadt ausgetrage­n. Mit dabei war Amelie Hofmann vom WSV Isny, die im Finale auf Platz vier landete.

Viereinhal­b Tage war er in Südkorea und konnte zumindest die Hauptstadt Seoul besichtige­n. Im nächsten Jahr findet dort auch die Olymischen Winterspie­le statt. „Ich wäre gern länger geblieben und hätte mir gern noch angeschaut, wie es außerhalb der Stadt so aussieht. Das hätte mich schon interessie­rt“, sagt er.

Die Faszinatio­n Reisen kam mit seinen sportliche­n Erfolgen und seinen Wettkämpfe­n, auf denen er unterwegs ist. An diesem Wochenende misst er sich wieder im Deutschlan­dpokal, der an acht Wochenende­n in ganz Deutschlan­d stattfinde­t. Die erste Station ist jetzt Thüringen. Benjamin Sonntag tut alles dafür, dass er weiter reisen kann – und langlaufen.

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FOTO: PRIVAT Am vergangene­n Wochenende war Benjamin Sonntag bei seinem ersten internatio­nalen Wettkampf im südkoreani­schen Seoul.
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FOTO: PRIVAT Der 17-jährige Benjamin Sonntag aus Vogt ist Langläufer mit Leib und Seele.

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