Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Leutkircher baut Riesen-Skulptur zur Ski-WM
Zimmermann Johannes Zorn ist an Schweizer Kunstwerk aus Hunderten Einzelbauteilen beteiligt
LEUTKIRCH - Johannes Zorn ist ein 22-jähriger Zimmermann aus Leutkirch. Seit Mitte 2016 ist er an einem außergewöhnlichen Auftrag in der Montageleitung tätig. Täglich arbeitet er bei teilweise zweistelligen Minustemperaturen an der fast 20 Meter hohen Holzskulptur Edy, einem begehbaren Skifahrer in Abfahrtshaltung. Nach seiner Ausbildung im Allgäu wollte er bei der Firma Holzbau Freund in Samedan, im Schweizer Oberengadin, neue berufliche Erfahrungen sammeln. Dieser Wunsch ist in Erfüllung gegangen.
Edy steht im bekannten Skiort St. Moritz, wo vom 6. bis 19. Februar die Alpinen Skiweltmeisterschaften ausgetragen werden. Johannes Zorn war nicht nur beim Bau der extravaganten Tribüne maßgeblich beteiligt, sondern übernahm mit einem Kollegen die Montageleitung der kunstvollen Skulptur aus rund 640 Dreischicht-Fichtenholzplatten, die seiner Holzbaufirma zum Zusammenbau angeliefert worden waren. Nach einer parametrischen 3D-Planung waren die Produktionsdaten an den CNC-Zuschnitt gesendet und zugeschnitten worden.
„In der Werkstatt haben wir 21 Körperteile, wie den Kopf mit Helm, die Schuhe, Beine und Arme, vorab zusammengeschraubt und verklebt. Dann wurden sie per Lkw zum Standort am Grand Hotel Kulm gebracht. Zuerst wurde dort ein zwölf Meter hoher Fachwerkturm mit Treppenaufgängen errichtet, der die Holzskulptur statisch fixiert und über den wir an der Figur arbeiten können“, erläutert Johannes Zorn. Seine Zimmerer-Ausbildung hat er bei Franz Gronmayer in Reichenhofen absolviert. 2014 erreichte der Leutkircher mit einem Team den dritten Platz beim Zimmerer-Landeswettbewerb. Mit dem Preis und durch ein Stipendium wollte er sich im Ausland weiterbilden. „Schon als Kind war er immer bei Holz, Hammer und Nägeln zu finden. Basteln, mächeln, werkeln ist seine Leidenschaft“, erzählen die Eltern Renate und Burkhard Zorn vom gleichnamigen Spielwarengeschäft in Leutkirch.
Das Schlüsselerlebnis seien jedoch die Dachstuhlarbeiten am Haus in der Schneegasse 1 gewesen, die Johannes als Zwölfjähriger täglich miterlebt habe und ein bisschen mithelfen durfte. „Den nehm ich sofort als Lehrling“, sagte Zimmerermeister Franz Gronmayer damals.
Zorn ist die Ruhe in Person Seit Anfang Januar steht er mit seinem Team täglich auf dem Holzgerüst am Kunstwerk bei der Tribüne in St. Moritz. Tausende von Schrauben halten die Holzskulptur zusammen. „Das Schwierigste war vor allem die Präzision in Knotenpunkten, an denen bis zu 14 Dreiecke auf einen Punkt zusammenlaufen und exakt zusammenpassen müssen“, erklärt Johannes Zorn, der noch die Ruhe in Person ist, obwohl in einer Woche die WM beginnt.
Auch der „Innenausbau“ist alles andere als alltäglich: Die Skulptur Edy hat Raum auf drei Ebenen, eine Kletterwand und Panoramafenster. Sie dient als Event-Location rund um die WM. Fernsehmoderationen sowie Tanz- und Klettershows sollen in und an der Skulptur stattfinden. Die kristalline Form wird auch mit Projektoren farbig angestrahlt werden, ganz im Stil eines Welt-Skiortes. Ab der WM-Eröffnung am 5. Februar wird St. Moritz und seine extravagante Tribüne samt dem SkifahrerGiganten Edy täglich im Fernsehen und Internet zu sehen sein. „Es ist für mich etwas ganz Besonderes, dass ich an diesem einmaligen Projekt leitend mit dabei sein konnte“, freut sich Johannes Zorn und ist schon ein wenig stolz darauf. Alleine die Skulptur Edy kostet rund 400 000 Schweizer Franken. Doch es ist vor allem die Ehre, mitgewirkt zu haben, die zählt. Weitere Infos zur gibt es im Internet und auf Facebook unter dem Suchbegriff „Freund Holzbau, Samedan“.